„The Last of Us“, „Resident Evil 4“, „Bayonetta“ und viele mehr – die PlayStation 4 hat in den letzten Jahren zahlreiche Videospielklassiker in einer Remastered-Version spendiert bekommen und dadurch sein Arsenal an Spielen ordentlich aufgestockt. Ab und an schafft es aber auch ein kleiner Underdog, eine Frischzellenkur verpasst zu bekommen und vielleicht den ein oder anderen Videospieler auf sich aufmerksam zu machen. So geschehen mit „White Day: A Labyrinth Named School“, einem Spiel, das ursprünglich am Anfang des vergangenen Jahrzehnts erschien und schon damals primär durch Mundpropaganda bekannt wurde. Den meisten Spielern dürfte der Titel nicht viel sagen, da er eben doch einige Jahre auf dem Buckel hat und ursprünglich nur in Südkorea erschien. Gerade solche Nischentitel, haben manchmal ihren ganz eigenen Charme und Spiele aus Südkorea sind auf der PlayStation 4 weiterhin rar gesät, weshalb manch einer mit einer ausgeprägten Neugierde die Fühler nach „White Day: A Labyrinth Named School“ ausgestreckt hat. Ob es sich hierbei um eine kleine, fälschlicherweise verschmähte Horrorperle aus Fernost handelt oder das Spiel absolut zurecht untergegangen ist, verrät unser Review.


Back to school

Es ist die Nacht vor dem „White Day“, einem Tag, der in Ländern wie Südkorea und Japan am 14. März gefeiert wird. Während zum Valentinstag die Männer und Jungs im Osten Asiens mit Schokolade, Pralinen und sonstigen Dickmachern beschenkt werden, wird der Spieß einen Monat später umgedreht und das schöne Geschlecht darf sich dann darüber Gedanken machen, wie man diese ganzen überflüssigen Kilokalorien verbrennen soll. Ihr übernehmt die Kontrolle über einen verliebten Jungen, Hee-Min Lee, der in der Nacht vor dem „White Day“ in seine Schule einbricht, um Geschenke für sein Herzblatt, So-yeong, zu deponieren, damit sie am Folgetag eine Freude oder einen Zuckerschock hat. Doch es dauert nicht lang, bis Hee-Min Lee merkt, dass etwas faul ist im Staate Dänemark – oder in der Schule. Er wird Zeuge davon, wie der Hausmeister einen Schüler zu Tode prügelt – spätestens hier geht Gewalt in der Schule definitiv zu weit. Außerdem merkt man, dass es im Schulgebäude mit übernatürlichen Dingen zugeht und es ganz gehörig spukt. 

Es wird schnell klar, dass das kein Spiel ist, das Ambitionen auf die spektakulärste Videospielgeschichte aller Zeiten hat und in die Annalen der Videospielhistorie eingehen wird. Die Narrative ist ein simples Vehikel, um die Ausgangslage für das Szenario, nachts in der Schule, zu verschaffen. Daran ist nichts verwerflich und für diese Art Spiel einerseits zwar okay, aber gerade im Horrorgenre gibt es mit Spielen wie „Silent Hill 2“, einfach Titel, die sich hier deutlich mehr Mühe gemacht haben und zurecht die zahlreichen, leckeren Lorbeeren eingesackt haben, für das ein Spiel wie „White Day: A Labyrinth Named School“ keinerlei Ambitionen hatte. Das wird umso klarer, als das der Geschichte ein vernünftiges Tempo oder gar eine ordentliche Struktur fehlt, es quasi keinerlei Charakterentwicklung gibt und die Geschichte auch das ein oder andere Logikloch aufweist.

Die Schrecken der Schule

Im Gegensatz zu vielen anderen Horrospielen, in denen ihr beispielsweise einen kampferprobten Soldaten spielt, habt ihr in „White Day: A Labyrinth Named School“ keine wirkliche Methode, um euch gegen die Gefahren der Schule zu erwehren. Als wären Schularbeiten, Tests, Cliquen und die Pubertät nicht schlimm genug, muss man sich hier auch noch einem durchgedrehten Hausmeister und übernatürlichen Geistern erwehren. Im Grunde schleicht ,amdurch das Schulgebäude und versucht in erster Linie, dem Hausmeister zu entkommen, der einem nach dem Leben trachtet. Dabei werden verschiedene Verstecke genutzt, sorgt für Ablenkungen oder läuft ganz klassisch um seomLeben. Dabei müsst auch darauf geachtet werden, keine Spuren zu hinterlassen, die Aufschluss über den Verbleib der Figur liefern. So kann ein brennendes Licht, welches man nicht abgeschaltet hat, Grund genug für das Putzpersonal sein, um genauer nach einem zu suchen. Nach einiger Zeit hat man jedoch den Dreh mit dem Psychopathen heraus und weiß, wie er sich in welchen Situationen verhält und wo er wann hingeht. Insgesamt ist die künstliche Intelligenz nicht sonderlich ausgeprägt, weshalb man wohl auch ein wenig an der Fairness geschraubt hat. Beispielsweise kann der Hausmeister manchmal die Schritte auf eine fast schon merkwürdig anmutende Distanz hören oder aus dem Nichts ausfindig machen. Dadurch geht leider auch ordentlich Spannung und Spielspaß verloren, zumal sich das Spiel sehr behäbig steuert – leider nicht, in einem für ein Horrorspiel, positiven Sinne.

Auf Entdeckertour

Wenn man nicht gerade die Beine in die Hände genommen hat, um dem Hausmeister zu entkommen, wird das Schulgebäude und die Klassenräume erkundet. Diese sind am Anfang des Spiels fast alle noch unzugänglich, eröffnen sich aber nach und nach dem Spieler – etwas Geduld ist jedoch angesagt. Dabei findet man beispielsweise verschiedene Dokumente, die ein wenig Hintergrundgeschichte zu den Geschehnissen und dem verspukten Ort liefern. Außerdem trifft man auf weitere Schüler, die ebenfalls in der Schule gefangen sind. Ergibt das Sinn, dass gleich mehrere Schüler nachts im Schulgebäude herumgeistern? Eher nicht, dafür kann man ihnen helfen, um beispielsweise weitere Hintergrundinformationen über sie zu erhalten. Außerdem gilt es, verschiedene Rätsel zu lösen, deren Qualität jedoch sehr stark schwankt. Von unkreativ und einfach bis hin zu panischem Zeitdruck über regelrecht unfair ist eigentlich alles dabei, was man sich vorstellen kann. Während man sich jedoch nach und nach durch das Schulgebäude herantastet, schafft es das Spiel zwar, eine gewisse Atmosphäre, vor allem durch den doch etwas eigenen Grafikstil, aufzubauen, allerdings merkt man dem Spiel jedoch auch sein Alter an. Wer beispielsweise schon das Grauen von „Resident Evil VII“ erlebt hat, wird sich kaum vor dem 16 Jahre alten „White Day: A Labyrinth Named School“ fürchten oder erschrecken lassen.

Technik

Wie bereits angesprochen, handelt es sich bei „White Day: A Labyrinth Named School“ um ein Spiel, dass bereits vor 16 Jahren erschien und der Zahn der Zeit hat natürlich auch an dem Korea-Klassiker genagt. Die Frischzellenkur ist jedoch überraschend positiv ausgefallen, die Texturen und Charaktere sehen in Ordnung aus und hätten definitiv schlechter ausfallen können. Weder eine Grafikperle, noch ein Totalausfall, dafür aber ein sehr eigenständiger grafischer Stil, der sich klar von den vielen Spielen aus dem Westen unterscheidet – ob das nun positiv, oder negativ ist, muss jeder für sich entscheiden. Problematischer sehen dafür viele der Animationen aus, die fast schon unfreiwillig komisch sind. Hier hätte man heutzutage durchaus nachbessern können, um einen insgesamt runderen, technischen Eindruck zu ermöglichen.