Bei Videospielen ist seit jeher einer der Hauptaspekte, das der Spieler interaktiv am Geschehen teilnehmen kann. Aus diesem Grund gibt es in regelmäßigen Abständen immer wieder sehr cineastische Erlebnisse, bei dem die Grenzen zwischen Videospiel und Film miteinander vermischen. Im eigentlichen Film-Medium ist der Aspekt der Interaktivität aber noch in einem experimentellen Status und mit „Late Shift” kommt nun einer der ersten Langfilme, die es ermöglichen das Geschehen direkt zu beeinflussen. Wir haben uns den Film in der PlayStation 4-Fassung mal angeschaut und wollen euch verraten, wer damit Spaß haben könnte.

Eine kriminelle Nacht in London

„Late Shift” spielt komplett in London und handelt von Matt, einem armen Studenten, der sich sein Geld beim Nachtdienst in einer Parkgarage verdient. Doch, wie der Zufall es so will, kommt er durch unglückliche Fälle in die Hände einer Gangster-Bande und muss ihr dabei helfen, eine Reis-Schüssel, die seit Jahrhunderten im Besitz einer mächtigen Triaden-Familie ist, bei einer Auktion zu stehlen. Aus dem Job wird schnell eine Flucht vor dem Gesetz und der chinesischen Mafia, die für einen Indie-Film mit limitiertem Budget doch überraschend gut inszeniert ist.

Crime-Thriller aus dem Lehrbuch

Völlig abseits vom interaktiven Aspekt funktioniert „Late Shift” aber auch als normaler Film. Auch ohne Entscheidungen kann man durchaus einen grundsoliden Crime-Thriller sich ansehen, solange man die generische Schauspielkunst und das geerdete Setting mag, wo wirklich nur Spannung durch Authenzität aufgebaut wird. Doch am Ende wird man das Gefühl nicht los, dass die Macher sich dem Konzept der Interaktivität die höchste Priorität gegeben hat, was sich vor allem beim Schnitt und Sound zeigt. Es gibt immer wieder einige Einstellungen, die sehr unschön ineinander übergehen. Vor allem aber der Sound ist teilweise so schlecht gemischt, dass man die Dialoge nicht mehr verstehen kann. Da sind Untertitel dann Pflicht, die sich aber auch oft von dem Gesprochenen unterscheidet, weshalb ich davon ausgehe, dass die Texte einfach aus dem Script genommen und nicht noch einmal im Schnitt überarbeitet wurden. Übrigens ist „Late Shift” nur mit englischer Sprache und verschiedenen Untertiteln, darunter Deutsch, ausgestattet.

Gute Interaktivität

Doch kommen wir endlich zur Interaktivität von „Late Shift”, denn das ist das, was den Titel so besonders macht. Immer wieder gibt es im Film einen von insgesamt 180 Entscheidungspunkte, die den Film beeinflussen. Innerhalb von drei Sekunden hat man dann immer die Chance, das Geschehen auf zwei oder drei Arten zu ändern. Das können dann mal belanglosere Sachen sein, wie ein Glückskeks, den man lesen kann, oder auch wirklich wichtige Entscheidungen, die dann ganze Kapitel des Films beeinflussen. Gerade letztere machen „Late Shift” auch mindestens beim zweiten Durchlauf noch sehr interessant, da man beim ersten Mal nicht alle Kapitel sehen wird. Aber auch nur bei einem einmaligen Anschauen bekommt man ein meist sehr zufriedenstellendes, wenn auch möglich abruptes Ende. Trotzdem haben die Macher es hinbekommen, dass sich die Entscheidungen sehr gut anfühlen auch, wenn man am Ende merkt, dass es wieder ganz bestimmte Entscheidungspunkte gibt, die wirklich wichtig sind, aber auch die kleineren Sachen ergeben ein sehr rundes Bild. Es gibt eigentlich nur einen Wermutstropfen: Denn es gibt keine Möglichkeit, sich zusammen mit seinen Freunden den Film anzuschauen, und jeder kann seine eigene Entscheidung zum Beispiel als App auswählen, wovon dann die Mehrheit gewählt wird. Wenn man den Film also mit anderen schaut, muss man selbst eine Lösung findet, wie man es macht, da man eben nur drei Sekunden Zeit hat für eine Entscheidung.