Im Mystery-Survival-Genre gibt es seit einigen Jahren stets neue Titel, die oft niemals ihren Early Access-Zustand verlassen und auch qualitativ eher durchschnittlich sind. Diesen Zustand hat „Kona” nun verlassen und ist deshalb auch sofort für die PlayStation 4 erschienen. Daher haben wir uns mal wieder in eine eisige Welt für die folgende Review gestürzt.

Ein gruseliger Fall

Die Geschichte ist im verschneiten Hinterland von Kanada im Jahre 1970 angesiedelt. Der Spieler übernimmt die Rolle von Carl, der als Privatdetektiv zum Lake Atâmipêk reist, um sich dort mit dem Geschäftsmann Hamilton zu treffen, der mehrere Fälle von Vandalismus gemeldet hat. Doch auf dem Weg dorthin wird Carl von einem entgegenkommenden Auto gerammt und findet sich nun augenscheinlich mehrere Stunden später inmitten eines Schneesturms wieder. Als er dann endlich bei seinem Clienten ankommt, findet er diesen nur noch leblos auf dem Boden, und von dort an muss er nicht nur einen Mordfall klären sondern auch die Kälte überwinden.

„Kona” baut eine sehr klassische Krimi-Geschichte auf, die aber nach und nach immer mehr mit Mystery-Elementen gespickt wird. Das Spiel geht sogar so weit, dass es später in Horror-Gefilde abrutscht, die nicht unbedingt hätten sein müssen. Gerade zum Ende hin, wenn das Mysterium aufgelöst wird, bleibt man als Spieler eher gelangweilt zurück. Es fühlt sich alles so an, als wenn man gerade die erste Hälfte nach knapp drei Stunden hinter sich gebracht hat, aber dann befindet man sich tatsächlich schon kurz vor dem Abspann. Es wird so viel mehr aufgebaut an Spannung und auch die Karte der Umgebung ist größer, als das, was man am Ende des Spiels geboten bekommt. Interessant, vor allem am Anfang, ist aber immerhin die Erzählweise, denn ein allwissender Sprecher übernimmt sozusagen die Gefühlswelt von Carl und verbalisiert sie in der dritten Person. Manchmal gibt er auch einen weiterführenden Einblick über Carl hinaus.

Adventure-Survival-Horror-Walking-Simulator

Spielerisch ist „Kona” ein sehr klassisches First-Person-Adventure und nimmt auch starke Anleihen des oft verpönten Walking Simulator-Genres an. In der Rolle von Carl läuft man durch die verschneite Umgebung und muss kleinere Rätsel lösen und Sachen einsammeln. Das Ganze stellt sich als recht simpel heraus, solange man einige Hinweise, wie kleine Kreise in den Optionen, einstellt, ansonsten würde man sich dumm und dämlich suchen. Die Rätsel selbst sind abwechslungsreich und benötigen neben etwas Grips meist auch einiges an Kombinierfähigkeit, aber sie bleiben doch eher die Ausnahme. Öfters läuft man einfach nur herum, klickt jedes anklickbare Objekt an und versucht, herauszufinden, was das Spiel von einem möchte.

Der Adventure-Aspekt wird aber auch um Survival-Elemente erweitert. Deshalb muss man auf Leben, Ausdauer und auch die Wärme von Carl achten. Überall findet man Items, die man essen oder mit denen man ein Feuer machen kann. Anfangs war ich noch recht bemüht, darauf zu achten, dass ich genug Ressourcen habe, um vor allem die Feuerstellen anzünden zu können, die auch als Speicherpunkte dienen. Spätestens aber nachdem man die extra dicke Kleidung hat, die man benötigt, um das Spiel durchzuspielen, wird man nur noch selten bis zu den letzten paar Minuten des Spiels irgendwelche Ressourcen benötigen, außer wenn man speichern möchte.

Vager Spielspaß

„Kona” verschenkt aber leider am Ende viel Spielspaß, denn das Spiel bleibt stets vage, was man machen muss, um weiter zu kommen. Man muss sich viel selbst zusammenreimen und dadurch kann es auch mal passieren, dass man mehrere Minuten ahnungslos durch die Wildnis läuft. Hat man es endlich herausgefunden, ist das Spiel auch schon wieder durch. Für wen das den Spaß bei einem Survival-Spiel ausmacht, der wird sich vielleicht in dem verschneiten Kanada verlieren können, ich hingegen war irgendwann einfach nur noch genervt. Aber das macht halt den Großteil des Spieles aus, weshalb es verständlich ist, warum man ohne Hinweise in das Spiel geworfen wird. Hätte man Anhaltspunkte, was man tun muss, dann würden aus den knapp vier Stunden für den ersten Durchlauf mindestens ein bis zwei weniger werden.

Abwechslungsarme Atmosphäre

Auch auf technischer Seite läuft nicht alles ganz so rund bei „Kona”, wie man es erwarten möchte. Die Entwickler haben sich aus irgendeinem Grund für eine unbegrenzte Framerate entschieden, weshalb man von 60 bis unter 30 FPS alles geboten bekommt. Das sorgt für ein doch sehr unschönes Bild und ein Lock auf 30 wäre sicherlich die bessere Entscheidung gewesen. Optisch bekommt man aber trotzdem einige schöne, atmosphärische Momente geboten, auch wenn man sich bewusst sein muss, dass man die meiste Zeit durch Schnee-Partikel und Nebel nicht allzu viel von der Umgebung sieht. Der Soundtrack hingegen ist aber sehr mager und bis auf zwei bis drei Tracks, die man meist nur über Radios hört, muss man sich mit Atmo-Sound abfinden.