Die „WWE“ erfreut sich noch immer einer großen Beliebtheit, und in Deutschland sind die Zuschauerzahlen sogar gestiegen. Kein Wunder also, dass 2K Games versucht, diese Faszination auch in Videospielform zu präsentieren. Die Meisterklasse konnte bisher kein Teil erreichen, weshalb sich viele fragen, ob der diesjährige Teil die benötigte Revolution mitbringen konnte. Wir haben uns durch zahlreiche Matches geschlagen, um euch die Antwort zu liefern.

Ein echter Held

Die erste Anlaufstelle für Fans ist natürlich die eigene Karriere. Zuvor darf man sich im fantastischen Charakter-Editor seinen eigenen Kämpfer erstellen, und die Optionen sind einmal mehr beeindruckend. Das gilt aber nur für den Körper, nicht für die Kleidung, denn hier ist man enorm eingeschränkt. Schlimmer noch, man kann neue Verkleidungen nur durch Lootboxen freischalten, was das gesamte System mehr oder weniger zerstört. Wieso man nicht einfach gezielt die Sachen kaufen kann, die man auch wirklich braucht, ist ein Rätsel.

Ist der Charakter einmal erstellt, sieht man jedoch, dass er noch weiter angepasst werden kann. Es ist eine komische Entscheidung, den Spieler erstmal durch einen abgeschwächten Editor zu schicken. Danach darf man jedoch die zahlreichen Modi anpeilen, wobei hier eigentlich viel gewohntes vorhanden ist. Egal ob schnelle Matches oder den Karriere-Modus, eigentlich ist alles dabei, was man sich wünscht. Gerade das Highlight ist aber eine Enttäuschung.

Der Weg zum Ruhm

Die eigentliche Karriere ist ein Mix aus purer Atmosphäre und liebloser Inszenierung. Die eigentlichen Matches sind nämlich wunderbar gestaltet, vom Einlaufen über die Kommentare bis hin zum letzten Schlag, hier werden Fans wirklich ihren Spaß finden. Leider gibt es auch die Passagen, in denen man Backstage oder im Trainingszentrum herumläuft, und hier begegnet man peinlichen Dialogen. Schlimmer noch, nichts davon wurde vertont, und somit bewegen sich mitunter Charaktere sehr emotional, aber ohne auch nur einen Ton abzugeben. Das wirkt peinlich und vernichtet jegliches Potential, das der Weg bis zum Champion haben könnte.

Auch die eigenen Entscheidungen haben oft keine Auswirkung, und man wird in Situationen gedrängt, die einfach nicht hereinpassen. Die Wahl des Rivalen wird zwar im Menü angezeigt, allerdings sind die entsprechenden Matches komischerweise oft gegen andere Kontrahenten. Es wird also deutlich, dass hier eine bestimmte Narrative verfolgt werden soll, das alles aber nicht wirklich zum Konzept des eigenen Champions passt. Auch die Nebenquests, die die Beziehungen mit einigen Superstars verbessern, sind lieblos gestaltet und strecken den Inhalt nur. Es steckt unglaublich viel Potential hinter dem Modus, allerdings muss diese komplett umgeworfen werden, um nicht im kommenden Jahr eine erneute Enttäuschung darzustellen.

Verhaltene Neuerungen

Während die Karriere eher enttäuscht, kann man im Universe Mode einmal mehr die Leitung übernehmen und seine Traummatches zur Wirklichkeit werden lassen. Obwohl der Modus gut funktioniert, fehlt es an Neuerungen und frischem Wind, sodass man eigentlich nur das bekommt, was auch schon „WWE 2K17“ bot. Die Vielfalt ist also durchaus vorhanden, allerdings ist der Mut zu neuem für den Einzelspieler nicht zuende gedacht worden. Man darf als Spieler nur hoffen, dass die Macher daraus lernen.

Der neueste Modus mit dem Titel Road to Glory folgt dem Schema. Hier darf man mit seinem eigenen Charakter online täglich gegen andere kämpfen, um Verbesserungen und gar Lootboxes zu erhalten. Dabei ändern sich jeden Tag die Bedingungen, um dem Geschehen im TV zu folgen. Wer genug Sterne für Siege sammelt, darf am Ende sogar an besonderen Matches teilnehmen. Das ist motivierend und macht Spaß, wenn nur nicht auch hier die Lootboxen in den Weg kommen würden. Als nahezu einzige Möglichkeit, neue Kleidung freizuschalten, sind die Belohnungen in diesem Modus zu willkürlich, als das sie den Spieler zufriedenstellen.

Alles beim Alten?

Während die meisten Neuerungen bei den Modi stattfinden, gibt es tatsächlich kleine Verbesserungen im Ring. Das Prinzip bleibt gleich, denn man muss nicht nur gewinnen, sondern ein möglichst spannendes Match austragen. Neu dabei ist das Tragen, denn nun kann man Gegner aufnehmen und viele neue Manöver ausführen, um sie sogar aus dem Ring rauszuwerfen. Das lässt sich zwar nicht immer wunderbar ausführen, eröffnet jedoch tolle neue Möglichkeiten, die die Matches noch abwechslungsreicher gestalten. Ansonsten bleibt das Gesamtpaket gut und wer das Kampfsystem in der Vergangenheit mochte, dürfte auch hier zufrieden werden.

Ein Traum für Fans

Der größte Pluspunkt für Fans ist sicherlich die Auswahl an Charakteren. Über 100 davon darf man in den Ring steigen lassen, wozu nicht nur die aktuellen Stars aus RAW und SmackDown gehören. Auch die Legenden der Vergangenheit sowie einige Überraschungen lassen sich spielen, alle mit eigenen Movesets und Einläufen, sodass die komplette Atmosphäre vorhanden ist. Besonders spaßig ist das im Multiplayer, oder in Matches mit bis zu sieben Kontrahenten, der Fanservice ist wirklich beeindruckend.

Problematischer wird es bei der Ausführung. Man sieht eindeutig, dass sich die Macher bei den Charaktermodellen vor allem diejenigen gesondert vorgenommen haben, die berühmter sind. Nicht alle sehen gleich gut aus, und manchmal wirken die Animationen regelrecht altbacken. Schlimm haben es vor allem die Frauen mit langen Haaren, denn diese wurden dermaßen schlecht animiert, dass sie aus einer vorherigen Generation hätten stammen können. Eine Überarbeitung ist dringend notwendig, denn ansonsten ist das Gesamtpaket durchaus zufriedenstellend.

Technik

Optisch ist „WWE 2K18“ sehr stimmig. Die Charaktere sehen toll aus, doch vor allem die Stimmung der Zuschauer sowie der Ring selber tragen einen wichtigen Teil zur Atmosphäre bei. Obwohl man nicht über alle Kanten hinweg sehen kann, wird man als Fan sehr zufrieden sein. Auch die Bildrate spielt meist mit, wobei einige Einläufe bei Kamerabewegungen nicht ganz flüssig sind. Vor allem bei den Ladezeiten hat sich der Titel aber verbessert. Zwar sind sie noch immer nicht kurz, aber deutlich angenehmer geworden.

Die musikalische Untermalung bietet genau das, was man von WWE erwarten würde. Die lizensierten Lieder decken zwar nicht gerade viele Genres ab, doch passen zu den überladenen Szenen. Lediglich die Sprachausgabe ist nicht optimal, denn allgemein wird viel zu wenig gesprochen. Während Kommentare gut sind, ist es unfassbar, dass der Karriere-Modus gar keine Sprecher erhalten hat.