Ich hätte niemals gedacht, dass ich eine Review zu einem neuen „Psychonauts“-Spiel schreiben würde. Und nun sitze ich hier und tippe Zeilen über das neueste Abenteuer der Crew, die eines meiner absoluten Lieblingsspiele zu einem ewigen Klassiker gemacht haben. Denn neben der detaillierten und einfallsreichen Welt sowie der grandiosen Level-Gestaltung waren es vor allem Raz, seine Mitcamper und deine Lehrer, die jedem Spieler in Erinnerung bleiben dürften. Zwar sehen die ersten Spielszenen zu „Psychonauts 2“ bereits sehr gut aus, doch mich hat ein Titel noch mehr interessiert, nämlich das nun erschienene „Psychonauts in the Rhombus of Ruin“, das nicht nur die Wartezeit erträglicher machen soll, sondern exklusiv für VR-Brillen entwickelt wurde. Im Test wollen wir euch nun verraten, wieso das Spiel ein voller Erfolg ist, aber trotzdem nicht unseren Award erhält.

Last time on „Psychonauts“

Tatsächlich knüpft das Spiel direkt an deinen Vorgänger an und führt die Geschichte fort. Raz, Lili, Sasha, Milla und der unvergleichliche Coach Oleander befindet sich im Flugzeug, um den entführten Truman ausfindig zu machen, den Chef der Psychonauten. Dank Raz finden sie ihn auch, jedoch befindet er sich im Rhombus of Ruin, und die Crew stürzt ab, kurz bevor sie die nicht genutzten Labore der Psychonauten erreichen. Als Raz erwacht, muss er feststellen, dass er gefangen genommen wurde, und nutzt anschließend seine Fähigkeiten, um seine Freunde ausfindig zu machen und diese zu befreien.

Wenn man ganz kritisch an die Geschichte herangehen möchte, kann man natürlich bemängeln, dass es nur wenige Überraschungen gibt, die Geschichte bis auf eine Wendung recht vorhersehbar ist und hier eher ein Zwischenkapitel eingebaut wird, um den Grundstein für „Psychonauts 2“ zu legen. Doch das wäre ebenfalls ziemlich unfair, denn abseits der eigentlichen Handlung erlebt man exakt den legendären Humor, der das erste Spiel geprägt hat. Egal ob die Charaktere, die sich in völlig neuen Situationen wiederfinden, die großartigen Sprüche, die einem regelmäßig zum Lachen bringen, oder die völlig überzogenen Animationen, alles passt perfekt und lässt das Fan-Herz höher schlagen. Auch die zahlreichen Anspielungen an den Vorgänger sind genau das, was die Fans hören und sehen wollen. Hier haben die Macher wirklich auf ganzer Linie abgeliefert und machen die Spieler sehr optimistisch, dass sowohl der Charme, der Humor als auch die Dramatik im zweiten Hauptteil verwirklicht wird.

Ein frischer Genre-Wechsel

Natürlich lässt sich das Gameplay des Originals nicht in VR umsetzen, ohne jeden Spieler nach fünf Minuten krank zu machen. Deshalb ist der Twist, dass Raz permanent an einen Stuhl gefesselt ist, recht clever gelöst. Um sich trotzdem zu bewegen, kann der Spieler Lebewesen anvisieren und sich in ihre Köpfe befördern, um das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven zu beobachten. Das ist auch nötig, denn im Endeffekt muss man verschiedene Rätsel lösen, um die anderen Psychonauten zu retten. Dabei stehen einem auch verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung, die jedoch nach der Einführung erst wieder freigeschaltet werden müssen. Allgemein macht es Spaß sich so durch die Szenen zu bewegen, und durch die fehlende Bewegung konnten wir das Abenteuer ohne Pause durchspielen.

Die Rätsel selber sind zwar nicht die schwierigsten, aber dennoch vielfältig und unterhaltsam. Dabei geht es eigentlich stets darum Objekte zu finden, Schalter zu nutzen oder die richtigen Elemente miteinander zu kombinieren. Das wird durch die sehr unterschiedlichen Szenarios und einen cleveren Twist nie langweilig und somit ist der Rätselprozess vielleicht ähnlich, die Ausführung jedoch stets frisch. Und man darf sich tatsächlich auf übertriebene Elemente und Umgebungen freuen, die voller Charme den Spieler regelrecht einsaugen. Die Detailverliebtheit kann sich wirklich sehen lassen, und es wird klar, wieso das Spiel ein wenig länger in Entwicklung war, als die Spieler es sich gewünscht haben. Auch die Steuerung brachte keine Probleme, da der normale DualShock-Controller nur für die besonderen Kräfte genutzt wurde, und das Anvisieren durch Kopfbewegungen geschieht. Das passt erneut zu der Welt der Psychonauten und wurde wunderbar in VR umgesetzt.

Das traumhafteste Abenteuer?

Bevor das Fanboy-Herz völlig außer Kontrolle gerät, müssen wir leider auch sagen, dass das Spiel nicht perfekt ist. Das Bewegen über die Lebewesen funktioniert zwar gut in den geschlossenen Räumen, in denen man Rätsel lösen muss, wenn man jedoch von einem Ort zum anderen möchte, wird das schnell langweilig und nervig. Dann darf man sich nämlich von Fisch zu Fisch teleportieren, und sieht eigentlich nichts allzu spektakuläres. Dabei sind es gut zehn Zwischenstationen bis man endlich wieder auf seine geliebten Charaktere und clevere Rätsel trifft, was den Spielfluss kaputt macht. Fast hätten wir uns eine echte Ladezeit gewünscht, anstatt zum wiederholten Mal auf Fische warten zu müssen.

Auch die Länge ist nicht unbedingt das Beste. Selbst wer die Umgebungen bestaunt und alle Möglichkeiten bei den Rätseln ausprobieren möchte, wird nicht über die zwei Stunden hinaus kommen. Zwar sind diese zwei Stunden, bis auf die langen Wege, wirklich dicht gefüllt und langweilen nicht, doch am Ende wünscht man sich durchaus mehr. Auch die Rätsel hätten ein wenig schwieriger sein können, denn wer alle aufleuchtenden Objekte untersucht, wird schnell hinter die Lösungen kommen. Das wiegt zwar auch nicht allzu schwer, da die Lösungen typisch lustig und kreativ sind, doch man wird auch durch sich wiederholende Kommentare an der Hand gehalten.

Traumhafte Technik

Optisch gehört das Spiel zu den besten VR-Spielen. Es sieht genauso aus, wie man sich die Welt von „Psychonauts“ in VR vorstellen würde, mit bunten und doch leicht tristen Farben, aberwitzigen Konstruktionen, wunderbar abstrakten Architekturen und perfekt überzeichneten Animationen. Wer das originale Spiel aufgrund seines Charmes mochte, wird hier regelrecht dahinschmelzen. Auch sonst gab es keine Bugs, und das Spiel lief durchgehen flüssig. Der Soundtrack ist erneut sehr stimmig, vor allem das Titellied fasst den Agenten-Thriller-Charme perfekt ein, und man merkt auch ansonsten, dass hier Peter McConnell erneut am Werk war. Auch was die Sprecher angeht gibt es nichts zu bemängeln, da Richard Horvitz, Nicki Rapp und die weiteren Sprecher erneut ihre Rollen eingenommen haben und ihre Charaktere perfekt umsetzen. Das einzige, das man bemängeln könnte, wäre die fehlende deutsche Sprache, doch wir sind mehr als zufrieden mit dem Originalton.