Ein fast schon legendärer PlayStation 2-Titel erhält ein sehr ambitioniertes Remake. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an „Shadow of the Colossus” für die PlayStation 4. Ob sie auch erfüllt werden verraten wir euch in unserem Review!

Einsam

Eine riesige, fast leere Welt bereist man in Person von Wander. Der Grund hierfür ist eine Frau, von der man nicht weiß, wie sie mit Wander im Verhältnis steht. Doch das ist eigentlich auch irrelevant, denn wichtig ist nur sein Ziel: sie zurück zum Leben zu bringen. Aus diesem Grund hat er sich in das eigentlich verbotene Land begeben. Hier soll es göttliche Wesen geben, die den Toten ihre Seelen zurückbringen können. Und tatsächlich, sie sprechen zu ihm und geben ihm einen Auftrag, den er ohne zu hinterfragen annimmt: die Wesen stören sich an den Götzen in ihrem Tempel, doch sie können nur beseitigt werden, wenn man die mit ihnen verbundenen Kolosse besiegt. Warum diese Götzen aus dem Tempel entfernt werden sollen erfährt man genauso wenig wie das Verhältnis zwischen Wander und der Frau. Überhaupt bleiben auch am Ende viele Fragezeichen übrig, doch das ändert nichts daran, dass eine sehr emotionale Reise vor dem Spieler liegt und besonders das Ende intensiver kaum sein könnte.

Zielgerichtet

Die Ziele sind also klar, und Wander hat sogar einen besonderen Kompass im Gepäck. Ins Licht gehalten zeigt ihm sein Schwert, in welcher Richtung sich der nächste Koloss befindet. Für diese Hilfe ist man auch sehr dankbar, denn in der riesigen, wunderschönen Welt mit ihren Schluchten, Wäldern, Höhlen, Wüsten und mehr kann man sich schon einmal verlieren. Wenn man nicht wegen der Ästhetik oder den Kolossen zu „Shadow of the Colossus” gekommen ist, wird die Welt aber nicht viel retten können. Sie ist bis auf ein paar Kleinigkeiten wie Tempel und ein paar kleinere Tiere leer. Dies fügt sich natürlich perfekt in des Gefühl des Spiels ein, aus spielerischer Sicht dagegen darf man das Spiel absolut nicht mit anderen Spielen, die eine große, offene Welt bieten, vergleichen.

Sanfte Riesen

Der eigentliche Grund, warum man die Reise angetreten hat, wird einen ein ums andere Mal ins Staunen versetzen. Jeder Koloss beeindruckt durch seine Optik und seine Animationen. Auf der einen Seite wirken sie oft Furcht einflößend, auf der anderen jedoch fast schon sanft und gutmütig, teilweise richtig anmutig. Dieser Widerspruch spiegelt perfekt den Zwiespalt der Geschichte wieder. Wander will die Kolosse besiegen, doch die Notwendigkeit dieser Tat ist nicht klar.

Wandernde Rätsel

Das wahre Highlight des Spiels sind die Auseinandersetzungen mit den Kolossen. Das Wort „Kampf” wäre hier sehr unangebracht, denn es ist eher eine Konfrontation Marke David gegen Goliath. Wie auch beim Weg zu den Kolossen kann das Schwert deren Schwachstellen lokalisieren, doch wie man diese erreicht ist oft nicht direkt ersichtlich. Man muss Bewegungen und die Umgebung studieren, um herauszufinden wie man den Koloss erklimmen kann. Der Weg zum Ziel wird dann noch durch die Ausdauer erschwert, denn sich im Fell der Kolosse festzuhalten zerrt ordentlich an den Kräften. Nur wer mit Bedacht vorgeht und Wander im richtigen Moment verschnaufen lässt, wird die Kolosse besiegen. Und nach jedem einzelnen wird man sich selbst erst einmal erschöpft zurückfallen lassen und den lange angehaltenen Atem rauslassen, so intensiv sind die Auseinandersetzungen.

Unterbrechung

Ganz ohne Makel kommt das Remake von „Shadow of the Colossus” nicht aus. Erreicht man das Gebiet eines Koloss, wird eine kurze und nicht zuletzt dank der musikalischen Untermalung sehr stimmige Sequenz gezeigt, gleiches gilt beim Auftauchen des dazugehörigen Koloss. Irgendwie fühlt sich dieser kurze Moment, in dem man die Kontrolle abgibt, aus heutiger Sicht fast schon ein wenig fehl am Platze an. Es ist ein kleiner Bruch im Spielfluss, der in wenigen Fällen sogar während eines Kampfes vorkommt und somit einfach nur störend ist. Dies ist zwar meckern auf hohem Niveau, dennoch wäre es schöner, wenn man diese Momente spielbar gelassen hätte. Ein einfacher Kameraschwenk gepaart mit der Musik hätte es auch getan! Und auch wenn die Steuerung und die Kameraführung deutlich überarbeitet wurden merkt man ihnen dennoch an, dass das Vorbild bereits einige Jahre auf dem Buckel hat.

Rückkehr

Wenn man ungefähr zehn Stunden durch das verbotene Land gereist ist, wird man den letzten Koloss erreicht haben. Nach dessen Ableben muss das Spiel aber noch nicht vorbei sein. Man kann seinen Spielstand in einen erneuten Durchgang mitnehmen und behält so die erweiterte Ausdauer bei. Sollte man gleich mehrere Durchgänge packen, erreicht man vielleicht zuvor ungeahnte Höhen - eine wirklich tolle Motivation, nicht nur für Trophy Hunter. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, gegen die Kolosse einzeln anzutreten und eine vorgegebene Zeit zu unterbieten. Auf diese Weise erhält man neue Gegenstände, wobei die Nützlichkeit bei einigen leider fraglich ist. Zu guter letzt hat ein neuer Gegenstand den Weg in das Remake gefunden, der zwar beachtlich ist, aber das Auffinden von einer nicht zu unterschätzenden Anzahl von Sammelgegenständen in der riesigen Welt erfordert.