Normalerweise ist die „Dragon Quest“-Reihe für ihre Rollenspiele mit rundenbasiertem Kampfsystem bekannt. In „Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe“ durften sich Spieler dann erstmals ganzen Horden der aus der Hauptreihe bekannten Monster stellen und mit „Dragon Quest Heroes II“ steht nun bereits der zweite Teil des Spin-offs bereit. Ob sich der erneute Blick über den Tellerrand lohnt oder ob ihr lieber auf „Dragon Quest XI“ warten solltet, lest ihr im folgenden Testbericht.

Neue Geschichte mit alten Bekannten

„Dragon Quest Heroes II“ beginnt mit der Vorstellung der beiden Protagonisten Resa und Rafael, die mitten in ihrer Militär-Ausbildung stecken. In den sieben Königreichen, in denen man den beiden begegnet, herrschte seit 1000 Jahren Frieden. Als dann wie aus heiterem Himmel Krieg zwischen den Königreichen ausbricht, liegt es an Resa und Rafael zusammen mit einer schlagfertigen Truppe herauszufinden, wer diesen Krieg angezettelt hat, und ihre Welt zu retten. 

Die Geschichte des Spiels ist spannend inszeniert und wartet zudem mit einigen Überraschungen auf. Die sieben Königreiche sind im Spiel dabei direkt miteinander verbunden, sodass man frei zwischen diesen hin- und herreisen kann. Wenn es einmal schnell gehen muss, helfen die Teleportationssteine, mit denen man sich ohne Umschweife an einen bereits besuchten Ort begeben kann. Auf ihrer Reise treffen die beiden Protagonisten nicht nur auf mächtige Monster und beeindruckende Landschaften, sondern auch auf andere Kämpfer, die sich ihrer Gruppe anschließen und von denen einige bereits aus der „Dragon Quest“-Hauptreihe bekannt sind.

Ein Kampfsystem mit Tiefgang

Genretypisch liegt der Fokus des Spiels aber auf den Kämpfen. Mit einer Gruppe aus vier Helden, die man selbst zusammenstellen kann, stellt sich der Spieler den unterschiedlichsten Monstern, die fast immer in Massen auftreten. Mit dem Schwert, Fächer oder sonstigem Kampfwerkzeug nutzt man Kombinationen aus Standardangriffen und Zaubern, die gleichzeitig die Spezialleiste aufladen. Ist die Leiste vollständig gefüllt, lässt sich ein besonders mächtiger Angriff entfesseln, der die Anzahl der Gegner schnell reduziert. Die besiegten Gegner hinterlassen dabei neben allerlei nützlichen Zutaten und Ausrüstungsgegenständen immer wieder auch Monstermedaillen. Damit lässt sich ein zuvor besiegter Gegner kurzzeitig als Helfer beschwören oder er unterstützt einen mit dem Auffüllen eurer Lebenspunkte oder mächtigen Angriffen. Einige Medaillen erlauben es dem Spieler sogar, selbst in die Rolle eines Monsters zu schlüpfen. Als Golem kann man somit beispielsweise auf dessen mächtige Faustschläge zurückgreifen, während man als Chimäre von oben Feuer auf eure Feinde nieder regnen lasst. Besonders gegen die mächtigeren Gegner kann der geschickte Einsatz der Monstermedaillen oft ein entscheidender Faktor sein.

In den zahlreichen Kämpfen sammeln die Helden Erfahrung und bei einem Levelaufstieg darf man dann selbst entscheiden, ob man die gewonnenen Skillpunkte lieber in die Erhöhung bestimmter Statuswerte oder die Verbesserung seiner Fähigkeiten investiert. Somit kann man die Helden an seine eigene Spielweise anpassen. Zur Abwechslung trägt auch bei, dass ihr beliebig zwischen den Mitgliedern eures Trupps wechseln könnt, die sich sehr unterschiedlich spielen. Glücklicherweise wird man an die verschiedenen Optionen im Kampf langsam herangeführt, sodass auch Neulinge sich gut aufgehoben fühlen sollten.

Der Alltag eines Helden

Im Verlauf des Story-Modus gibt sich „Dragon Quest Heroes II“ zudem immer wieder Mühe, den Kampfalltag etwas aufzulockern, beispielsweise mit einfachen Schalter-Rätseln oder einem kleinen Schleich-Abschnitt. Diese Passagen sind zwar nett gemacht, jedoch sehr simpel und wirken leider zum Teil auch etwas fehl am Platz. Deutlich spannender ist dann schon alles, was in der Hauptstadt Konkordia auf euch wartet. Neben dem Palast, den Ausrüstungsläden und einem Schalter für Nebenquests ist vor allem die Taverne interessant. Hier könnt ihr euren Trupp zusammenstellen und bei einem alten Haudegen neue Fähigkeiten für eure Waffen freischalten. Außerdem findet ihr hier den Priester, der es euch, wie schon in den Spielen der Hauptreihe, gestattet, die Berufung eures Protagonisten zu wechseln. Bei einem solchen Wechsel fangen Resa oder Rafael dann zwar zunächst wieder auf Level 1 an, können dafür jedoch auf andere Fähigkeiten und Waffen zurückgreifen als zuvor.

Endlich auch zusammen Monster plätten

Ganz neu ist in „Dragon Quest Heroes II“ der Online-Mehrspielermodus. Zusammen können sich bis zu vier Spieler durch besonders anspruchsvolle Verliese prügeln oder sich gegenseitig im Story-Modus aushelfen. Leider kann man nur dann anderen Spielern zur Hilfe eilen, wenn man den entsprechenden Abschnitt der Geschichte bereits gespielt hat, und nach der geschafften Mission kehrt man dann auch wieder in sein eigenes Spiel zurück. Einen Koop-Modus im klassischen Sinne, in dem ihr die Geschichte komplett zusammen durchspielen könnt, gibt es nicht. Hier wurde definitiv Potential verschenkt. Nichtsdestotrotz macht es Spaß, mit anderen Spielern ganze Monsterscharen zu verkloppen.

Toriyama und Sugiyama in Bestform

Wer bereits einen „Dragon Quest“-Teil gespielt hat, weiß, dass der außerordentlich begabte Manga-Zeichner Akira Toriyama für das Design der Charaktere und Monster verantwortlich ist. Auch in „Dragon Quest Heroes II“ sehen diese wieder fantastisch aus und verleihen dem Spiel einen ganz besonderen Charme. Vor allem die recht häufig auftretenden Zwischensequenzen sehen schlichtweg umwerfend aus. Der Soundtrack stammt dagegen aus der Feder des ebenfalls sehr bekannten Koichi Sugiyama und vereint entspannte Melodien in den Landschaften mit spannungsgeladenen Stücken während der Kämpfe. Zusätzlich sind auch die japanische und englische Sprachausgabe sehr gelungen, zwischen denen jederzeit gewechselt werden kann.