MMOs haben auf den Konsolen nicht unbedingt den besten Stand. Dennoch wagen immer mehr Titel den Sprung vom PC auf die PlayStation 4, und finden somit neue Zielgruppen. Das bereits seit 2015 erschienene „Skyforge“ ist seit einigen Wochen nun aus der Early Access-Phase raus und kann von jedem Spieler ausprobiert werden, sogar kostenlos. Wir haben viel Zeit als Gott verbracht um euch zu verraten, ob der Titel einen Blick wert ist.

Die Zeit der Götter

Der Schauplatz von „Skyforge“ ist Aelion, ein Planet in einem Universum, das sowohl Fantasy- als auch Science Fiction-Elemente beinhaltet. Hier leben Menschen unter dem Schutz des Gottes Aeli, der jedoch eines Tages verschwindet, weshalb nur Unsterbliche und schwache Götter zurückbleiben, weshalb dunkle Mächte sich ausbreiten und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Auch der Held, den man selber erstellt, kämpfte gegen die Monster, wurde jedoch getötet. Als er zurück ins Leben gebracht wurde, erkannte er, dass er selbst ein Unsterblicher ist, und die Macht in sich trägt, Großes zu bewegen. Aufgenommen im Kreis der Mächtigen muss er nun die Welt beschützen und dabei selbst zum Gott aufsteigen.

Die Geschichte ist natürlich alles andere als spannend und kann bis auf die durchaus interessante Prämisse, selber ein Gott zu werden, nur bedingt bei Laune halten. Die Twists sind nie wirklich spannend, und auch die Präsentation der Geschichte ist ein wenig zu typisch für ein MMO, verläuft also eher durch Missionsbeschreibungen sowie Schauplätze. Da man hier aber keine zusammenhängende Welt bereist, sondern einzelne Gebiete, ist das aber nur selten befriedigend. Dafür sind einige NPCs durchaus humorvoll und meist komplett vertont, auch wenn die deutschen Untertitel fehlerhaft sind. Im Großen und Ganzen gibt es also eine Geschichte, die aber nur den Rahmen für das Gameplay liefert.

Actiongeladene Kämpfe

In Sachen Gameplay entfalten sich die Stärken des MMOs, denn während man in anderen Spielen die richtigen Skills aneinanderreihen muss, möchte der Titel ein wenig actionreicher sein. Man hat also weiterhin seine Angriffe sowie Spezialfähigkeiten, die sich auf Knopfdruck auslösen lassen und eine Cooldown-Zeit haben, bevor man sie wieder nutzen kann. Allerdings kann man Angriffen auch direkt ausweisen, wenn man zur richtigen Zeit springt oder eine Ausweichrolle aktiviert. Dadurch hat man eher das Gefühl, ein Spiel im Stil von „Diablo“ zu spielen, anstatt zu Gegnern zu laufen und nur anzugreifen, ohne Angriffen ausweichen zu können.

Was actionreicher klingt, funktioniert nur bedingt. Es ist durchaus schön, vielfältige Angriffe nutzen zu können und die Kämpfe deutlich aktiver zu beeinflussen als in vielen Genre-Vertretern. Dennoch sind die Hitboxen lange nicht so klar, als dass man hier die volle Kontrolle hat. Es wird eher eine Mitte gefunden, sodass man schon vorher aus dem Angriffsfeld fliehen muss, um Schaden vermeiden zu können. Das wird aber auf Dauer weniger eintönig, als man glaubt, und seine Fähigkeiten aneinanderzureihen um Gegnergruppen oder größere Bosse zu besiegen, bleibt ein kurzweiliger Spaß. Das Design der Gegner ist tatsächlich ein riesiges Highlight, denn diese sind vielfältig und begeistern immer wieder aufs Neue. 

Die kleine große Planet

Um das kurzweilige Gameplay zu unterstützen, läuft man nicht in einer großen zusammenhängenden Welt herum und nimmt Quests an. Vielmehr startet man in einer Zentrale, von der aus man Mitspieler finden kann, Ausrüstung kaufen darf und weitere Orte erkundet, um sich auf die Quests vorzubereiten. Diese laufen dann über ein gesondertes Menü ab und teleportieren den Spieler an die jeweiligen Schauplätze in den verschiedenen Provinzen von Aelion, die optisch durchaus verschiedene Szenarien bieten. Hier prügelt man sich 15 bis 30 Minuten durch Gegnergruppen und besiegt meist einen Boss. Auch einige Nebenaufgaben kann es hier geben, sowie versteckte Items.

Während in den meisten MMORPGs genau so ein Konzept eher kontraproduktiv wäre, funktioniert das in „Skyforge“ überraschend gut. Ziel ist es nicht, die Welt zu erkunden, sondern seine Missionen zu beenden, und durch das kurzweilige Gameplay möchte man oft „nur noch eine Mission“ beenden. Man kann auch Freunde einladen und zusammen kämpfen, was die Abläufe deutlich weniger monoton gestaltet. Schade ist allerdings, dass einem hier auch wenig Freiheit geboten wird, und man nur Wege abläuft um ans Ende zu geraten. Dadurch wirken viele Gebiete austauschbar, und man erlebt wenig wirklich erinnerungswürdige Ortschaften. Zwar wirken dadurch die späteren, opulenteren Gebiete umso schöner, jedoch wäre eine konstante Qualität wünschenswert gewesen. Tatsächlich gibt es später auch noch offene Abenteuergebiete, die aber nur Standardware mit sich bringen und eher zum leveln geeignet sind, oder für die obligatorischen Sammelquests.

Der Weg der Götter

„Skyforge“ überzeugt also gerade Einsteiger, denn die klaren Anweisungen und der simple Spielaufbau ist leicht zu verstehen. Deutlich mehr Tiefe gibt es aber auch, insbesondere in Sachen Charakterentwicklung. Man kann insgesamt 14 Klassen freischalten, die alle mit eigenen Fähigkeiten, Waffen und Kampftechniken daherkommen. Zusätzlich lassen sich diese Klassen auch aufleveln, um weitere Angriffe und Boni freizuschalten. Was ziemlich typisch klingt, ist jedoch unglaublich vielfältig, denn man muss sich nicht auf eine Klasse festlegen, sondern kann stets nach Bedarf zwischen den Klassen wechseln. Das ermöglicht sehr viel mehr Freiraum in der Gestaltung des eigenen Spielstiles und eröffnet unzählige Möglichkeiten. Nicht nur kann man sich so besser auf etwas speziellere Missionen vorbereiten, es macht das Gameplay auch spannender, denn wenn man von einem Stil gelangweilt ist, wechselt man schlicht die Klasse und darf eine komplett andere Dynamik erleben.

Ebenfalls wirklich toll sind die Kombos im Kampfsystem, die man nutzen kann. Sowieso verbessert man nur seine Charakterwerte, und muss im Spiel selber aktiv überlegen, wann man leichte mit schweren Angriffen verbinden muss, um möglichst großen Schaden anzurichten. Einige Boss-Gegner erfordern sogar spezielle Herangehensweisen. Manchmal kann man zudem nach dem Besiegen eines Gegners seine Waffe nutzen, und somit mit dem Schwanz eines Monster zuschlagen. Zudem gibt es viele Ausrüstungsgegenstände, die den Charakter verbessern.

Die Langzeitprobleme

Der Einstieg in „Skyforge“ funktioniert also wunderbar, und gerade die ersten Stunden sind klasse. Je mehr Zeit man mit dem Spiel verbringt, desto mehr Probleme bemerkt man auch. Am größten ist da das Problem mit den Limitierungen, die Vielspieler stören wird. Es gibt nämlich eine Limitierung, wie weit man seinen Charakter wöchentlich ausbauen kann, und danach erhält man nur Währung für Gegenstände, die den Helden nicht wirklich voranbringen. Wer das Spiel eher gemächlich spielt, wird zwar keine Probleme haben, allerdings kann das geradezu frustrierend werden, wenn man nach langen Runden merkt, dass man eine Woche warten muss, um wirklich effektiv seinen Charakter verbessern zu können. Das ist unglaublich demotivierend und könnte Spieler dazu bringen, den Titel komplett liegen zu lassen. Dadurch, dass es keinen klassischen Talentbaum gibt, fühlt sich der Fortschritt zudem nicht wirklich gravierend an.

Man wird nämlich im Endeffekt dazu gezwungen, das Order-System zu nutzen, durch das man Adepten, die man mit der Zeit rekrutiert, auf Missionen schicken kann, selber aber auch Materialien einsammeln muss. Das ist unnötig kompliziert und macht auch nicht sonderlich viel Spaß. Zwar kann man hier mehr Prestige erhalten, was man durch mehr Gläubige erhält, doch viel schöner wäre ein klassisches Voranschreiten gewesen. Auch das Prinzip der Gläubigen, sowie die verwirrenden Menüs, um somit seine Werte zu verbessern, demotiviert eher als wirklich zu begeistern. Das Level-System ist das größte Problem, und kann nur erleichtert werden, wenn man mit echtem Geld Premium-Status erlangt. Wieso man sich hier nicht an ähnliche Genre-Vertreter orientiert, bleibt ein Rätsel.

Der Kampf der Götter

Abseits der Abenteuergebiete und Quest-Abschnitte kann man sich noch in PvP-Kämpfen austoben, die aber leider das schwächste Glied sind. Das Kombo-System bietet viel Potential für Kämpfe gegen andere Spieler, leider ist das Balancing der Klassen nur auf das Miteinander, nicht das Gegeneinander abgestimmt, sodass man mit den richtigen Skills in der richtigen Klasse meist die Oberhand hat. Die Vielfalt, die das Spiel bietet, wird somit eingeschränkt, da auch die Gegner nie allzu vielseitig sind. Zudem sind die Belohnungen nicht immer beeindruckend, somit bleibt dieser Modus eher ein Beiwerk, das eine Überarbeitung benötigt.

Pay 2 Win?

Da es sich hier um ein Free to Play-MMO handelt, gibt es natürlich zahlreiche Möglichkeiten, um durch sein Geld den Spielfluss zu erleichtern. Am schlimmsten ist wohl das Freischalten der Charaktere, denn man braucht extrem viel, um neue erlangen zu können. Das Balancing für Spieler, die kein Geld ausgeben wollen, wird somit zur Qual, denn hier werden nur Vielspieler bedient, die möglicherweise auch dazu bereit sind, viel auszugeben. Ansonsten kann man sich durch den Premium-Status das Grinding verkürzen, was zum Standard der Spiele gehört, und nicht direkt zum Nachteil für andere wird.

Technik

Auf dem PC wurde die Technik noch gelobt, doch der Sprung auf die PlayStation 4 ist alles andere als gelungen. Bereits im Startgebiet bei wenigen Gegnern sinkt die Bildrate merklich und das Bild fängt an zu ruckeln. Besonders in späteren Gebieten wird das Problem immer stärker, und man kann das ansonsten flüssige Kampfsystem nicht genießen. Auch optisch hat das Spiel zwar schöne Orte zu bieten, die Qualität der Texturen sowie die Weitsicht müssen aber deutlich verbessert werden, um das Artdesign auch zu unterstützen. Die Ladezeiten sind zwar ein wenig lang, aber hinnehmbar. Schlimmer ist da der etwas einfallslose Soundtrack, und die unmotivierten englischen Sprecher, welche die Glaubwürdigkeit der Welt zerstören.

Die Steuerung ist zudem sehr überladen. Besonders im späteren Verlauf muss man zum Fingerakrobaten werden, da man oft L3 nutzt, zwischen Fenstern wechseln muss und dabei verschiedene Fähigkeiten aktiviert. Ein Controller scheint einfach nicht die passende Wahl für das Spiel zu sein, und obwohl es nicht unspielbar wird, ist die Handhabung dennoch anstrengend. Deutlich besser ist da die Menüführung, die auch mit dem Controller wunderbar funktioniert, wenn man auch hier die Ruckler ertragen kann.