„Lock’s Quest“ dürfte vielleicht nicht jedem direkt ein Begriff sein. Tatsächlich ist das Spiel aber eine wahre Strategie-Perle auf dem Nintendo DS gewesen und konnte durch seine vielfältigen Mechaniken sowie eine interessante Story punkten. Dennoch verschwand die neue IP schnell von der Bildfläche, während eine kleine Fangemeinde nie die Hoffnung aufgab, das Werk von 5th Cell eines Tages wieder zu sehen. Zwar erscheint erstmal kein Nachfolger, dafür aber eine Portierung des Titels für PlayStation 4. Kann der Charme auch fast neun Jahre später begeistern, oder ist das Spiel ein Opfer der Zeit? Wir haben uns in die Schlachten gewagt und Lock auf seiner Reise begleitet.

Menschen gegen Maschinen

Die Hintergrundgeschichte wird in Bildern erzählt, während die eigene Geschichte durch Textfelder verfolgbar ist. Der Spieler übernimmt die Rolle von Lock, dessen Dorf von mechanischen Wesen überfallen wird. Das führt schnell zu einem großen Krieg zwischen dem Königreich und dem finsteren Lord Agony, der die Uhrwerker kontrolliert. Lock macht sich anschließend auf eine Reise um ein großer Archineur zu werden, der nicht nur die Welt retten will, sondern auch nach seiner Schwester sucht, die bei dem Überfall entführt wurde.

Während der Grafikstil Simples vermuten lässt, beginnt die Geschichte bereits kreativ. Das Material, das die Archineure zum Bauen von Verteidigungen nutzen, ist nämlich dasselbe, mit dem die Uhrwerker betrieben werden. All diese Erklärungen wirken anfangs langatmig, doch nach den ersten Missionen offenbart sich eine sehr gelungene Erzählung, die tatsächlich fesseln kann und mit einigen durchdachten Twists überzeugt, die man nicht unbedingt vorhersieht.

Ein strategischer Archineur

Während die Geschichte einen Teil der Erfahrung ausmacht, bleibt der Kern natürlich das Gameplay. Man muss nämlich auf verschiedenen Karten in zwei Phasen meist dafür sorgen, dass ein Punkt von feindlichen Truppen nicht zerstört wird. Dafür hat man begrenzt Zeit, um verschiedene Mauern, Waffen und Fallen zu platzieren, um es den heranrückenden Wellen möglichst schwer zu machen, die Verteidigung zu durchbrechen. In der zweiten Phase steuert man Lock direkt, der nicht nur die beschädigten Gegenstände reparieren kann, sondern mit einem kleinen Mini-Spiel auch direkt gegen die Feinde kämpft. Ist die Zeit abgelaufen, werden alle restlichen Maschinen zerstört, und von jedem Feind erhält man nach dessen Vernichtung Quell, um weitere Maßnahmen zu errichten. Später werden die Ziele jedoch verändert, sodass man erst nach einigen Stunden wirklich erkennt, was das Spiel zu bieten hat.

Das Spielprinzip macht eine ganze Menge richtig. Vor allem im späteren Verlauf baut man richtige Festungen, während zahlreiche Typen von Gegnern zur eigenen Basis marschieren. Dabei ist die Übersicht nicht immer gegeben, denn die Kamera muss unabhängig von Lock kontrolliert werden. Vielfältiger wird der Titel durch die verschiedenen Missionen, die den Fokus auch darauf richten können, Bürger zu retten oder bestimmte Feinde abzuwehren. Die sind so abwechslungsreich, dass man bis zum Ende nicht das Gefühl hat, dasselbe zu tun, da das Pacing wirklich sehr gelungen ist. Ständig will man nur noch eine Mission abschließen, und ehe man sich versieht, sind Stunden vergangen.

Mehr als nur ein Remaster?

Überarbeitet ist das Fortschrittssystem, sodass man mehr Geschütztürme bereits früher zur Verfügung hat. Dennoch dauert es anfangs etwas lange, bis man wirklich die vielfältigen Systeme ausnutzen kann. Auch ein Endlos-Modus hat seinen Weg in das Spiel gefunden, bietet allerdings einfach nicht genug Langzeitmotivation, um nach der Geschichte lange zu fesseln. Allgemein wirken die Neuerungen eher aufgesetzt, und fügen sich nicht gerade dynamisch in das Spiel ein.

Wer dem Charme oder der Zugänglichkeit nicht erlegen ist, wird sowieso Probleme haben, sich auch heute noch mit dem Spiel anzufreunden. Zwar wird einem hier kein leichter Titel geboten, dennoch gibt es gerade auf der PlayStation 4 genügend andere Genre-Vertreter, die mehr Vielfalt bieten. Dafür überzeugt die Dynamik zwischen den Kämpfen sowie dem Bauen noch immer, man wünscht sich nur, die Macher hätten sich beim Remaster mehr getraut, oder gleich einen neuen Titel der Reihe entwickelt, der zeitgemäßer ist.

Verbesserungswürdig

Auf dem Nintendo DS war „Lock’s Quest“ ein Titel, der den Stylus vollkommen beansprucht hat. Das merkt man leider bei der Portierung, die nicht optimal gelungen ist. Das fängt schon beim Bauen an, wo sich die Steuerung überladen anfühlt, sodass es auf Dauer sehr nervig wird, Objekte schnell zu platzieren. Zwar kann man Fehler leicht rückgängig machen, eine Lösung wäre aber durchaus gewesen, wenn man hier das Steuerkreuz hätte nutzen können. Die Tastenbelegung lässt sich auch nicht verändern, was zu mehr Frust sorgt, als nötig gewesen wäre.

Auch das Alter des Titels macht sich leider bemerkbar. Da man die Kamera nicht drehen kann, übersieht man gerne einmal Lücken, die durch andere Elemente auf der Karte schlicht verdeckt werden. Auch die Mini-Spiele bereiten Probleme. Während sich die Kämpfe, bei denen man vorgegebene Knöpfe drücken muss, etwas träge anfühlen, reagiert der Stick bei der Reparatur nicht immer richtig, weshalb das abgebrochen wird oder schneller vorbei ist, als man schauen kann.

Technik

Optisch ist es schwer, allzu viel zu kritisieren. Natürlich bleibt der Pixel-Stil bestehen, jedoch sind die Farben satter und der Bildausschnitt größer als noch auf dem Nintendo DS, was zu einem wirklich sehr gelungenen Artstyle führt. Auch die Designs der Charaktere und Gegner sind sehr liebevoll geworden, und auch die Animationen sehen gut aus. Dennoch wirken die Ortschaften manchmal etwas karg, in den Gefechten stört das aber wenig.

Es gibt keine Sprachausgabe, dafür deutsche Texte, die nicht immer fehlerfrei sind. Der Soundtrack rundet ein insgesamt gelungenes Paket ab und untermalt das Geschehen mit stimmungsvollen Liedern. Es ist nur schade, dass die Steuerung nicht genauso gut angepasst wurde.