Auf der PlayStation 4 gibt es in regelmäßien Abständen Portierungen von klassischen Retro-Spielen wie der Arcade Archives-Reihe von Hamster Corporation. Diese sind aber meist einfach nur Portierungen bei denen man durch 4:3-Balken und keinen Neuerungen merkt, dass man wirklich nur das Mindeste gemacht hat. „Wild Guns”, ein Action-Hit vom SNES, hingegen bekam nun vor kurzem eine Frischzellenkur. Was sich an dem Titel alles so geändert hat und ob diese auch wirklich gut sind, lest ihr in der folgenden Review zu „Wild Guns Reloaded”.

Highscore-Jagd im Wilden Westen

Schon zu der damaligen Zeit war bei Action-Spielen eine Geschichte nicht wirklich priorisiert. Das gilt auch heute noch für „Wild Guns Reloaded”, weshalb es keine Erklärung gibt, warum man nun Banditen, Roboter und alles andere abschießen muss. Aber das ist auch völlig egal, da es keinen wirklichen Unterschied macht und man sich so auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Das Hauptaugenmerk liegt natürlich beim Gameplay. Dieses mischt eine Art Lightgun-Shooter mit Jump’n’Run-Einlagen. Auf einer Ebene kann man sich von links nach rechts bewegen und muss durch Sprünge und Ausweichrollen den Schüssen ausweichen. Aber natürlich ist man auch selbst ein Pistolero, weshalb man auch zurückschießen kann. Wie in einer Schießbude bewegt man nun sein Fadenkreuz und kann mit den Standardcharakteren sich beim Schießen nicht mehr bewegen. Im Gegensatz zu anderen Spielen geht es aber nicht darum, alle Gegner zu töten, sondern die Level bestehen aus drei bis vier Szenen, die bis zu 90 Sekunden andauern. In dieser Zeit ist das Ziel, möglichst viele Punkte zu machen und dabei natürlich nicht drauf zu gehen.

Knackig von der ersten Sekunde an

Letzteres wird einem wirklich sehr schwierig gemacht. Denn die Gegner kommen in sehr vielen verschiedenen Formen an, die zwar vom Angriff her meist nur entweder schießen, Raketen auf einen niederprasseln oder Dynamit werfen, aber dafür immer anders aussehen, weshalb man beim ersten Spielen nicht direkt weiß, was als nächstes passieren wird. Sowieso werden nur die wenigsten das Spiel ohne Continue schaffen, was eine Voraussetzung dafür ist, um noch mehr Inhalte wie weitere Schwierigkeitsgrade oder Farb-Variationen der Charaktere freizuschalten. Wer also alles haben möchte, der wird viele Stunden in „Wild Guns Reloaded” stecken müssen, denn das Spiel ist wohl eines der schwersten Spiele, die ich im vergangenen Jahr testen durfte. Selbst Kenner und Freunde des SNES-Spiels, wie ich es einer bin, werden sich die Zähne an dem Titel ausbeißen. Die Entwickler haben nämlich den Schwierigkeitsgrad noch einmal erhöht und sowohl die Gegner-Formierungen als auch die Skalierung im Mehrspieler angepasst.

Noch knackiger im Mehrspieler

Denn „Wild Guns Reloaded” funktioniert auch im lokalen Co-op. In diesem sind die Gegner noch einmal verdoppelt und als wäre das nicht schon genug, teilt man sich auch noch die Leben und eine Continue-Funktion ist auch nicht auffindbar. Wer also denkt, er könnte mit Freunden gemütlich zocken, der wird schnell eines Besseren belehrt sein. Bei „Wild Guns Reloaded” muss jeder Spieler sein Bestes geben, um das Ende zu sehen. Immerhin darf man im Gegensatz zum Original dieses Mal aber sogar zu viert ran, weshalb es auch zwei neue Charaktere gibt.

Ein Hund mit Roboter und eine Bomben-Lady

Während die klassischen Charaktere Cliff und Annie sehr ausgeglichen sind und sowohl schnell sind aber auch stehen bleiben müssen zum schießen, haben sich die Entwickler mit Bullet und Doris zwei grundsätzlich andere Charaktere ausgedacht. Ersterer sind eigentlich zwei, denn neben Bullet, dem kleinen Hund, spielt man auch noch einen Roboter, der für den Hund schießt. Dadurch kann man Bullet, der als einziger von den beiden Schaden bekommen kann, auch immer noch steuern und Projektilen ausweichen, während der Roboter ihn beschützt. Damit das aber nicht zu einfach ist, kann der schießende Helfer dann nicht mehr gesteuert werden, dafür schießt er aber automatisch in einem bestimmten Radius auf Widersacher. Bullet ist also gerade für diejenigen interessant, die sich lieber mehr bewegen wollen, dafür aber das Schießen sich erschweren. Ordentlich Rumms hingegen macht Doris, die sich nur langsam über das Bild bewegt aber dafür mit aufladbaren Bombenwürfen ein Drittel des Bildschirms mit Explosionen überzieht. Einzeln sind die neuen Charaktere fast unspielbar, vor allem Doris, aber im Mehrspieler werden sie zu einem Schlüssel-Element, um diesen durchzuspielen, sofern man sie dann beherrscht aber trotzdem sind sie eine sehr coole und willkommene Erweiterung.

Perfekt umgesetzt

Wo „Wild Guns Reloaded” aber tadellos brilliert ist der technische Rahmen. Die Pixel-Optik steht dem Western-Setting ausgezeichnet und auch die Optimierungen für heutige Standards sind super umgesetzt. Das Spiel erstrahlt in einem nativen 16:9-Bildmodus, ist butterweich und man merkt zu keiner Sekunde, dass es ein klassisches SNES-Spiel ist, sofern man es nicht weiß. Auch der Soundtrack hat einige schöne 16-Bit-Tracks, wovon einige neu sind und andere wiederum schon im Original vorhanden waren.