Von kleinen Entwicklerteams erwartet man meist auch kleine Spiele. Ein Spiel, das sich nicht an diese Regel halten möchte, ist „Shiness: The Lightning Kingdom”. Warum das JRPG trotz vieler kleiner Macken spielenswert ist, wollen wir in unserem Review verraten!

Zerbrochen

Einst war Mahera ein ganz normaler Planet. Doch eine Erschütterung im Inneren hat dazu geführt, dass er in Stücke zerbrach. Auf den einzelnen Bruchstücken, genannt Meteoras, leben nun getrennt verschiedene Völker, die nicht immer gut aufeinander zu sprechen sind. In diesem sehr interessant Grundsetting brechen nun Chadow und sein Kumpel Poky mit ihrem Luftschiff auf, um die Länder des Lebens zu finden. Der Anlass für diese Unternehmung ist ein Geist der Erde, genannt Shiness, den nur Chado sehen kann. Doch die Reise wird durch eine Bruchlandung auf dem benachbarten Meteora auf eine harte Probe gestellt, denn hier haben die Bewohner ihre eigenen Sorgen. Das Duo und natürlich im Laufe des Spiel auch weitere Party-Mitglieder werden in die eine oder andere fremde Angelegenheit verstrickt.

Nebengeschichten

Auch wenn die Haupt-Story nicht über die ganze Dauer hin fesseln kann, faszinieren die Welt, ihre Bewohner und die vielen kleinen und großen Ereignisse mehr als genug, um bis zum Ende am Ball zu bleiben. Die meisten Aktionen von Chado und seiner Truppe haben ihren Sinn, so dass selbst Ausflüge in die Dungeons nicht nur dazu da sind, um den ansässigen Boss zu besiegen.

Prügelspiel

Kernelement der meisten JRPGs ist das Kampfsystem, welches in „Shiness: The Lightning Kingdom” recht einzigartig ist. Die Gegner, die in den Welten stets zu sehen sind, stellen sich unseren Helden bei Berührung eins gegen eins. Dabei kann man jedoch den Helden jederzeit auswechseln, so dass man nicht nur andere Fähigkeiten zur Verfügung hat, sondern auch eine hoffentlich volle Energieleiste. Die Auseinandersetzungen sind dann stets schnell und vor allem auf Fingerfertigkeit ausgelegt. Im richtigen Augenblick blocken oder eine Kombo im „Street Fighter”-Stil vom Stapel lassen machen richtig Laune. Ob man einen Kampf haushoch verliert oder aber als Sieger hervor geht hängt tatsächlich mehr davon ab, wie viel Mühe man sich im Kampf gibt, anstatt vom Charakterlevel. Dies liegt unter anderem daran, dass die Gegner deutlich weniger Erfahrungspunkte einbringen, wenn man im Level über ihnen ist. Was für die einen nervig sein könnte, sollte für die anderen ein Anreiz sein, ordentlich zu kämpfen statt nur mit deutlich höheren Charakterwerten in die Kämpfe zu ziehen. Und ohne zu viel verraten zu wollen: die Bosskämpfe kommen nochmal mit ihren eigenen Twists daher.

Drumherum

Viel Wert wurde darauf gelegt, dass man nicht einfach gradlinig von einem Questziel zum nächsten marschiert. Kleinere Rätsel wie die typischen Schalter oder das Umlenken von Strömen brauchen zwar nie wirklich mehr als ein paar graue Zellen, doch lockern sie den Spielfluss merklich auf. Auch das Sammeln von Ressourcen ist positiv hervorzuheben. Wer einem Eichhörnchen die Nuss klauen will sollte sich eben anschleichen, wer dagegen nur schnell voran kommen will, kann das dank ordentlich schnellem Sprint auch gern machen. Besonders schön sind die Dungeons gestaltet. Zwar gibt es nur eine handvoll von ihnen im ganzen Spiel, doch sowohl spielerisch als auch optisch sorgen sie dafür, dass man sich gerne zum Boss durchschlägt.

Mängelliste

Es gibt viele Kleinigkeiten, die man „Shiness: The Lightning Kingdom” ankreiden kann. Mal sind wir in der Landschaft stecken geblieben, konnten dies aber durch einen Charakter-Wechsel geschwind beheben. Ein andermal hat eine im Questlog aufgeführte Story-Quest für ein wenig Verwirrung gesorgt, da dies dort schon zu finden war, bevor der entsprechende Questgeber angesprochen wurde. Die Animationen sind ebenfalls nicht grade auf hohem Niveau, und auch die gezeichneten Zwischensequenzen könnte man eher im Bereich der besseren Fanarts ansiedeln. Doch wenn man sich an diesen Punkten aufhängt, würde man dem Spiel unrecht tun. Die Entwickler haben viele eigene Ideen sowie natürlich auch Genre-Standards zu einem stimmigen Ganzen zusammen geschnürt. Viele Elemente des Spiels passen einfach schön zusammen, und man merkt überall, mit wie viel Herzblut das kleine Entwickler-Team vorgegangen ist, um das Spiel zu verwirklichen. Das Gesamtergebnis ist damit deutlich größer und bietet viel mehr, als man von den meisten Indie-Spielen gewohnt ist. Wer fähig ist, auch Mal ein bis anderthalb Augen zuzudrücken, sollte „Shiness: The Lightning Kingdom” vielleicht eine Chance geben!

Nah dran

In der Technik merkt man ebenfalls, dass das kleine Entwicklerteam so nah wie möglich an die Größen des Genres ran kommen wollte. Das Design der Welten, Bewohner und Gegner ist dabei durchweg gelungen - wenn man sich denn nicht vom aktuell gern genannten (Schimpf-)Wort „Furries” abschrecken lässt. Anstatt auf Bekanntes zu setzen wurden hier jede Menge Eigenkreationen abgeliefert, die das Spiel auf jedem Bild eindeutig identifizierbar machen. Das große Aber fehlt jedoch auch hier nicht. Natürlich können weder Polygonzahlen, Texturen noch Animationen mit den großen Vorbildern mithalten. Dafür ist der Soundtrack auf durchweg sehr hohem Niveau, die englischen Synchronsprecher dagegen eher stark schwankend.