Gegen Ende des Jahres 2017 machen sich so einige Rennspiele in die Spur, um das beste seiner Art zu werden. Dabei werden ganz unterschiedliche Subgenres bedient. Egal ob Motocross in „MXGP3“ oder das arcardelastige „Need for Speed Payback“, alle ringen um die Gunst der Käuferschaft. Auch Slightly Mad Studio schickt ihr Pferd ins Rennen, das in diesem Fall auf den Namen „Project CARS 2“ hört. Bereits bei Teil Eins konnten viele Genreliebhaber zufriedengestellt werden. Nun möchte man noch eins drauf legen. Fahrt ins Kiesbett oder Poleposition?

Hoher Anspruch

„Project CARS 2“ richtet sich an eine ganz bestimmte Zielgruppe abseits von zugänglicheren Rennspielreihen: den Motorsportenthusiasten. Ganz wie der Vorgänger beruft sich auch dieses Spiel auf eine möglichst realitätsnahe Umsetzung. Klar, das schreiben sich recht viele Produkte dieser Art auf die Fahnen. Die Zusammenarbeit mit professionellen Fahrern wie zum Beispiel Ben Collins oder Nicolas Hamilton zeigt jedoch, dass man es absolut ernst meint mit dem Simulations-Gedanken. Einsteiger und den geneigten „Mario Kart“-Fahrer wird es direkt in der ersten Runde des Spiels zerlegen. Und auch danach: In „Project CARS 2“ reicht es nicht, die Strecke auswendig zu kennen und zu wissen, wann man wo bremsen muss – man muss auch die Eigenschaften des entsprechenden Wagens gut kennen. Wer das ganze wirklich gut beherrschen möchte, greift ohnehin zum Lenkrad, um der Sache tatsächlich Herr zu werden.

Dennoch: Teil Zwei bietet, wenn man mal das Optionsmenü durchforstet, dann doch allerhand Einstellungsmöglichkeiten, die es in der Realität auf der Rennstrecke nicht gäbe. Somit versteht sich das Spiel zwar als Simulation, aber nicht als Fahrsimulator. Egal ob Bremsassistent, ABS oder Ideallinie, die Trickkiste der kleinen Helferlein ist doch recht groß. Eine Schlausteuerung konnten wir dahingegen aber auch nicht finden – soll heißen: das Spiel mit Gas und Bremse wird auch mit Fahrhilfen nicht abgebrochen. Leider bieten die Entwickler zum Beispiel bei der Stabilitätskontrolle nur die Option an oder aus. Ist sie aus, fällt es schwer, das Ausbrechen eines Fahrzeuges zu verhindern. Ist sie aber eingeschalten, schwingt sich das Auto fast alleine aus den Kurven, ist man einmal drin. Letzteres geht also wieder zu Lasten des Realismus. In „Asetto Corsa“ gibt es hierfür zum Beispiel noch Zwischenstufen und nicht bloß ein entweder-oder.

Masse?

Man hat sich beim Umfang der verfügbaren Rennorte tatsächlich übertroffen. Ganze 52 Stätten dürfen umkurvt werden, was wirklich eine beachtliche Anzahl ist, vergleicht man sie zum Beispiel mit „Forza 7“ oder „Gran Turismo Sport“. Neu hinzu gesellen sich so zum Beispiel Fuji, Daytona und sogar Winterstrecken, wie Mercedes‘ Trainingsareal in Schweden. Dabei hat man bei der Erstellung der virtuellen Strecken auf Scans und den Einsatz von Drohnen gesetzt, um das Ergebnis originalgetreu wirken zu lassen. Und tatsächlich: die Teerschleifen rund um die Welt gleichen ihren realen Vorbildern immens. Dabei sind sämtiche Strecken so lebendig wie noch nie. Verliert ein Mitstreiter ein Teil seines Rennwagens oder werden Steine aus dem Kiesbett gerissen, hat dies sofort Einfluss auf die Gegebenheiten. Hier reiht sich selbstverständlich auch das Wetter ein. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Unfall einen Riss in der Strecke verursacht hat, der beim nächsten Regenguss zur gefährlichen Pfütze wird. Hier gibt es wieder Realismus pur, der natürlich schnell zum Verhängnis werden kann. Im Gegensatz zu anderen Genrevertretern bietet „Project CARS 2“ übrigens keine Rückspulfunktion. Wenn dann muss das ganze Rennen neu gestartet werden.

Auf Seiten der Fahrzeuge steht eine ungefähre Anzahl von über 190 Stück parat – ziemlich beeindruckend. Dabei reicht die Bandbreite vom klassischen Formel 1-Boliden bis hin zu den neuen Rallycars. Lizenzen sind natürlich abermals an Bord, unter anderem Porsche, Lamborghini und Ferrari. Hier dürfte für jeden was im Stall stehen.

Sämtliche Wagen sind, ähnlich den Strecken, originalgetreu nachgebildet und hier hat man auch beim Innenraum nicht halt gemacht. Besonders kommt letzteres natürlich in der Fahrerperspektive zur Geltung.

In Sachen Spielmodi fährt man genauso große Geschütze auf. Vom Charaktereditor bis zur eigenen Karriere, hier wird jeder zufriedengestellt. Und: fast jede Meisterschaft ist von Anfang an verfügbar. Darüber hinaus darf man sich auch ganz individuelle Events selbst erstellen. Hier darf dann von der Rundenzahl bis hin zum Wetter alles justiert und angepasst werden.

Gewohnte Kost…

… bekommt man auf Seiten der Grafik. Im Prinzip stützt man sich hier auf den soliden Erstling mit aufpolierten Elementen. Dies ist durchaus legitim und kann man eigentlich nur gut heißen. In Sachen Physik gibt es jedoch abermals Ausreißer und auch das Kollisionsmodell bedarf noch einiger Anpassungen.

Online um die Welt

In Sachen Mehrspieleronlinemodus darf man auf PlayStation 4 mit bis zu 16 Personen konkurrieren. In Sachen Stabilität und Lags können wir uns jedoch noch kein abschließenden Urteil bilden. Abseits der Online-Wettkämpfe wird es regelmäßige Herausforderungen geben, die den ein oder anderen sicherlich zur Höchstmotivation anregen werden. Im Gegensatz zum ersten Ableger lassen sich nun sogar Online-Events erstellen.