Kaum eine Manga- und Animeserie erfreut sich größeren Kultstatus, als „Dragon Ball“. Spätestens, als hierzulande „Dragon Ball Z“ um 19 Uhr über die Bildschirme flimmerte, war es um unsere kleinen Kinder- und Teenagerherzen geschehen. Viele Jahre später, ist der Hype rund um Son-Goku und Compagnie natürlich etwas in Stocken geraten, der Zahn der Zeit macht auch vor Akira Toriyamas Epos nicht halt. Nichtsdestotrotz, darf die Lizenz weiterhin für alle möglichen Videospiele herhalten, denn eine Nachfrage ist weiterhin gegeben. Nach dem wir bereits „Dragon Ball: Xenoverse“ vor etwas über einem Jahr testen durften, folgt nun mit „Dragon Ball: Xenoverse 2“ der Nachfolger. Ob uns die Jagd durch die Zeit im zweiten Anlauf besser gefallen hat, oder wir doch lieber einen frischeren Ansatz gesehen hätten, erfahrt ihr in unserem Review.


Again, back in time

Nach dem es sich hierbei um ein direktes Sequel zu „Dragon Ball: Xenoverse“ handelt, dürfte denjenigen, die den Vorgänger bereits kennen, vieles bekannt vorkommen. Einmal mehr ist man Teil der Zeitpatrouille, deren Aufgabe es ist, fiese Mächte daran zu hindern, Schabernack mit den Geschehnissen der Geschichte zu treiben. Anders, als in vielen anderen „Dragon Ball“-Spielen der Vergangenheit, übernimmt man primär nicht die Kontrolle über die populäre Kämpferriege, sondern der Spieler formt hier seinen ganz eigenen Manga- und Animehelden. Es stehen fünf verschiedene Rassen zur Auswahl: Erdlinge, Saiyajins, Namekianer, Majins oder Friezas-Rasse. Diese unterscheiden sich selbstverständlich nicht nur optisch, sondern haben auch unterschiedliche Werte und Attribute. Während Saiyajins beispielsweise einen sehr offensiven Kampfstil pflegen, konzentrieren sich Namekianer und Majins eher auf eine starke Defensive. Abseits davon, bestimmt auch das Geschlecht weitere, kleinere Unterschiede. Beispielsweise können weibliche Saiyajins schneller ihre KI und Ausdauer aufladen, als ihre männlichen Artgenossen. Wenn man nun seinen ganz eigenen Helden aus den Einzelteilen zusammengeklatscht hat, geht es los. Um die Geschichte zu verstehen, muss man den Vorgänger jedoch nicht kennen, da diese weder eine allzu große Rolle spielt, noch wirklich kompliziert ist. Die meiste Zeit bewegt man sich ohnehin nur in bereits bekannten Szenen aus dem Anime. Wer diesen nicht kennt, dürfte jedoch wenig Freude daran haben. Ebenfalls wenig entfernt sich der Nachfolger vom Grundkonzept des Vorgängers. Der Spieler darf wieder munter durch die verschiedenen Zeitperioden der „Dragon Ball“-Geschichte hüpfen und Einfluss auf diese nehmen. Es gilt beispielsweise, den Z-Kämpfern im Kampf gegen Cell unter die Arme zu greifen oder Son-Goku gegen seinen Bruder Raditz zu unterstützen, um die Geschehnisse wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Wir würden gerne sagen, dass der Mangel an Kreativität uns stört, aber ehrlich gesagt, verlieren alternative Realitäten und Zeitreisen im „Dragon Ball“-Universum eher langsam an Reiz. Dafür war das gezauberte Lächeln auf das Gesicht des inneren „Dragon Ball“-Fans bei uns dann doch zu breit.

Mehr, größer, besser ...

Schnell merkt man, dass das Spiel insgesamt der altbekannten Formel von Sequels folgt. An dem eigentlichen Spielerlebnis wurde wenig geändert, stattdessen gibt es mehr Inhalte und einen Feinschliff. Auch in „Dragon Ball: Xenoverse 2“ dient wieder ein Hubsystem als Ausgangsbasis für das eigene Abenteuer. In Conton-City gibt es sogar überraschend viel zu entdecken, von eigenen Bezirken, die sich an bestimmten Themen orientieren bis hin zu Shops, in denen man für den eigenen Superkrieger Ausrüstung und Items kaufen kann. Insgesamt ist das Gebiet sieben Mal größer, als das Pendant aus dem Vorgänger. Auch das Loot-System wurde überarbeitet und fairer gestaltet, es stehen mehr Möglichkeiten zum Auswahl, um den eigenen Kampfstil und Kämpfer noch stärker anpassen zu können. Mittlerweile kann man wirklich fast von einem rollenspielartigen Grad an Komplexitität in der Charaktergestaltung sprechen, was uns als alte Genrehasen natürlich freut. Bemerkenswert ist diesmal das Auge für’s Detail beim Entwicklerstudio, das Spiel ist gespickt mit Anspielungen und Eastereggs an Begebenheiten im „Dragon Ball“-Universum, die man oft erst auf dem zweiten oder dritten Blick erkennt. Im Verlauf der Geschichte erledigt man immer weitere Aufgaben, um dann auch mit immer besseren Gegenständen belohnt zu werden. Das sorgt für einen ordentlichen RPG-Touch und lockert die ansonsten gerne monotonen „Dragon Ball“-Spiele gehörig auf. Leider bietet das Spiel nicht die Möglichkeit, den eigenen Charakter aus „Dragon Ball: Xenoverse“ in das Spiel zu importieren, um ihn selbst zu kontrollieren. Stattdessen taucht er hin und wieder als KI-Mitstreiter und in Conton-City auf. Das ist zwar nett, aber wir hätten uns doch gewünscht, ihn auch selber in den Kampf schicken zu können.

Standardkost im Kampf

Im Kampfsystem hat sich im Vergleich zum Vorgänger wenig geändert. Einmal mehr geht es darum, über die richtigen Tastendrucke immer stärkere Kombos vom Stapel zu lassen, auch hier bleibt das richtige Timing der Schlüssel zum Erfolg. Bei kaum einem anderen halbwegs erfolgreichen Kampfspiel hat man das Gefühl, mit wenig Können und minimalen Tasten-Input, den Bildschirm in ein Effektfeuerwerk tauchen zu können, als hätte man die God-Kombo gerade höchstpersönlich erfunden. Oft führt das dazu, dass man auch gar keinen wirklichen Grund hat, allzu viele neue Kampftechniken zu probieren, denn meist findet man schnell die paar wenigen Moves, die man braucht, um dem KI-Gegner zu Leibe zu rücken. Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass Anfänger relativ schnell in das Spiel hineinfinden werden. Die computergesteuerten Gegner scheinen einen leichten Intelligenzboost erhalten zu haben, wenn auch nicht sonderlich viel. Die Momente, in denen einen Mitstreiter auch gerne mal im Stich lassen oder der Gegner unnötigerweise einen Technikschwenk macht und sich in eine ungünstige Lage begibt, sind seltener, aber immer noch vorhanden. Auch kann man die Frage in dem Raum stellen, ob durch die fünftausendste Entwicklung und Pseudo-„Das habe ich jetzt nicht kommen sehen!“-Momente die Kämpfe nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Alles in allem ist das Kampfsystem ungefähr das, was man von einem zeitaktuellen „Dragon Ball“-Spiel erwarten würde, auch, wenn man natürlich immer noch nicht an die großen Serien- oder gar Genrevertreter herankommt. Positiv ist jetzt allerdings die Entwicklung, dass man eher dazu motiviert wird, in den Nahkampf zu gehen, da es schwieriger geworden ist, dem Gegner nur mit Distanzangriffen einzuheizen. Im Nahkampf tendiert es aber dann doch, gerade bei Anfängern, zu schnell zu einem Button-Mashing-Wettbewerb zu mutieren. Insgesamt sind wir aber froh, dass durch den RPG-Anteil, der Lizenz und den „Was-wäre-wenn?“-Momenten genug Abwechslung im Spiel ist, denn das Kampfsystem alleine würde niemanden allzu lang vor dem Fernsehgerät fesseln. Alles in allem kommt man aber dem „Dragon Ball“-Gefühl, durch die beeindruckende Bildkullisse sehr nahe.

Gute Modivielfalt

Wer den Storymodus abgeschlossen hat, wird nicht enttäuscht sein, denn das Spiel bietet abseits davon noch genug Inhalte, um noch für eine lange Zeit in das Universum eintauchen zu können. Am meisten haben uns dabei die 100 Parallel-Quests gefallen. In denen wird der Spieler vor verschiedene Szenarien gestellt, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade besitzen. Durch den erfolgreichen Abschluss dieser Quests erhält man Zeni, die Währung des Spiels, Items und ähnliches. Um jedoch alle Quests spielen zu können, muss man den Storymodus beendet haben. Leider wird einem manchmal der Spaß durch unfaire Bedingungen oder der künstlichen Intelligenz verdorben. Nicht selten hatten wir das Gefühl, dass der Gegner in kritischen Momenten versucht, vor uns zu „fliehen“, damit wir ja nicht das Zeitlimit unterbieten. Cool ist aber auch, dass die Möglichkeit besteht, die Quests beim erfolgreichen Abschluss noch einmal mit einem Freund – online oder lokal – spielen zu können. Im kompetitiven Spiel gegen andere Spieler, stehen 1-vs.-1- oder 3-vs.3-Matches zur Auswahl. Der gerade letztere unfassbare Spaß macht, kann man sich denken. Dass man die Übersicht hier gerne mal vergebens sucht, auch. Im Kampf gegen andere „echte“ Spieler ist es dann tatsächlich so, dass das Kampfsystem etwas Tiefe bietet und Skill belohnt, wenn man auch leider sehr oft auf Gegenspieler stößt, die sich „unfairer“ Techniken bedienen. Damit einem nicht allzu schnell langweilig wird, bietet das Spiel auch verschiedene Kämpfer aus der Serie zur Auswahl an. Die meisten sind aber einfach ein Charakter in seinen unterschiedlichen Formen und gefühlt besteht ein Sechstel der Liste aus Goku in all seinen Facetten. Das geht nun wirklich auch anders.

Technik

Am positivsten sei hier erwähnt, dass sich die Entwickler das Ziel auf die Fahne geschrieben haben, möglichst 60 Bilder pro Sekunde liefern zu können, was tatsächlich auch Großteils eingehalten wird. Gerade Prügler profitieren sehr stark davon und kompliziertere Kombos werden einen Zacken fairer. Abseits davon, ist das Spiel noch einmal ein ganzes Stück hübscher geworden, im Vergleich zum Vorgänger. Die Modelle lassen ein täuschend echtes Animegefühl aufleben, auch, wenn hier und da im Hintergrund einige Texturen den ansonsten runden und bunten Eindruck trüben. Der Soundtrack passt zum Spiel, wird aber selbstredend nicht jedem gefallen. Es sei jedem empfohlen, die Sprache auf Japanisch zu stellen, da eine deutsche Synchro nicht vorhanden ist und das englische Pendant durch Aussetzer und mangelnder Qualität negativ auffällt.