Eigentlich ist „The Incredible Adventures of Van Helsing“ gar kein neues Spiel. Der Titel erschien nämlich bereits 2013 für den PC und 2015 für Xbox One. Trotzdem haben die Macher den ersten Ableger der Trilogie, die als Gesamtwerk unter dem Namen „The Incredible Adventures of Van Helsing: Final Cut“ veröffentlicht wurde, nun auch für PlayStation 4 herausgebracht. Merkt man dem Titel sein Alter an, oder kann das Spiel noch genauso begeistern wie vor vier Jahren? Wir sind mit Van Helsing nach Borgovia gereist, um es herauszufinden.

Der Sohn einer Legende

Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert. Als Sohn des berüchtigten Abraham Van Helsing darf der Spieler den Bürgern von Transsilvanien aushelfen, denn allerlei Monster bedrohen die Bürger. Dabei steht der Jüngling aber nicht alleine dar, er wird von der Geisterdame Katarina begleitet. Diese dient seiner Familie seit vielen Jahren und ist nicht nur im Kampf eine Hilfe, sondern kann mit allerlei Sprüchen auch etwas Humor in das Geschehen bringen. Van Helsings Ziel ist nämlich Borgovia, wo zwar keine Vampire mehr ihr Unwesen treiben, dafür aber Wissenschaftler, die den Bürgern kein besseres Leben bescheren.

Alles in allem kann die Geschichte nur bedingt überzeugen. Es gibt zwar viele interessante Charaktere, und Bram Stokers Universum wird mit zahlreichen Anspielungen und interessanten Twists zum Leben erweckt. Doch wirklich viel Spannung kommt nie auf, selbst die größeren Twists kann man in dieser Form vorhersehen. Schlimmer sind da die Dialoge, die vor allem von Katarina zwar überzeugen, gerade bei den anderen Charakteren aber teilweise so starr geschrieben wurden, dass man einiges an Atmosphäre einbüßen muss. Dafür überzeugt die Dynamik des Duos, denn die Streitereien sind durchaus einen Lacher wert und zeigen, dass man die langweilige Geschichte nicht allzu ernst nehmen sollte.

Ein altes Spiel

In Sachen Gameplay bietet „The Incredible Adventures of Van Helsing: Extended Edition“ Hack-&-Slay-Kost, wie sie im Buche steht. Man kämpft sich mit Schuss- oder Nahkampfwaffen sowie Magie durch riesige Gegnerhorden, erkundet dabei die Welt und erledigt haufenweise Quests, um bessere Beute zu erhalten und noch mehr Monster zu vernichten. Dabei levelt man den Helden auf, investiert Punkte in Talentbäume und schaltet somit neue Fähigkeiten frei. Man erhält also wirklich genau das, was man vom Genre erwartet.

Während das im Jahr 2013 noch ein gutes Konzept war, ist das Gameplay inzwischen merklich in die Jahre gekommen. Die Talentbäume sind sehr begrenzt, die Quests viel zu eintönig und das Kampfsystem nicht ganz so flüssig wie in einem „Diablo 3“, dafür durch den Wechsel zwischen Waffen im Kampf durchaus ambitioniert. Dennoch spielen sich die Kämpfe ein wenig zu hölzern – ein Problem, das in den Nachfolgern und dem Final Cut verbessert wurde. Noch immer interessant ist hingegen Katrina, die ebenfalls nach den eigenen Bedürfnissen geskillt werden darf und im Kampf sogar sinnvoll den Helden unterstützt. Einzig die Möglichkeit, über die Wutleiste seine Fähigkeiten kurzzeitig zu verbessern, ist durchaus interessant, jedoch nicht weit genug ausgearbeitet, um immer strategisch eingesetzt zu werden.

Ein wenig Abwechslung

Richtig überzeugen kann das Spiel vor allem in den an Tower-Defense-Spielen erinnernden Passagen, in denen der Spieler auf einer Strecke Gebäude erbauen muss, die Feindeswellen abhalten, während man selber aktiv dabei aushelfen muss, diese zu bekämpfen. Zwar wird auch das auf Dauer ein wenig witzlos, entpuppt sich aber als spaßige Abwechslung, die tatsächlich eine Herausforderung darstellt.

Obwohl die Ausrüstung gerade optisch nicht wirklich viel Abwechslung bietet, kann sie wunderbar modifiziert werden, um noch effektiver gegen die Gegnerhorden anzugehen. Hier zeigt sich der bitter benötigte Tiefgang, den man in Sachen Fähigkeiten manchmal vermisst. Ebenso schade ist die fehlende Langzeitmotivation, denn hat man das Spiel einmal beendet, lohnt es sich nicht, in andere Gebiete zurückzukehren, denn zufällig werden sie nicht generiert, und auch gibt es nicht mehr viele Quests nach dem Ende. Ein New Game Plus wäre bitter nötig gewesen.

Wirklich erweitert?

Die erweiterte Fassung des Titels enthält neben der Hauptklasse noch die DLCs, um als Thaumaturge und Arkan-Mechaniker in die Schlacht zu ziehen. Damit stehen einem drei recht unterschiedliche Klassen zur Verfügung, die mehr Vielfalt in die Lande bringen. Vor allem in Sachen Zauber darf man sich dabei austoben und mehrere Strategien ausprobieren, doch auch diese Klassen sind im Vergleich zu den späteren Ablegern noch begrenzt und erhöhen den Wiederspielwert nur bedingt.

Schön hingegen ist der Multiplayer-Modus, durch den man sowohl lokal als auch online mit bis zu drei Freunden die Welt beschreiten darf. Die größeren Gegnermassen lassen die Schlachten erst groß wirken, und auch wenn die Logik abhanden kommt, da alle denselben Charakter und seine Begleiterin steuern, ist der Spaß auf jeden Fall größer als im Singleplayer-Modus. Wirklich viel zusammenarbeiten und sich absprechen muss man zwar nicht, für gemütliche Stunden reicht das aber dennoch.

Technik

Optisch merkt man dem Titel deutlich sein Alter an. Wirklich detailliert wirkt die Welt nicht, zudem erzeugen die verwaschenen Farben nur bedingt die gewünschte Atmosphäre und wirken eher altbacken. Auch die Bildrate bleibt nicht immer konstant und bricht gerne mal bei Gegnermassen ein, auch wenn das nur selten wirklich stört. Problematischer sind da schon die Ladezeiten, die für das Gebotene viel zu lang sind und bei häufigem Gebietswechsel wirklich stören.

Der Soundtrack ist zwar nett, überzeugt allerdings nicht gerade durch Ohrwürmer. Dafür leisten die Sprecher einen guten Job und vor allem das Duo weiß zu begeistern. Die Steuerung im Kampf ist zwar manchmal etwas ungenau, nach einer Eingewöhnungszeit bereitet sie aber nur noch in den Menüs Probleme, die nicht nur unübersichtlich sind, sondern das Vergleichen und Ausrüsten der Gegenstände zu einer echten Qual machen.