Einer der ersten Titel der verrückten Simulations-Welle, die bewusst auf Humor statt Realismus setzt, war „Surgeon Simulator“. Das Spiel besaß zwar eine furchtbare Steuerung, doch eben diese zu meistern und die Aufgaben auf kreative Weise zu lösen, machte den Reiz aus und ließen das Spiel zum Erfolg werden. Nun ist der Titel in die virtuelle Realität getreten und will das Konzept somit auffrischen. Ist den Entwicklern das auch gelungen, oder enttäuscht die Umsetzung? Wir haben viel Blut gesehen, um euch die Antwort zu liefern.

Endlich im OP

Das Spielprinzip hat sich eigentlich nicht wirklich verändert. Im Büro darf man sich anfangs eine Operation aussuchen und wird dann auch schon in den OP befördert. Dabei sind die Aufgaben durchaus unterschiedlich, mal muss ein Herz ausgetauscht werden, mal steht eine Operation am Hirn an und selbst alle Zähne darf man austauschen. Dabei muss man natürlich nicht hoch wissenschaftlich rangehen, sondern darf alle möglichen Werkzeuge nutzen, um an das Ziel zu kommen. Zu den Geräten gehören Messer, Bohrer, Laser und andere mal mehr, mal weniger kreative Möglichkeiten. Man kann diese nach Lust und Laune ausprobieren, da man auch einfach alle Organe herausnehmen kann, um das neue einzusetzen. Schließlich ist zum Beispiel in der ersten Operation das Ziel, das alte gegen ein neues Herz auszutauschen. Ob der Patient realistisch überleben würde, ist dabei völlig egal.

Damit das alles nicht zu einfach wird, muss man die Blutmenge im Auge behalten. Man kann zwar mit einer Spritze die Blutabnahme stoppen, wer jedoch überhaupt nicht aufpasst, wird nicht über die erste Operation hinwegkommen. Doch schon hier werden die Vorteile von VR deutlich, denn die Steuerung fühlt sich natürlich deutlich intuitiver an, als die herkömmliche. Dementsprechend lassen sich die Operationen oft bereits beim ersten Versuch meistern und der Ablauf fühlt sich fairer an.

Mehr als ein klassischer Chirurg

Auch in Sachen Vielfalt macht „Surgeon Simulator: Experience Reality“ vieles richtig. Nicht nur die Operationen sind vielfältig, auch die Umgebungen. Denn sobald man alle Missionen für den Operationssaal beendet hat, darf man in einer fahrenden Ambulanz sowie im Weltraum Patienten helfen. Das ist genauso verrückt, wie es sich anhört und bringt noch mehr Abwechslung in das Spiel. Zudem gibt es zahlreiche Geheimnisse, die man entdecken kann. Deshalb ist die Spiellänge auch nicht zu kurz geraten, wobei man knapp zwei Stunden braucht, wenn man sich umschaut und nicht gerade versucht, Bestzeiten aufzustellen.

Natürlich wird nicht jedem diese Verrücktheit gefallen, doch genau das begeistert viele Spieler. Anhand der manchmal wage formulierten Ziele ist allerdings nicht immer klar, was man denn genau tun muss, oder wie man es tun muss. Das kann zu Frust führen, denn jeder Fehler wird mit Blutverlust gestraft, was besonders beim Ausprobieren der Werkzeuge stören kann. Positiv hingegen sind neue Variationen von bekannten Missionen, wenn zum Beispiel das Licht ausfällt und man sich eine Lampe um den Kopf schnallen muss. Solche Ideen zeigen eben, wie gut der Titel in die virtuelle Realität passt.

Experience Virtual Reality

In der virtuellen Realität macht das Spiel nochmal mehr Spaß, als in der herkömmlichen Fassung. Dabei ist die Steuerung noch immer nicht so, wie man es von anderen Spielen gewohnt ist. Denn während Objekte in „Job Simulator“ oder „I Expect You To Die“ direkt in eine richtige Position gebracht werden, muss man hier mehrfach umgreifen, um die richtige Position einzunehmen, und selbst dann wirken die Objekte nicht fest in der Hand. Das macht das Spiel aber nicht schlechter, sondern etwas fordernder, denn ansonsten wäre es viel zu einfach. Durch einen Patch wurde zudem die Greifmechanik verbessert, denn konnte man vorher nicht durch feste Objekte greifen, weshalb es schwierig war, flache Sachen zu nehmen, wurde die Toleranz erhöht, wodurch eben dies erleichtert wird.

Auch sonst muss man die Entwickler für den Patch loben, der viele Probleme, den die Spieler lautstark bemängelt haben, ausgebessert hat. Da wäre auch die Steuerung, die nun 1:1 funktioniert. Was eigentlich normal ist, war vorher anders. Damit man Objekte in der Ferne sowie auf dem Boden aufnehmen konnte, verliefen die Hände im Verhältnis 2:1, was theoretisch gut war, sich jedoch als echter Immersionskiller bewies. Zwar ist diese Option noch immer vorhanden, muss aber erst ausgewählt werden und lässt sich nicht allzu genau steuern. Ansonsten funktioniert die Steuerung glücklicherweise gut.

Technik

Optisch ist das Spiel genauso, wie seine Vorlage. Das bedeutet natürlich, dass mit Details gespart wird und alles etwas altbacken wirkt. Das ist zwar dank VR weniger schlimm, andere Spiele haben hier aber eine deutlich bessere Figur gemacht. Ansonsten lebt das Spiel natürlich teilweise von komischen Animationen und einigen Physik-Problemen, die auch den Spielfluss stören können. Die Bildrate ist leider vor allem um die Ladezeiten herum nicht konstant hoch und somit etwas irreführend. Das Tracking funktioniert ebenfalls nicht immer perfekt, hängt jedoch natürlich davon ab, wie der eigene Hintergrund aussieht. Ansonsten ist der Soundtrack eher typisch, während die Sounds wunderbar übertrieben sind.