Auch wenn das Nintendo 64 nicht sonderlich erfolgreich war, bot die Heimkonsole zweifelsfrei erstklassige Spiele an. Abseits der großen Spielemarken gab es auch viele kleinere Titel, die zu spaßigen Mehrspielerpartien eingeladen haben. 1996 und 1997 erschienen mit „Wayne Gretzky's 3D Hockey“ und „Wayne Gretzky's 3D Hockey 98“ zwei derartige Spiele, die dafür gesorgt haben, dass Freundschaften auf eine harte Probe gestellt wurden. Irgendwann verdrängte allerdings der Wunsch nach mehr Realismus in Sportspielen das Bestreben, ein einfach auf Spielspaß ausgelegtes Sportspiel zu entwickeln. Seit einiger Zeit ist allerdings wieder ein gegenläufiger Trend zu erkennen. „Old Time Hockey“ ist einer der Titel, die sich auf die Tugenden der Fun-Sportspiele besinnen möchten. Bei „3on3 Freestyle“ hat selbiger bereits ausgezeichnet funktioniert. Inwieweit das auch „Old Time Hockey“ gelingt, wollen wir euch nun in unserer Review erzählen.

The Hockey Song

Mein „Old Time Hockey“-Erlebnis beginnt damit, dass ich mich nach dem Start zunächst in den Spielmenüs wiederfinde und der „The Hockey Song“ des kanadischen Sängers Stompin‘ Tom Conners erklingt. Wer den Song des mittlerweile verstorbenen, kanadischen Sängers kennt, der weiß, dass damit direkt zu Beginn die perfekte Atmosphäre für die kommenden Eishockey-Partien geschaffen wurde. Um schnell auf das Eis zu kommen, entscheide ich mich für den Exhibition-Modus. Jetzt noch eines der zehn Teams ausgesucht, die auf Namen wie Charlestown Stonemasons oder Warroad Ice Angels hören und sich in den Kategorien Schussstärke, Verteidigung und Angriff unterscheiden, die Wahl zwischen Heim- und Auswärtstrikot getroffen und schon geht es auf’s Eis. Kurz werden die wichtigsten Belegungen auf dem Controller aufgelistet – Passen, Schießen, Check und Spielerwechsel werden direkt im Gehirn abgespeichert, alle weiteren Bewegungen werden sich in der Praxis schon ergeben, – und schon betreten die beiden Teams das Eis.

Gewalt auf dem Eis

Prinzipiell geht es jetzt, wie bei einem normalen Eishockey-Spiel, darum, den Puck häufiger ins gegnerische Tor zu schießen als der Gegner in das eigene. Der Unterschied zum heutigen Eishockey liegt allerdings in der Härte, mit der auf dem Eis agiert wird. Blut auf dem Eis steht bei „Old Time Hockey“ nämlich auf der Tagesordnung. Wer sich nur darauf beschränkt zu versuchen, dem Gegner den Puck abzunehmen, wird verlieren. Nur wer bei der Abnahme des Pucks die Grenzen des Fairplays etwas dehnt, indem er mit seinem Körper (Checks) und Fäusten den Gegner ausschaltet, wird am Ende als Sieger vom Eis gehen. Zwar wird man auch das eine oder andere Mal eine Zeitstrafe für übertriebene Härte gegen einen gegnerischen Spieler (oder den Schiedsrichter) erhalten, aber grundsätzlich ist alles darauf ausgelegt, mit Gewalt an den Puck zu kommen. Selbst Unterbrechungen für Schlägereien, unterteilt in Einzel- und Gruppenschlägereien, stehen auf dem Plan. Regeln, wie Icing und Abseits, stehen nur auf den höheren der drei Schwierigkeitsgrade auf dem Plan.

Erste Niederlagen

Leider hat mich das bei meinem ersten Spiel nicht vor einer katastrophalen 0:5 Pleite bewahrt, unter anderem deshalb, weil die Steuerung nicht so eingängig ist, wie ich sie mir gewünscht hätte, auch wenn das erste Update etwas Besserung gebracht hat. Gerade der Wechsel auf einen anderen Spieler ist gewöhnungsbedürftig, da die Eingabe nicht klappt, wenn man eine zweite Taste gedrückt hat oder man zu kurz oder zu lang hält. Ein Rematch brachte mich leider keinen Schritt weiter – 1:7 stand am Ende auf der Anzeigetafel. Einziger Lichtblick war der Klang des The Addams Family-Song im Anschluss an das Rematch.

Die Rettung

Die Rettung aus meiner misslichen Lage brachte schließlich der Storymodus, in dem man Schritt für Schritt an die Steuerung herangeführt wird. Dazu übernimmt man die Kontrolle über das erfolglose Eishockey-Team The Schuylkill Hinto Brews und muss nun versuchen, das Team in der Bush Hockey League wieder in die Spur zu bringen. Leider sind die Werte in den Kategorien Schussstärke, Verteidigung und Angriff alle auf null und die Herausforderung demnach groß. Zum Glück steht das Siegen zu Beginn nicht auf oben auf der Liste. Stattdessen muss man in einem Spiel beispielsweise zunächst zeigen, dass man das Checken oder den Powerschuss beherrscht. So wird man wie in einem Tutorial an das Spiel herangeführt und kann die The Schuylkill Hinto Brews Schritt für Schritt wieder in die Spur bringen. Besonders toll ist die Tatsache, dass man auch den Storymodus mit vier Leuten im heimischen Wohnzimmer bestreiten kann. Für die bei den Spielen erledigten Aufträge, die sich in Haupt- und Nebenaufträge unterteilen, schaltet man noch Eishockey-Sammelkarten und unterschiedliche, erweiterte Fähigkeiten für den Exhibition-Modus frei.

Technik

Grafisch macht die gewählte Mischung aus comichafter Grafik und Retro-Look eine sehr gute Figur. Die Spieler könnten mit ihren großen Schnurrbärte und Afro-Frisuren tatsächlich auch aus den 70er Jahren stammen. Spielgeschwindigkeit und Kameraführung sind passend. Highlight ist allerdings der Soundtrack mit seinen 13 Songs, unter denen beispielsweise auch die Leningrad Cowboys und The Donnybrooks zu finden sind. Auch der englische (Stadion-) Sprecher macht seine Sache gut. Um in die Steuerung hereinzukommen, braucht man etwas Zeit, was gerade dann schlecht ist, wenn man bei Mehrspielerabenden wechselnde Gäste auf seiner Couch sitzen hat und diese vorab nicht den Story-Modus gespielt haben.