Cinematic-Jump ‘n‘ Runs sind trotz des Auflebens von vielen alten Genres durch Indie-Entwickler immer noch stark unterrepräsentiert. Doch Fans des Genres bekommen mit „Embers of Mirrim” endlich wieder einen Titel, der versucht, Jump ‘n‘ Run-Elemente mit cineastischen Cutscenes zu vermischen. Ob es dem kanadischen Studio Creative Bytes Studio gelungen ist, zeigt die folgende Review. 

Stumme Fabelwesen

„Embers of Mirrim” erzählt eine Geschichte um einen Stamm von fantastischen Wildkatzen-ähnlichen Kreaturen, die sich in weiße und schwarze Varianten teilen. Diese sind sich untereinander nicht wirklich konform und leben nur in Frieden, weil der Stammesführer durch Prophezeihungen die Kreaturen zusammenhält. Jedoch steht durch eine unbekannt Bedrohung die gesamte Welt vor dem Ende. Damit dies verhindert wird, arbeiten das weiße Wesen Mir und das schwarze Wesen Rim zusammen, indem sie miteinander verschmelzen und ihre Kräfte miteinander vereinen.

Die Geschichte wird zwar nur visuell erzählt, aber ohne auch nur eine Textzeile kann man ihr ganz gut folgen. Leider ist sie aber am Ende des Tages nicht wirklich spannend und kann auch nicht mit irgendwelchen Twists aufwarten. Dazu kommt, dass die Qualität der Cutscenes sich kaum vom Spiel unterscheidet, wodurch es manchmal so aussehen kann, als wenn ein Kamera-Schwenk zu einer Cutscene wechselt, jedoch muss man noch weiter spielen, was meist zu einem Bildschirmtod führt.

Rennen, Springen und Teilen

„Embers of Mirrim” kann man am besten mit dem Remake zu „Shadow of the Beast” aus dem letzten Jahr vergleichen. Der Aufbau, das Design und die Atmosphäre sind sich sehr ähnlich und der Spielfluss ist sehr schnell gestaltet. Damit man aber nicht immer nur präzise laufen und springen muss, haben die Entwickler sich eine Mechanik überlegt, die sehr ähnlich zu dem jüngst erschienenen Puzzle-Spiel Semispheres ist. Denn durch Drücken der hinteren Schultertasten löst sich der Protagonist in die sogenannten Ember auf, die die beiden Varianten der Kreatur repräsentieren. Dadurch muss man dann unabhängig voneinander die grüne und die lilane Leuchtkugel durch Gefahren navigieren sowie Rätsel lösen. Am Ende treffen sie sich wieder in der Mitte zusammen und man spielt wieder nur eine Figur.

Unkonventionell

Diese Mechanik ist auch das große Hauptmerkmal, das „Embers of Mirrim” von anderen Spielen unterscheidet. Leider bleiben die gestellten Rätsel aber immer sehr ähnlich, denn auch wenn sich nur selten eins wiederholt, ist die Lösung fast immer dieselbe. Immerhin werden bis zum Ende neue Elemente geboten, was das knapp vierstündige Abenteuer unterhaltsam genug macht, aber wirklicher Wiederspielwert wird neben ein paar Collectibles nicht geboten. Zudem muss man schon sehr gut im Multi-Tasking sein, um beide Hälften entsprechend zu steuern. Frustration ist also immer wieder an der Tagesordnung, aber sie kann auf eine merkwürdige und unkonventionelle Methode gemildert werden. Denn das simple Kontrollschema ist perfekt darauf ausgelegt, dass man sich einfach den Controller mit einem lokalen Mitspieler teilt und so durch Absprache die Rätsel löst. Das war wahrscheinlich vom Entwickler nicht so vorgesehen, macht das Spiel aber um einiges spielenswerter und bringt tatsächlich mehr Freude als alleine – sofern man mit seinem Kollegen sich gut versteht.

Matschige Texturen und schöne Set-Pieces

Optisch wird „Embers of Mirrim” niemanden vom Hocker hauen, da die Texturen maximal auf PS3-Niveau sind, aber es sind die kleinen Set-Pieces und die Partikel- sowie Leucht-Effekte, wodurch die Grafik nicht ganz durchfällt. Zudem bekommt man ein sehr flüssiges Spielgeschehen geboten, was immer positiv zu werten ist. Der Soundtrack untermalt, dass der Titel ein sehr cineastisches Spiel sein möchte, weshalb manchmal mit wahrscheinlich digitalen Streicher-Instrumenten sehr dick aufgetragen wird. Aber auch wenn die Tracks nicht immer passend sind und oft eher im Hintergrund bleiben, so wird man dennoch nicht genervt davon sein.