Einmal auf der Marsoberfläche herumlaufen. Das ist ein Traum, der theoretisch durch die VR-Technik zumindest simuliert werden könnte. Leider konnten die bisherigen Titel mit eben diesem Konzept überhaupt nicht überzeugen. Vielleicht ist gerade deshalb der Verlauf von „Unearthing Mars“ etwas spezielles, das man nicht unbedingt vorhersehen kann. Ob das aber auch etwas positives ist, oder hier ein weiteres Mal der Mars als Bühne für ein halbgares Spiel genutzt wurde, haben wir für euch herausgefunden.

Eine neue Welt

Das Spiel startet auf einer Raumstation, auf der die bevorstehende Mission erklärt wird. Als erstes Team überhaupt soll man selber zusammen mit seiner weiblichen Commander eine Expedition auf dem roten Planeten durchführen. Dabei erlebt man auch den Eintritt in die fremde Atmosphäre, die Bruchlandung sowie einige Pannen. Doch erst, als die Astronauten eine Höhle entdecken, die mysteriöse Steine beherbergt, wird den Entdeckern klar, dass sie ein uraltes Geheimnis entdeckt haben.

Weiter wollen wir die Geschichte gar nicht anschneiden, denn es folgt ein echter Höhepunkt, den wir niemanden vorweg nehmen wollen. Allerdings müssen wir den Verlauf dennoch kritisieren, denn wirklich Spaß macht es nicht, den Ereignissen zu folgen. Das liegt daran, dass jeder gute Ansatz eher dürftig ausgeführt wird, und die meisten Entwicklungen auch nach dem Ende entweder uninteressant wirken, oder einfach fallen gelassen werden. Wer auf Antworten hofft, muss sich eher überlegen, ob die Fragen überhaupt genug Potential bieten, um wirklich eine spannende Auflösung zu bieten. Dabei fängt das Spiel noch gut an, und kann in den cineastischen ersten Kapiteln fesseln. Doch irgendwann verlieren die Entwickler den Fokus, und das wird leider noch deutlicher im Gameplay.

Der Mars-Vergnügungspark

Was das Gameplay angeht, kann man nicht kurz zusammenfassen, was man hier eigentlich erlebt. Anfangs darf man eher zuschauen und einige Knöpfe drücken, auf dem Mars selber kann man sich durch die bekannte Teleportation an bestimmte Punkte bewegen und von dort aus entweder der Geschichte zuschauen, oder kleine Aufgaben erledigen. Ein klassischer Walking-Simulator versteckt sich aber nicht hinter „Unearthing Mars“, denn kurz darauf darf man ein Marsfahrzeug steuern, allerdings nicht direkt, sondern wie ein ferngesteuertes Auto. Doch ein Inventar für kleine Rätsel gibt es auch, das allerdings nur selten benötigt wird. Doch gerade im späteren Verlauf lassen die Entwickler alle logischen Grenzen fallen, weshalb man nicht nur puzzeln, sondern auch schießen darf.

Was anfangs noch wie ein besserer Walking Simulator wirkt, entwickelt sich leider in der zweiten Hälfte zu einem riesigen Chaos. Es ist zwar schön zu sehen, dass die Entwickler mehrere Konzepte in den Verlauf einbringen wollten, doch leider spielen diese überhaupt nicht zusammen, weshalb man irgendwann das Gefühl hat, kuriose Mini-Spiele abzuarbeiten. Auch die Fahrten zeigen das durcheinander, denn während das Anfangs durchaus Spaß macht, ist man zu lange unterwegs, und bereits nach wenigen Minuten macht das Steuern eben keinen Spaß mehr, sondern wird unerträglich langweilig. Bedenkt man dann noch die vielen Szenen, in denen man warten muss, bis bestimmte Ereignisse passieren, und deshalb recht lange einfach nur an einem Fleck steht, wird deutlich, dass die Ausführung dieser Ideen leider in nahezu jedem Kapitel misslungen ist.

Keine Katastrophe

Das Stichwort Potential macht „Unearthing Mars“ zu einem traurigen Beispiel für PlayStation VR. Hätten sich die Entwickler etwas mehr Zeit genommen, um die Übergänge zwischen den Gameplay-Elementen dynamischer zu gestalten, wäre vielleicht eine durchgehende Erfahrung entstanden. Tatsächlich sieht man in jeder Szene interessante Sachen, man hat regelrecht das Bedürfnis, bis zum Ende durchzuhalten. Doch das wird mit einem unbefriedigenden Abschluss, merkwürdigen Design-Entscheidungen und unerträglich langen Wartezeiten innerhalb der Kapitel bestraft. Dennoch sind die gelungenen Momente immer wieder motivierend, weshalb hier kein durchweg schlechtes Spiel entstanden ist.

Technik

Optisch ist das Spiel genauso durchwachsen wie in jedem anderen Aspekt. Während die Innenräume durchaus spannend aussehen, langweilt der Mars selber durch hässliche Texturen. Die Charaktere sehen zwar gelungen aus, doch die Animationen wirken manchmal etwas zu hölzern. Der Soundtrack hingegen überzeugt, und während die englischen Sprecher überraschend enttäuschen, leisten die deutschen Sprecher einen überragenden Job, weshalb die Atmosphäre ordentlich gefördert wird.

Neben den typischen Tracking-Problemen, die nie zu dramatisch werden, sind die langen Ladezeiten ein echtes Problem, denn unter 30 Sekunden wartet man nie, was vor allem in VR unangenehm ist. Schlimmer sind allerdings die Glitches, durch die wir insgesamt drei Mal ein Kapitel neustarten mussten. Das geht überhaupt nicht und zieht das Spiel nochmal deutlich herunter. Die Immersion ist allerdings durchaus gegeben, und trotz der etwas langweiligen Optik entsteht ein gutes Spielgefühl, das im Test keine Motion Sickness hervorgerufen hat.