Als Kind gab es nichts schöneres, als den Fernseher einzuschalten, mit etwas süßem auf dem Sofa zu sitzen und einfach nur einen Disney-Cartoon nach dem anderen zu konsumieren. In dieser Zeit gab es auf dem NES auch einige Spiele, welche die Protagonisten der Shows in ein spielbares Abenteuer brachten. Sechs von diesen, die damals von Capcom entwickelt wurden, finden jetzt in einer ähnlichen Collection ihren Weg unter anderem auf die PS4. Wir haben uns die „The Disney Afternoon Collection” mal näher angeschaut und für die folgende Review uns in nostalgische Gefilden begeben.

Was kann die Collection alles?

Bevor wir auf jedes Spiel ausführlich eingehen, zunächst einmal eine kleine Übersicht zu der Kollektion an sich. Diese wurde von einigen Machern der vor fast zwei Jahren erschienenen „Mega Man Legacy Collection” entwickelt und bietet deshalb sehr ähnliche Inhalte. Neben den sechs Spielen hat man direkt im Menü die Möglichkeit, sich alle Tracks aus den einzelnen Titeln anzuhören oder Artworks anzuschauen. Vor allem letzteres ist sehr interessant, da dort auch Bilder dabei sind, die man so nur selten zu Gesicht bekommen hat. Aber jedes der sechs Spiele hat auch noch ein ganz besonderes Feature hinzugefügt bekommen. Denn man kann nun jederzeit das Geschehen einfach zurückspulen, was für Casual-Spieler bei den doch teils schwierigeren Spielen, wie „TaleSpin”, eine Erleichterung sein wird. Filter für verschiedene TV-Modi, Bild-Verhältnisse und Ränder sind natürlich Ehrensache, genauso wie eine Speicher-Funktion mitten im Spiel. Diese kann man aber nur beim normalen Spiel und nicht im Boss Rush und Time Attack, die beide vor allem an Speedrunner sich richten, verwenden. Wer nicht mehr als eine reine Emulation ohne jegliche Verbesserung der Spiele erwartet, der erfreut sich an den kleinen Extras, und die Kaufentscheidung steht und fällt damit nur noch durch die Spielauswahl.

Geld regiert die Welt

Das wohl bekannteste Spiel der Collection ist „DuckTales”. Das Jump ‘n‘ Run mit dem reichsten Erpel aus Entenhausen bietet ganz klassisches Gameplay, das aber mit einem damals frischem Steuerungsschema durchaus überzeugen konnte. Denn Dagobert kann seinen Stab nutzen, um sich von Boden und Gegnern abzustoßen und noch höher zu springen. Nicht ohne Grund wird das Spiel auch noch heute gefeiert und bekam vor einigen Jahren einen HD-Port. Es spielt sich immer noch wunderbar und ist kurzweilig genug, um auch in dieser Collection durchaus zu überzeugen. Dazu kommt ein Soundtrack mit Ohrwurm-Potenzial auch neben dem ikonischen Mond-Level.

Der reichste Erpel der Welt

Passend dazu ist auch „DuckTales 2” mit inbegriffen. Der zweite Teil macht nicht viel anders, bietet aber eine verbesserte Grafik, die damit zusammenhängt, dass das Spiel vier Jahre nach der Veröffentlichung des Originals erschienen ist und damals auf dem NES in den paar Jahren schon deutliche Unterschiede erreicht wurden. Leider ruckelt dadurch das Spiel öfters mal und spielt sich minimal schlechter. Die Steuerung wurde auch um einige Kniffe erweitert, aber am Ende des Tages ist es ein typischer Nachfolger, der seinem Vorgänger in kaum etwas nachsteht. Nur der Soundtrack ist nicht mehr ganz auf der Höhe des ersten Teils.

Für Gerechtigkeit

Nach dem Spiel aus Entenhausen stand für Capcom bei Disney die Tür offen und ein Lizenz-Spiel folgte dem nächsten. Nachdem sie mit „DuckTales” bei der Steuerung brillierten, war bei „Chip und Chap: Ritter des Rechts” der Mehrspieler an der Reihe besonders zu werden. Denn im Gegensatz zu den meisten NES-Spielen konnte man hier gleichzeitig in die Rolle der beiden Eichhörnchen schlüpfen. Das macht das Spiel auch heute noch spaßig und durch die kurze Spieldauer von knapp ein bis zwei Stunden kann man den Titel mit einem Kumpel durchspielen und wird definitiv eine gute Zeit dabei haben.

Die Ritter des Rechts kehren zurück

Nachdem Chip und Chap ihr Abenteuer 1990 absolviert haben, war es lange Zeit still um sie. Genauer gesagt ebenfalls vier Jahre später, am totalen Ende des Zyklus des NES, als schon die PlayStation in Japan vor der Tür stand und auch der SNES schon lange in aller Munde war. Genau in der Zeit erschien ein Nachfolger zu „Chip und Chap: Ritter des Rechts” für das NES und hatte neben einer überarbeiteten Grafik, die ebenfalls stärker die Konsole ins Straucheln brachte, kaum was wirklich neues zu bieten. Immerhin kann man wieder zu zweit spielen, weshalb auch „Chip und Chap: Ritter des Rechts 2” ebenfalls für ein bis zwei Stunden unterhaltsam ist.

2, 1, Risiko!

Die wohl unbekannteste Figur in der Collection ist „Darkwing Duck”. Der Held hat aber sehr schnell die Mattscheibe erobert und deshalb auch im Jahre 1992 ein NES-Spiel spendiert bekommen. Wie schon bei vorherigen Titeln, merkt man ganz stark, dass Capcom hinter den Spielen steckt, da sich das Design der Level an Klassikern, wie „Mega Man” orientiert. Bei „Darkwing Duck” ist dieser Aspekt sogar so weit gestreckt, dass auch der Schuss an den ollen Mega Blaster erinnert. Leider macht das Spiel aber nicht annähernd so viel Spaß, wie der blaue Bomber. Das liegt vor allem an den unfairen Gegner-Positionen und den sehr langen Invincibility-Frames der Gegner, wodurch es manchmal gar nicht möglich ist, ohne Schaden vorbeizukommen. Dadurch ist das Spiel aus heutiger Sicht einfach nur unspielbar und macht auch keinen Spaß mehr.

Eine tollkühne Crew

Als letztes haben wir noch „Balu und seine tollkühne Crew” auch bekannt als „TaleSpin” übrig. Der Sidescroller-Shooter ist nicht nur der schwierigste Titel der Collection, sondern ist auch das Spiel mit dem besten Nutzen für die Rückspiel-Funktion. Am Ende ist der Titel, obwohl er sich spielerisch am meisten abhebt, leider auch der Schwächste. Da macht auch die Möglichkeit, durch Umdrehen die Richtung des scrollenden Levels zu ändern, nicht viel wett.