Bereits in unserem Preview zu „Aven Colony“ lobten wir das Spiel dafür, wie gut es sich auf einer Konsole steuern lässt. Nun haben wir jedoch wirklich alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat, und haben dabei vor allem auf die möglichen Kritikpunkte geschaut, die sich in den ersten zwei Leveln angedeutet haben. Ist „Aven Colony“ nun also ein Traum für Aufbausimulations-Fans auf Konsolen, oder wird tatsächlich nicht genug zur Motivation beigetragen? Wir haben zahlreiche Siedlungen auf Aven Prime gegründet und es somit herausgefunden.

Eine Aufgabe mit Bedeutung

Die Grundlage ist simpel, denn als Gouverneur muss der Spieler den fremden Planeten Aven Prime besiedeln. Das bedeutet, Kolonien aufbauen, Landschaften ausnutzen und sich gegen die Flora und Fauna wehren. Dabei gibt es Hilfe in Form von Textboxen, und im Laufe der Kampagne kommen immer mehr Gefahren auf den Spieler zu, die überwältigt werden müssen. Zugegeben, eine richtige Geschichte erwartet keiner bei einem Aufbauspiel, dennoch gibt es durchaus Potential. Hierbei handelt es sich schließlich um einen fremden Planeten, und die Interaktionen mit den Bewohnern bleiben recht simpel.

Die Textboxen sind zudem nicht unbedingt die schönste Art der Präsentation. In diesen stehen meist Aufgaben oder Hilfestellungen sowie Erklärungen, die ein wenig mit dem Setting verbunden werden, um nicht als leblose Tutorials zu dienen. Im Endeffekt bleibt das aber die größte Schwäche von „Aven Colony“, doch wenn bei einem Aufbauspiel die Geschichte der größte Kritikpunkt ist, darf man sich auf das Gameplay freuen.

Aller Anfang ist angenehm

Nach einem etwas mageren Tutorial geht es bereits an die ersten Missionen, in denen man in unterschiedlichen Umgebungen auf dem Planeten Kolonien errichten muss. Die Kampagne beschränkt sich dabei auf kleinere Ziele, dennoch wird man durchaus viel Zeit mit den einzelnen Missionen verbringen. Diese laufen oft nach demselben Muster ab, werden jedoch durch bestimmte Ereignisse erschwert, weshalb man mitunter drastisch seine Strategie zum Aufbau der Siedlungen abändern muss. Wer nach dem etwas vagen Tutorial, in dem wirklich nur die Grundlagen erklärt werden, unsicher ist, darf einzelne Aufgaben annehmen. Bei diesen wird dem Spieler aber extra erklärt, dass sie nur als Hilfestellungen dienen, dennoch sind sie vor allem für Anfänger extrem nützlich, da man so ein Gefühl dafür erhält, welche Gebäude zu welchem Zeitpunkt wichtig werden.

Die Kampagne ist tatsächlich gelungen. Es motiviert, die Missionen zu bewältigen, und man merkt schnell, dass man im Laufe versteht, wie die einzelnen Gebäude zusammen wirken, um wirklich produktiv zu sein. Selbst komplette Neulinge im Genre werden durch die Aufgaben an der Hand geführt und brauchen somit keine Angst haben, allein gelassen zu werden. Das ist auch wichtig, denn die Auswahl an Gebäuden ist nicht gerade gering, und es ist für unerfahrene nicht einfach zu erkennen, wie genau man die Zufriedenheit der Kolonisten sicherstellen kann und sich gleichzeitig gegen Gefahren wehrt.

Eine Menge zu entdecken

Diese Orientierung benötigt man, um wirklich zu erkennen, wie vielfältig das Spiel eigentlich ist. Schon alleine das Baumenü ist verschachtelt, aber zugleich übersichtlich als auch leicht zu bedienen zu sein. Bei einigen der Kategorien erfährt man sogar erst im Verlauf, wie man diese richtig nutzt, doch keines der Teile, die man in seine Kolonie verbauen kann, ist unwichtig. Doch ein einfaches Losbauen ist nicht möglich, schließlich sind Wechselwirkungen sowie Zufriedenheit der Bewohner der Maßstab. Glücklicherweise gibt es dafür verschiedene Darstellungsoptionen, die Effizienz, Zufriedenheit und Mengen anschaulich anzeigen. Um dabei nicht wertvolle Zeit zu verlieren, kann man die Spielzeit jederzeit anhalten oder auch beschleunigen.

Wer die Missionen beendet, darf sich im Sandkasten richtig austoben. Auch hier gibt es immer etwas zu tun, man hat aber sehr viel mehr Freiheiten und hört nicht auf zu bauen, wenn ein Ziel erreicht wurde. Man kann in den zahlreichen Karten unzählige Stunden verbringen und wird selbst dann noch von überraschenden Elementen, die wir hier nicht verraten wollen, überzeugt. Allgemein sorgen die übersichtlichen Menüs für volle Kontrolle, wenn man sich erstmal eingearbeitet hat. Spielerisch fehlt also nicht viel und man ist durchaus mit dem Gebotenen lange beschäftigt, vor allem da man auch mit den Bewohnern interagieren kann und sie auf Expeditionen schicken, jedoch auch ihre Ressourcen beschränken kann.

Ärger im neuen Paradies

Ein perfektes Spiel ist aber auch „Aven Colony“ nicht. Obwohl es viele Elemente zu beachten gibt, hat man irgendwann einfach die möglichen Ereignisse gesehen und baut dann nur noch vor sich hin, ohne wirklich gefesselt zu werden. Es macht eine Menge Spaß, wenn die eigene Planung aufgeht, aber gerade das Setting der fremden Planeten gibt noch mehr her, als das Spiel wirklich nutzt. Deshalb sind auch einige Umgebungen nicht ganz so interessant wie die exotischeren, und man wird diverse Bauprojekte abbrechen oder pausieren, weil sie durchaus eintönig ablaufen können.

Das bedeutet aber nicht, dass das Spiel allgemein zu wenig bietet. Der Umfang ist durchaus gegeben, nur nicht in allen Umgebungen. Zudem gibt es zahlreiche Schwierigkeitsstufen, sodass selbst diejenigen, die das Genre vorher nie angefasst haben, Erfolge feiern können. Profis hingegen dürfen sich auf eine echte Herausforderung freuen, und auch wenn wir im Test auf der höchsten Stufe lediglich eine Mission meistern konnten, garantieren wir, dass sich Strategen auf ein unglaublich intensives Abenteuer freuen dürfen.

Technik

Die Umgebungen auf dem Planeten sehen wirklich gut aus und überzeugen durch zahlreiche Farben. Zwar können einige Texturen auf der höchsten Zoom-Stufe etwas matschig wirken, doch insgesamt wird einem ein schöner Genrevertreter geboten, und das Spiel profitiert auch sehr vom Setting. Der Soundtrack hingegen ist etwas belanglos, wobei die Soundeffekt durchaus passend sind. Beeindruckend sind definitiv die extrem kurzen Ladezeiten, weshalb man nie lange auf das Geschehen wartet, sowie die stabile Bildrate, was ein wunderbares technisches Paket noch runder macht.

Die Steuerung ist der größte Pluspunkt. Alle Menüs lassen sich mit etwas Übung blitzschnell erreichen und da diese übersichtlich aufgebaut sind, wird man auch keine Probleme haben, entsprechende Erklärungen zu finden. Zwar wird man am Anfang etwas üben müssen, um den richtigen Spielfluss zu erreichen, doch da man die Zeit anhalten kann, wird einem auch eine entsprechende Pause dafür geboten. Nicht ein Fehler war auf eine überladene oder ungenaue Steuerung zurückzuführen, sondern stets auf eigene Fehlentscheidungen.