Vor zehn Jahren wurde der Spielbetrieb der NFL Europe nach fünfzehn Spielzeiten endgültig eingestellt. Trotzdem steigt von Jahr für Jahr das Interesse in Europa an der bekanntesten amerikanischen Sportart und damit natürlich auch das Interesse selbst auf dem Spielfeld, real und/oder digital, den Superbowl zu gewinnen.Wer das möchte, kann seit kurzem zu "Madden NFL 18" greifen, welches wir euch nun in unserer Review vorstellen möchten.

Wechsel und Neues zum Anfang

„Madden NFL 18“ kommt mit zwei großen Änderungen um die Ecke. Nachdem Electronic Arts sich bereits bei der „FIFA“-Reihe dazu entschieden hat auf die Frostbite Engine von DICE zurückzugreifen, folgt in der 2018er-Version von „Madden NFL“ ebenfalls der Wechsel weg von der Ignite Engine. Außerdem hat sich mit „Longshot“ ein Story Modus zu den bekannten Spielmodi gesellt.

Longshot

Story Modi sind zwar auch anno 2017 noch nicht standardmäßig in Sportspielen enthalten, allerdings gibt es immer mehr Sportspiele und damit auch Sportarten, welche die erzählerisch hinterlegten Herausforderungen nutzen um neue Käufer zu gewinnen. Auch „Madden NFL 18“ wurde in diesem Jahr um einen Story Modus ergänzt. Die gut fünfstündige Geschichte von „Madden NFL 18“ steht unter dem Titel „Longshot“, für die ein eigenes Drehbuch geschrieben wurde. Dabei bekommt der junge Quaterback Devin Wade im Rahmen des Longshot, in Konkurrenz mit anderen Quaterbacks, die Chance in den NFL-Draft aufgenommen zu werden. 

Anders bei „FIFA“ verbirgt sich hinter dem Geschichtsmodus allerdings keine simple Trainings-/Spielemischung, sondern tatsächlich eine Geschichte, die durch gelegentliche Spieleinsätze ergänzt wird, die zum Ende der Geschichte zunehmen. Am besten kann man selbiges wahrscheinlich mit den Story Modi aus dem einen oder anderen Wrestling-Spiel vergleichen, auch wenn selbiges den Kern nur bedingt trifft. Die Geschichte von „Madden NFL 18“ ist von vielen Gesprächen geprägt, die mehr oder weniger großen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Karriere von Devin haben. Wer schon einmal ein Abenteuer von Telltale Games gespielt hat, wird sich direkt heimisch fühlen. In der Regel ist es nämlich so, dass sowohl der Anfang als auch das Ende eines Gesprächs feststehen und man nur frei darüber entscheiden kann wie man letzteres erreicht. Wirkliche Auswirkungen auf Devin und sein Umfeld ergeben sich nun gelegentlich und in Form von Fortschrittsberichten der NHL-Scouts und der eigenen Leistungsfähigkeiten. Nur selten haben Gesprächswendungen auch allzu großen Einfluss auf die Karriere von Devin. Selbiges führt aber dazu, dass man die eine oder andere Spielsituation erfolgreich absolvieren muss, um in der Geschichte voranschreiten zu können. Ein Scheitern ist nicht erlaubt und so muss man die Spielsituation erneut angehen.

Bekannte Gesichter

Ansonsten begegnet man bei „Madden NFL 18“ in Bezug auf die Spielmodi, beispielsweise mit Draft- und Franchise-Modus, lediglich bekannten Gesichtern. Auch auf dem Spielfeld selbst, wird man sich spielerisch etwas an das letzte Jahr erinnert fühlen. Großartige spielerische Anpassungen auf dem Spielfeld gibt es in diesem Jahr auch nicht: Tackling, Sprint, KI der Offense oder Defense - alles erinnert spielerisch an „Madden NFL 17“. Einzig an der Spielgeschwindigkeit wurde etwas gedreht, indem sie etwas reduziert wurde. Das Beibehalten des „bekannten Gesichts“ ist zwar nicht schlimm, immerhin war es ein ausgezeichnetes Spiel, allerdings bleibt die spielerische Weiterentwicklung etwas auf der Strecke. Zumindest gibt es beim Ultimate Team einige neue Herausforderungen, Spielvarianten und weitere kleine Verbesserungen. Mikrotransaktionen sind übrigens ebenfalls wieder enthalten, auf die man zurückgreift, wenn man seine Karten kostenpflichtig ergänzen möchte.

Realitätsgrad

Sehr schön ist die Tatsache, dass man wieder am Realitätsgrad schrauben kann. Persönlich bevorzuge ich die Arcade-Einstellung, weil sich dieser durch weniger Spielunterbrechungen und Strafen, und dafür durch zu mehr spektakulären Spielzügen auszeichnet. Standardmäßig festgesetzt ist aber natürlich die Simulation-Einstellung, die viele „Madden NFL“-Fans schätzen und lieben gelernt haben. Abgerundet werden die unterschiedlichen Realitätsgrade durch die Competitive-Einstellung, welche die Geschehnisse, die nicht direkt mit dem nächsten Spielzug zu tun haben, auf ein Minimum reduziert und die dem Spieler damit viel mehr an Fähig- und Fertigkeiten abverlangt.

Technik

Der Story Modus profitiert durch die zahlreichen Gespräche grafisch am eindrucksvollsten vom Wechsel auf die Frostbite Engine und der Tatsache, dass sie mit echten Schauspielern gedreht und digital umgewandelt wurde. Einzig die Tatsache, dass ab und an Echtfilmsequenzen gezeigt werden, bricht etwas mit dem ansonsten guten Gesamtbild. Ganz gleich welcher Spielmodus, auch auf dem Spielfeld gilt: Die Frostbite Engine beweist, warum ein Wechsel die richtige Entscheidung gewesen ist. Spieler und deren Mimik, die Animationen bei Tacklings und Läufen, die Stadien und die darin befindlichen Fans - alles wirkt eine Spur realer als noch in der 2017er Version des Spiels. Die Kamera ist in beinah hundert Prozent der Fälle am richtigen Platz und behindert dadurch nie einen erfolgreichen Spielzug. Der Soundtrack setzt gleich zweimal auf einen Mix. Zum einen werden die EA Sports Original Lieder durch den einen oder anderen lizensierten Song ergänzt und zum anderen wechseln sich Rock- und Country-Songs ab, so dass eine exzellent hörbarer Soundtrack auf die Beine gestellt worden ist.