Es kommt immer mal wieder vor, dass ein interessantes Indie-Spiel für PlayStation 4 & Co. angekündigt wird, es einem irgendwann aber entfällt, weil beispielsweise die Entwicklungszeit so lange dauert und es dann doch urplötzlich veröffentlicht wird. Bei „The Deer God“ hatte ich genau dieses Erlebnis. Voller Vorfreude habe mich daher ins tierische Abenteuer gestürzt. Warum am Ende die Vorfreude die größte Freude geblieben ist, möchte ich euch in dieser Review erzählen.

Geschichte

Das Abenteuer beginnt mit einem Jagdausflug von zwei Jägern im naheliegenden Wald. Bis zum Abend bleibt der Jagderfolg allerdings aus und einer der beiden Jäger begibt sich zur Nachtruhe in sein Zelt. Er legt sich bei Mondschein noch einmal mit seinem Gewehr auf die Lauer und tatsächlich erscheint ein prächtiger Hirsch auf der nahegelegenen Lichtung. Leider wird der Jäger dabei allerdings selbst zur Beute eines Rudels Wölfe. Im Angesicht des Todes wird der Jäger vom allmächtigen Hirsch-Gott für seine Taten bestraft und wird als Rehkitz wiedergeboren.

Hirsch und Mensch

So weit, so spannend. Als Rehkitz wird man nun durch die Wälder laufen und springen und gefährlichen Tieren ausweichen. Dabei vergeht Tag für Tag und das Rehkitz wird größer, schneller und stärker und ist irgendwann ein ausgewachsener Hirsch. Zwischendurch sucht man nach Beeren, die einem als Nahrung dienen, so dass der Hirsch nicht verhungert. Damit ist das Spielkonzept auch schon beinah erklärt. „The Deer God“ hat nämlich prinzipiell viele Gemeinsamkeiten mit einem Endless Runner, auch wenn das Wiedermenschwerden als Ziel über allem steht.

Tod und Wiedergeburt

Zwischendurch begegnet man noch dem einen oder anderen friedlichen Tier. Andere Hirsche helfen euch kurzzeitig, wenn man angegriffen wird, und mit Hirschkühen bekommt man Nachwuchs, wodurch man einen Checkpoint freischaltet und ein zusätzliches Leben bekommt. Wer stirbt, weil er gefressen oder erschossen wird oder in eine Grube fällt, muss als sein Nachwuchs am letzten Checkpoint anfangen. Wer alle Leben verliert, muss von vorne beginnen. Leider sind Rehkitze nicht besonders stark und dementsprechend ist man im Nachteil. Wer auf seinem Weg durch die Wildnis zudem zu viele friedliche Tiere angreift, wird nach dem Tod eventuell als ein eben solches wiedergeboren. Da deren Geschwindigkeit und Sprungkraft stark begrenzt ist, folgt in der Regel das Unausweichliche – ein weiteres Ableben.

Keine Spannung in Wiesen und Wäldern

Natürlich gibt es auch kleinere Missionen der Art „Finde X“, allerdings sind diese Aufträge erschreckend langweilig. Meist benötigt man nur eine zusätzliche Fähigkeit, mit der der Hirsch beispielsweise eine Steinwand zerstören kann, der Fundort des Gegenstandes liegt dann in der Regel auf dem Weg oder auf einer Ebene darüber oder darunter. Ganz gleich, wie schön das Spiel auch aussehen mag, inhaltlich ist es eine einzige Enttäuschung. Während ich mich mühevoll von Tag zu Tag bemüht habe, hatte meine Frau nach knapp fünf Minuten schon sämtliches Interesse an „The Deer God“ verloren. Da bringen auch die ganz ansehnlichen Bosskämpfe, beispielsweise gegen einen Riesenfrosch, und kleinere Sammelobjekte wie Hirschembleme nichts mehr.

Technik

Ganz großer Pluspunkt des Spiels ist die grafische Präsentation. Die Pixel-Welten sind wirklich sehr, sehr schön anzuschauen und unglaublich abwechslungsreich. Wälder, Wiesen, Wüsten, Strände, Sümpfe, Dschungel, Ruinen – die Anzahl an unterschiedlichen Landschaften ist wirklich beeindruckend. Hinzu kommen Tag- und Nachtwechsel, unterschiedliche Wetterbedingungen wie Regen, Schnee oder Wind und der tolle Tiefeneffekt durch das Hervorheben von Ebenen. Außerdem sind die wilden Tieren und Jäger unterschiedlich; Füchse, Wölfe, Stachelschweine, Bären, Jäger mit Gewehren und Eskimos sind nur einige Beispiele. Akustisch fällt das Spiel dann aber wieder ab, da nicht allzu viel geboten wird. Stellenweise hört man sogar nur die Geräusche des Waldes.