Im letzten Jahr erschien mit „Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book“ der erste Ableger der neuen „Mysterious“-Reihe für die PlayStation 4, allerdings waren wir bei unserer Review nur bedingt vom Spiel überzeugt. Da sich die Kritikpunkte allerdings überwiegend auf die Geschichte und die Charaktere bezogen, könnte „Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey“, mit der entsprechenden Berücksichtigung der Kritikpunkte, jetzt in andere Wertungsbereiche aufsteigen. Inwieweit dies dem 18. Teil der „Atelier“-Reihe und gleichzeitig zweiten Teil der „Mysterious“-Reihe tatsächlich gelungen ist, wollen wir euch nun in unserer Review erzählen.

Geschichte

Die Geschichte von „Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey“ spielt zeitlich nach den Geschehnissen von „Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book“. Zwar ist es nicht unbedingt notwendig, den ersten Ableger der „Mysterious“-Reihe gespielt zu haben, allerdings auch nicht wirklich schlecht, um die Vorgeschichte und damit auch den Gesamtzusammenhang zu kennen.

Ertona ist ein kleines Dorf in den Rocky Mountains. Ein riesiges Eisentor schützt die Dorfbewohner von den Gefahren der Außenwelt. Allerdings ist es nur wenigen Dorfbewohner erlaubt, durch dieses Eisentor zu gehen und die Welt zu bereisen. Firis gehört nicht zu denen, die dieses Privileg haben, wodurch ihre Sehnsucht nach der restlichen Welt von Tag zu Tag größer wird. Eines Tages wird plötzlich das große Eisentor gesprengt und die Alchemisten Sophie und Platcha stehen auf einmal am Rand des Dorfes. Firis ist direkt Feuer und Flamme für die Arbeit der beiden Besucherinnen und setzt es sich selbst zum Ziel, die Kunst der Alchemie zu studieren und die Welt zu bereisen.

Das Leben in Ertona

An diesem Punkt fängt zwar das eigentliche Abenteuer an, allerdings beginnt das Spiel schon wesentlich früher. „Atelier Firis“ beginnt nämlich damit, dass man, nach einem wunderschönen Intro (unterlegt mit einem japanischen Titellied), mit Firis das Dorf Ertona erkundet und für den Dorfvorsteher Materialien, Rohstoffe und Pflanzen sammelt. Das ist zwar nicht sonderlich interessant, sollte aber unbedingt erwähnt werden, um zu zeigen dass das Spiel einen wirklich langsamen und ruhigen Einstieg hat. Ich persönlich habe in den letzten Jahren kein Rollenspiel gespielt, das einen in diesem ruhigen Tempo an ein Abenteuer herangeführt hat.

Vorbereitungen auf die Reise

Und auch der Beginn des Abenteuers ist zunächst erst ein weiterer Schritt, um endlich die Kunst der Alchemie zu studieren und die Welt zu bereisen. Denn man muss erst einmal dem Dorfvorsteher und seinen Eltern beweisen, dass man in der Lage ist, auf sich selbst aufzupassen, um in der Außenwelt zu überleben. Dafür muss man kleinere Aufträge für die Dorfbewohner übernehmen, welche der Art „Finde X“ und „Synthetisiere Y“ entsprechen. Dadurch wird man (wieder) ziemlich ruhig an die wichtigste Aufgabe der „Atelier“-Reihe herangeführt, das Synthetisieren. Mit gefundenen und gesammelten Pflanzen, Materialien und Rohstoffen und dem für neue Rezepte erworbenen Wissen stellt Firis Schritt für Schritt immer komplexere Tränke und Gegenstände her, welche die Bewohner von Ertona beziehungsweise die Menschen, denen Firis auf ihrer späteren Reise begegnet, benötigen.

Das Ziel im Fokus

Folglich wird man, neben der Suche nach neuen Materialien, auch jede Menge Zeit mit dem Synthetisieren von Gegenständen verbringen, zumal man das schon sehr umfangreiche Konzept von „Atelier Sophie“, mit dem Anordnen der benötigten Zutaten auf dem schachbrettartigen Mischfeld, weitestgehend beibehalten hat. So ist das Herstellen eines Gegenstandes zudem noch immer von unterschiedlichen Faktoren, wie der Qualität der eingebrachten Materialien oder der Erfahrungsstufe des Alchemisten, abhängig. Allerdings wurde das sogenannte Synthesis-System erweitert, so dass es einem nun noch ermöglicht wird, große Objekte wie Brücken und Boote herzustellen, wodurch man im Laufe der Geschichte Zugang zu neuen Gebieten erhält. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Zum Glück begreift man das Konzept allerdings sehr schnell und wird zudem auch nur in kleinen Schritten an selbiges herangeführt. Außerdem werden aller Rezepte im eigenen Rezeptbuch direkt notiert.

Die Zeit im Blick

Das Konzept der fortschreitenden Zeit wurde ebenfalls beibehalten beziehungsweise erweitert. Die Tage vergehen dabei nach dem Saat-und-Ernte-Prinzip und beeinflussen somit nicht nur das Auffinden von Materialien, sondern sind auch wesentlich für die Gespräche und Aktionen mit den Nebencharakteren, mit denen Firis im Laufe der Geschichte interagieren muss. Demnach muss man immer gut durchplanen, welche Schritte man macht, da die meisten Aktionen wie das Synthetisieren, das Erkunden der Landschaften oder das Aufsammeln von Items Zeit beansprucht. Glücklicherweise harmonieren die eigene Wahl-Freiheit und der Fortschritt in der Geschichte sehr gut miteinander, sodass man in der Erzählung auch vorankommt, obwohl man sich eventuell nur den Nebenmissionen gewidmet hat. Gewisse Aufgaben müssen aber bis zu einem bestimmten Tag erledigt werden beziehungsweise man muss sie erlebt haben. So bekommt Firis beispielsweise direkt am Anfang vom Dorfvorsteher eine Frist gesetzt, bis zu der sie alle Aufträge der Dorfbewohner erledigen muss, um die Genehmigung zu erhalten, das Dorf überhaupt verlassen zu dürfen. Dadurch hat man immer einen zeitlichen Druck, der dem ansonsten eher ruhigen Spielkonzept etwas entgegenwirkt.

Auf in den Kampf

Bislang könnte man meinen, dass „Atelier Firis“ auch eine Mischung aus Abenteuer- und Geschicklichkeitsspiel sein könnte. Allerdings gibt es auch immer noch die Möglichkeit, dass Firis mit Freunden in den Kampf zieht. Dies passiert gerade dann, wenn sie derartige Aufträge annimmt oder sich gerade auf der Suche nach neuen Materialien in unerforschte Gebiete begibt. Das Kampfsystem wurde dabei leicht überarbeitet. Zwar ist das rundenbasierte Kampfsystem mit Angriff, Verteidigung, magischen Fähigkeiten und Items sowie gemeinsamen Attacken und Verteidigungen weiterhin relativ einfach gehalten, allerdings erhält man im Gegensatz zu „Atelier Sophie“ nun die Möglichkeit, auch Zweitwaffen einzusetzen und Kombos sind ebenfalls möglich. Das sind schon Punkte, die einen spielerischen Mehrwert im Kampf darstellen, da sie etwas mehr Abwechslung ins Kampfsystem bringen. Zudem haben Kleidungsstücke nun unter gewissen Bedingungen positive Wirkungen auf Firis und ihre Freunde, als Beispiel sei nur kurz die stärkende Wirkung des Wintermantels in kalten Gebieten aufgeführt. Ein weiterer wichtiger neuer Aspekt ist das neue Lagerfeuersystem. Anstatt immer wieder zu einem zentralen Ort zurückreisen zu müssen, kann man sein Atelier nun mitnehmen und jederzeit an einem Lagerfeuer aufbauen und mit dem Synthetisieren beginnen. Damit entfallen die Unterbrechungen von wichtigen Aufträgen zur Erstellung eines bestimmten Gegenstandes völlig.

Bei den Charakteren und ihren Hintergrundgeschichten bleibt man, sowohl im positiven als auch negativen Sinn, der eigenen Vergangenheit treu: Die Ambitionen von Firis und ihren Mitstreitern sind sehr einfach gehalten und die Gründe für die gemeinsame Reise bleiben auch diesmal wieder recht oberflächig. Zudem kommen die einzelnen Geschichten, wie auch das restliche Spiel, nur sehr langsam in Fahrt. Gerade diese Ruhe mag den einen oder anderen Videospieler durchaus ansprechen, unterm Strich bleibt am Ende allerdings nur ein einfaches Rollenspiel mit großen Alchemie-Elementen stehen.

Technik

Nichts Neues in Ertona. Beim Design gibt es keine großartige Veränderung zu „Atelier Sophie“, was allerdings auch nicht sonderlich verwunderlich ist, immerhin gehört das Spiel zur aktuellen „Mystery“-Reihe und der eine oder andere Charakter des ersten Teil kommt mehr oder weniger häufig vor. Der animehafte Grafikstil, beispielsweise mit den großen grünen Augen von Firis beziehungsweise roten Augen ihrer Schwester, ist charmant, allerdings mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Die Welten sind nett anzuschauen und durchaus abwechslungsreich, ebenso die Monster und Gegner, auf die man trifft, allerdings kann man weder von wunderschönen noch detailreichen Welten sprechen. Entschädigt wird man allerdings durch den exzellenten Soundtrack des Spiels, mit tollen Musikstücken, die dauerhaft im Ohr bleiben, und einer guten englischen Sprachausgabe.