Couch-Multiplayer feiern in den letzten Jahren vornehmlich im Indie-Bereich eine Renaissance. Spiele wie „Overcooked“ zeigen, dass auch im Online-Zeitalter noch der Bedarf nach lokalen Multiplayer-Spielen vorhanden ist. „Nidhogg“ hat bereits vor einigen Jahren diese Zielgruppe mit packenden Schwertkämpfen bedient, an denen es nur wenig auszusetzen gab. Entsprechend schwierig ist es für den Nachfolger „Nidhogg 2“ das Schwertkampf-Prinzip sinnvoll zu ergänzen.

Ein neuer Look

Der wohl prägnanteste Unterschied von „Niddhog 2“ gegenüber dem Erstling, ist der Grafikstil. „Nidhogg“ setzte auf einen absolut minimalistischen Pixel-Look. Zum Teil wurde in den Levels gänzlich auf Hintergründe verzichtet, die Kämpfer ähnelten Strichmännchen und die Schwerter waren nicht mehr als eine Aneinanderreihung von Pixeln. Der Look war ein Mittel zum Zweck, nämlich packende 1 gegen 1-Schwertkämpfe. Daran hat sich auch in „Nidhogg 2“ nichts geändert. Zwei Schwertkämpfer stehen sich gegenüber und versuchen sich den Weg zum Ende des Levels frei zu kämpfen, während der jeweils andere dies zu verhindern versucht. Da man für die Schwertkämpfe bereits eine funktionierende Formel gefunden hat, konnte man sich nun in „Nidhogg 2“ einem detailreicheren Grafikstil widmen und stieß damit bei den Fans zunächst auf unterschiedliche Reaktionen. 

Keine Frage, die Mischung aus Pixel- und Comic-Look ist definitiv eine Geschmacksfrage. Allerdings muss man dem Stil auch eine Chance geben. Spätestens in Bewegung lernt man die vielen Details in der Pixel-Fassade zu schätzen. Andererseits muss man feststellen, dass mit dem höheren Detailgrad auch ein Stück weit die Übersichtlichkeit des ersten Teils verloren geht. Bei einem schnellen Spiel wie „Nidhogg 2“, in der die Spielrichtung sich ständig ändern kann, kann das im Eifer des Gefechts recht ärgerlich sein.

Kämpfen, rennen, Kämpfen

Abseits des Grafikstils sind die Änderungen von „Nidhogg 2“ aber kaum zu bemerken. Jeder Kämpfer kann sein Schwert in drei Positionen halten und so gegnerische Angriffe parieren oder die Deckung brechen. Zusätzlich kann man sein Schwert werfen, oder einige Nahkampfangriffe, inklusive einem Sprungkick, ausführen und so seinen Gegner entwaffnen. Kann man seinen Gegenspieler töten, darf man weiterrennen bis der Gegner wenige Sekunden später vor dem Spieler wiederbelebt wird. Der ständige Richtungswechsel und die schnellen Schlagabtäusche sind nicht nur unterhaltend, sondern sorgen auch immer wieder für packende 1 gegen 1-Duelle. Wer am schnellsten reagiert und die beste Strategie fährt, geht meist als Sieger aus den Kämpfen hervor.

Und dennoch an vielen Stellen merkt man, dass man sich für „Nidhogg 2“ die Zeit genommen hat, herauszufinden an welchen Stellschrauben man noch weiter drehen kann. Das fängt ganz simpel mit der Karten-Auswahl an. Standen im ersten Teil gerade einmal vier Karten zur Auswahl, ist die Anzahl nun auf zehn gestiegen. Die neuen Arenen sind nicht nur thematisch deutlich abwechslungsreicher, sondern bieten viele verschiedene Hindernisse, die den Kämpfen neue Dynamiken verleihen. Begleitet wird jede Arena vom eingängigen, aber stilistisch völlig unterschiedlichen elektronischen Beats. Den Vergleich zum meisterhaften Soundtrack von „Holtine Miami“ zu ziehen wäre zwar zu viel, aber auch hier wird man mit ähnlich viel Abwechslung bedient.

Ein größeres Waffen-Arsenal

Für eine neue Dynamik in den Kämpfen sorgen aber vor allem die drei neuen Waffen, die nun neben dem Degen zum Waffen-Arsenal gehören. Das Breitschwert ist deutlich größer und hat dadurch einen größeren Schwungkreis, in dem man seine Feinde schlagen kann. Dafür aber schwingt es sich auch deutlich langsamer, als der flinkere Degen. Der Dolch hat zwar nur eine geringe Reichweite, lässt sich aber unglaublich schnell schwingen. Am interessantesten sind aber Pfeil und Bogen, durch die es in den Kämpfen nun auch Schusswaffen gibt. 

Der Bogen kann unendlich viele Pfeile abschießen, benötigt zwischen jedem Schuss aber eine kurze Nachladezeit. Und dennoch kann der Bogen für einen unvorbereiteten Gegner schnell tödlich enden, da er es möglich macht seinen Gegner auf Distanz zu halten. Wer geschickt ist, kann die Pfeile aber reflektieren und diese Stärke des Bogens gegen seinen Benutzer wenden. Jede Waffe hat gemäß dem Stein, Schere, Papier-Prinzip seine Vor- und Nachteile gegenüber den anderen Waffen. Kombiniert man die Eigenheiten der Arenen und Waffen, entstehen so neue Strategien und Kniffe, die der Kampf-Dynamik neuen Wind einhauchen.

Couch-Erfahrung durch und durch

Wer mit „Nidhogg 2“ aber auf mehr Einzelspieler-Inhalte hoffte, muss enttäuscht werden. Erneut gibt es einen Arcade-Modus, in dem man gegen immer stärkere K.I.-Gegner in wechselnden Arenen antritt. Als etwas erfahrener Spieler kann man diesen Modus aber in gut 20 Minuten abschließen. Man darf den Modus nicht mehr als als eine Art Trainings-Modus betrachten, der auf die Hauptkomponente des Spiels vorbereitet: den Mehrspieler-Modus. „Nidhogg 2“ ist darauf ausgelegt mit Freunden gespielt zu werden. Alternativ klappt das auch online, aber das echte Spielgefühl macht sich erst dann breit, wenn man sich miteinander gemeinsam auf der Couch misst.