Wer sagt denn, dass man in Videospielen immer digitales Leben vernichten muss? Wie wäre es dann mal mit digitales Leben erschaffen! „Birthdays the Beginning” möchte die Evolution vom Einzeller bis hin zum modernen Menschen spielbar machen. Zum Glück mit beschleunigtem Zeitablauf, doch dazu mehr in unserem Review!

Verlaufen

Da spaziert man durch den Wald, entdeckt eine Höhle, die natürlich erkundet werden will, und schon beginnt ein Abenteuer. Nicht so eins, wie man es aus diversen Action-Adventures oder Rollenspielen kennt. Ein rotes Wesen, das sich als Navi vorstellt, begrüßt uns und braucht unsere Hilfe. Auch hier ist es untypisch, denn man muss keine Monster besiegen und keine Königreiche befreien. Man soll auf einem Würfel Leben entstehen lassen. Und zwar von den Anfängen an. Erst die Einzeller, dann die ganzen Zwischenschritte, und zum Schluss den Menschen. Verteilt wird diese Geschichte auf vier Level mit stets wachsendem Würfel, bei denen einige  Standbilder und ein wenig Text die knappe Handlung voran treiben. Denn um zurück in die eigene Welt zu kommen, muss man auch die Evolution auf dem Würfel bis zur eigenen Zeit voran schreiten lassen!

Geburtshilfe

Das erste Level nimmt den Spieler noch sehr an der Hand und erklärt zuerst ausgiebig die Grundlagen der Steuerung, wobei diese recht einfach gehalten ist. Hauptsächlich ist man damit beschäftigt, die Landschaften zu gestalten, indem man den Boden senkt oder hebt. Das Senken erschafft Gewässer, das Heben Gebirge, und beides wirkt sich auf die natürlichen Gegebenheiten des Würfels aus. Erreicht man durch die Gestaltung die richtigen Bedingungen, wie die Temperatur, entsteht das erste Leben. Damit sich dieses weiter entwickelt, müssen neue Bedingungen geschaffen werden. Zu Beginn verrät Navi noch ausführlich, wie dies funktioniert, nachher muss man selbst überlegen. Das Ziel aller vier Level ist gleich: sich von einer Art zur nächsten hangeln. Auch wenn man die Level mit einer Bewertung von bis zu fünf Sternen abschließen kann: dieser Modus kann eher als Tutorial angesehen werden, auch wenn man damit einige Stunden verbringen wird.

Fordernd oder frei

Doch schon während man die vier Level bestreitet, werden laufend neue Herausforderungen aktiviert, und später ein freier Modus. Die leider insgesamt nur zehn Herausforderungen geben einen vorgeformten Würfel und diverse Bedingungen, wie keine Landschaftsänderungen ab einer bestimmten Höhe oder kein Einsatz von Items, sowie ein Zeitlimit vor. Schafft man es in dieser Zeit, die erwartete Art entstehen zu lassen, werden die verbrauchten Spiel-Jahre als Highscore gespeichert. Im freien Modus dagegen kann man sich in aller Ruhe die Ziele selber stecken und so die Arten hervorbringen, die einem in den anderen Modi entgangen sind.

Gemütlich

Durch die verschiedenen Modi ändert sich jedoch eines nicht: der ruhige Spielablauf. Bei der Gestaltung der Landschaft steht die Zeit still, so dass man in aller Ruhe überlegen kann. Diverse Items sorgen direkt für drastischere Veränderungen der Landschaft oder der Gegebenheiten, wie einem Anstieg der Temperatur oder der Luftfeuchtigkeit. Ansonsten gibt es nur noch eins zu tun: Neue Arten muss man einmal scannen, um sie in der eigenen Bibliothek zu verewigen. Dies mag jetzt nach einer sehr knappen Anzahl an spielerischen Möglichkeiten klingen, und das ist es auch. Zusätzlich sind die Aktionspunkte zur Gestaltung der Landschaft begrenzt und müssen durch langsames voranschreiten lassen der Zeit im Makro-Modus, in dem man aus einer entfernten Perspektive der Evolution zusieht und dabei anhand von Zahlen die Lebewesen und die Gegebenheiten des Würfels im Blick behält, wieder aufgefüllt werden, was jedoch sehr schnell der Fall ist. Zusätzlich steigern gescannte Arten Navis Level, womit man nicht nur größere Bereiche der Landschaft auf einmal beeinflussen kann, sondern auch mehr Aktionspunkte erhält. Wer sich mit diesem stetigen Wechsel aus Gestalten der Landschaft und passiven Beobachten der Evolution anfreunden kann, wird sehr lange Freude am Spiel haben. Je weiter man in der Evolution voran schreitet, desto empfindlicher reagiert alles Leben auf noch so kleine Änderungen. Doch das Aussterben einer Art ist nur dann tragisch, wenn man eine Herausforderung schaffen oder die Levels mit allen Sternen beenden will. Ansonsten setzt man einfach wieder bei der Art eine Stufe höher im Evolutions-Baum an und gibt ihr eine neue Chance.

Knuddelig

Man muss schon vom knuddeligen Look des Spiels vollends angetan sein, wenn man über die technischen Schwächen hinweg sehen will. Die Landschaften und auch die Pflanzen sind wirklich extrem simpel gestaltet, die Lebewesen haben dagegen immerhin den Charme von Plüschtieren für die Kleinen, sind aber auch in ihren Animationen arg begrenzt. Das Gesamtbild ist es, das dennoch ein Lächeln auf das Gesicht des Spielers zaubert. Hat man die Landschaft seines Würfels komplett gestaltet und sieht die Berge, Ebenen und Gewässer, die voll von Lebewesen sind, stellt sich trotz der schwachen Optik ein Gefühl der Zufriedenheit ein. Da muss man über kleinere Unschönheiten, wie halb schwebende Bodenbewohner, die auf zu knappen Hügeln geboren wurden, einfach hinweg sehen. Der Soundtrack hält sich mit recht dezenten Tönen ein wenig im Hintergrund, so dass man ihn nach einer längeren Spielsession kaum mehr wahrnimmt. Schön ist aber in jedem Fall, dass unterschiedliche Begebenheiten des Würfels eigene Tracks haben.