Bereits in den ersten Momenten wird jeder „Dynasty Warriors“-Fan seine Erwartungen an den neunten Serienteil senken müssen. Unser Preview ging vor allem auf die technischen Probleme ein, die in der Version 1.0 noch zu gravierend waren, um den Titel überhaupt spielbar zu machen. Dank Patch 1.03 ist das Spiel noch weit von der Perfektion entfernt, führt jedoch wenigstens nicht mehr zu ständigen Kopfschmerzen. Ob das Spiel dahinter besser ist, haben wir deshalb für euch herausgefunden.

Bekanntes Abenteuer mit mehr Details

Das einzig Gute an „Dynasty Warriors 9“ ist die Geschichte. Die altbekannten Ereignisse können nämlich endlich detaillierter erzählt werden, vor allem da es innerhalb eines Levels mehr Dialoge und Zwischensequenzen gibt. Oft läuft man zum Questgeber und darf sich anhören, was überhaupt passiert und weshalb man eine Basis einnehmen soll. Die vermehrten Charakterinteraktionen tauchen tiefer in die geschichtlichen Ereignisse ein, weshalb selbst Fans der Vorgänger am Ende mehr wissen. Schade ist lediglich, dass in den Zwischensequenzen meist nur die Action im Vordergrund steht, die mal mehr, mal weniger ansehnlich ist. Abseits des Abenteuers darf man die Kapitel mit verschiedenen Charakteren angehen, sogar einer beachtlichen Anzahl. Dadurch erhält man sogar neue Dialoge und mitunter auch andere Quests.

Obwohl die Macher hier einen guten Job geleistet haben, fällt schnell auf dass es beinahe zu viele Dialoge gibt. Oft möchte man in die Action, darf sich aber lange Unterhaltungen anhören, die kürzer hätten ausfallen können. Zwar darf man das überspringen, das sollte aber nie die Lösung des Problems sein. Viel schlimmer ist aber die englische Vertonung. Diese ist so schlecht, dass man sie nicht einmal mehr lustig finden kann. Kaum eine Stimme passt zum Charakter, bei der Betonung schaut man nur verdutzt und kaum ein Satz will auch nur im Geringsten authentisch wirken. Das liegt auch daran, dass die durchaus talentierten Sprecher ausgetauscht wurden, weshalb hier selbst für die Verhältnisse der Reihe miese Arbeit geleistet wurde. Es ist peinlich, dass im Jahr 2018 so etwas noch seinen Platz in einem großen Spiel finden kann. 

Offene Leere

Die größte und wichtigste Neuerung ist die offene Welt, die oft mit dem Begriff „ambitioniert“ in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich klingt das auf dem Papier spannend, schließlich waren die Schlachten bislang zwar actionreich, aber die Idee eines großen Schlachtfeldes, das einen immer aktiven Krieg darstellt wäre ein mutiger Schritt. Leider kann man etwas ambitioniertes nur loben, wenn die Ausführung keine komplette Katastrophe ist. Bereits nach kurzer Zeit entpuppt sich die große Welt als leere Fläche mit einigen kleinen Kämpfen, die lange nicht die Action der Vorgänger einfängt. Es ist traurig, dass es keinen einzigen interessanten Ort gibt, denn alle Dörfer ähneln sich stark, große Städte sind gähnend leer und in den Weiten gibt es nichts zu entdecken. Zwar trifft man immer wieder auf Feinde, diese sind aber in wenigen Sekunden besiegt und man hat nie das Gefühl, als würde eine Truppe irgendeine Bedeutung für das große Ganze haben. Das ist sowieso nicht wichtig, denn am effektivsten verfolgt man die Questmarker. Tut man das hat man meist sogar viel schneller die Schlacht gewonnen, als jede Station abzuklappern. Dadurch vermittelt das Spiel die Beteiligung an einem Krieg nicht, es ignoriert dieses Ziel vollkommen.

Die verteilten Quests werden ebenfalls zur Qual. Man kämpft sich durch recht offene Gebiete ohne interessantes Level-Design, muss danach aber weite Wege mit dem Pferd reiten. Zwar gibt es eine Schnellreisefunktion, anfangs ist man jedoch mitunter fünf Minuten alleine damit beschäftigt, zum Ziel zu reiten. Selbst nach der Schnellreise muss man nicht zu kurze Wege beschreiten, dabei ist es für eine offene Welt das schlimmste, wenn man sie am liebsten komplett ignoriert. Dadurch wird auch das Kernproblem deutlich. In „Dynasty Warriors 9“ erlebt man eigentlich dieselben Schlachten wie im Vorgänger, nur werden diese intensiven Kämpfe auf ein größeres Feld ausgeweitet, ohne auch die Gegner- oder Basen-Anzahl passend zu erhöhen. Würde man die großen Leerläufe entfernen, gäbe es einen Großteil der spielerischen Probleme nicht, man könnte sogar über andere Schwächen hinwegsehen. So ist aber das fundamentale Problem bereits dermaßen groß, dass alles andere umso frustrierender wirkt.

Einfacher ist nicht besser

Man glaubt, dass wenigstens das alt erprobte Kampfsystem seinen Glanz behält und man sich ohne Probleme durch die Feinde schlägt. Doch auch hier wurden Änderungen vorgenommen. Man nutzt nun neben den Kombos, die man alleine mit Viereck ausführt, vier besondere Angriffe um Gegner zu betäuben oder in die Luft zu befördern. Das macht die Kämpfe noch simpler, der Umweg über L1 fühlt sich aber weniger dynamisch an. Mit Dreieck wird zwar weiterhin ein schwerer Angriff ausgeführt, der Nutzen ist aber nicht immer ersichtlich. Schwierige Kämpfe gibt es nie, weshalb es komplett auf das Spielgefühl ankommt, dass hier einfach nicht an die bewährte Formel herankommt. Es ist keine gravierende, dafür unnötige Änderung. 

Man braucht gar nicht glauben, dass man irgendeinen Kampf nicht bestehen wird. Einmal in einer Kombo gefangen werden selbst Bosse mit einem deutlich höheren Level zum Kinderspiel. Eigentlich soll man Nebenquests bestreiten, damit die Hauptquest leichter wird. Allerdings wird man am leichtesten durchkommen wenn man einfach zum Hauptziel läuft, dort den Kampf beginnt und mit seltenem Einsatz der Ausweichrolle draufschlägt. An dieser Stelle soll nicht behauptet werden, dass das Kampfsystem der Vorgänger beeindruckend war. Jedoch waren die Kämpfe nicht derart leicht, vor allem durch die unterschiedlichen Charaktere und Waffen. Das führt hier aber zum nächsten Problem.

Fehlender Charakter

Ein Markenzeichen waren schon immer die Charaktere. Vor allem durch die unterschiedlichen, oft extrem kreativen Waffen hat es Spaß gemacht alle auszuprobieren, und Klone gab es zuletzt sehr viel seltener als man bei der Auswahl vermuten würde. Aus Gründen des Realismus, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, wurden die verrückten Waffen komplett gestrichen. Nun gibt es lediglich klassischere Werkzeuge, die oft ähnlich sind. Zwar sind Fächer noch lustiger, doch zu viele Charaktere nutzen sie. Dadurch wirken sich nicht viele wie Klone an, sondern regelrecht alle. Besondere EX-Waffen sucht man vergeblich und wird schnell gelangweilt von der Gleichheit. Eine der größten Stärken des Vorgänger ist somit fort in einem Spiel, das bislang keine echte Stärke zeigt.

Hier kommen dann auch die Kritikpunkte an der fehlenden Waffenvielfalt und dem simplen Kampfsystem zusammen. Selbst mit unterschiedlichen Waffen hat man nun die gleichen Movesets, weshalb man gar nicht mehr auf das Spielgefühl achten muss, sondern lediglich auf die Werte. Natürlich wirken einige schwerfälliger und andere schneller, der Unterschied hat jedoch keinerlei Auswirkungen. Die Gleichschaltung nimmt einem dann auch die Motivation, dasselbe Kapitel mit anderen Kämpfern zu wiederholen. Ein Spiel, das von der Variation in der Wiederholung lebt, kann sich diesen Fehlschritt nicht erlauben.

Die Jagd nach dem Inhalt

Mit dem Crafting sowie der Jagd wurden ebenfalls merkwürdige Entscheidungen getroffen. Das Sammeln der Gegenstände besteht nun nämlich nur daraus, die passenden Materialien zu suchen, über diese zu laufen und dann beim passenden Händler diese in Items zu verwandeln. Das klingt genauso langweilig wie es ist, da die Belohnungen dafür unwichtig sind. Natürlich kann man Items benutzen um sich im Kampf zu stärken, allerdings sind diese unnötig, um selbst auf höheren Schwierigkeitsstufen zu siegen.

Die Jagd dient eigentlich auch nur der Materialienbeschaffung, ist jedoch noch schlimmer gestaltet. Immer wieder trifft man Tiere, an die man sich heranschleichen kann um sie mit dem Bogen zu erwischen. Das ist zumindest die Theorie, denn selbst wenn man sie einmal trifft bewegen sie sich selten und tun so, als ob sich der Lebensbalken gar nicht leeren würde. Am effektivsten ist es auf sie zuzulaufen und draufzuschlagen. Da die KI dümmer als bei den menschlichen Feinden scheint, braucht man auch keine Angst zu haben dass sie weglaufen oder den Spieler besiegen. Hinzu kommen die technischen Probleme, durch die sie in Bäumen stecken bleiben oder im Boden verschwinden. Das Crafting sowie die Jagd bleiben künstliche Nebenbeschäftigungen, die den Spielspaß in keiner Weise fördern.

Zu wenig Grenzen

Das letzte große Feature ist der Greifhaken, der überraschenderweise überhaupt nicht zum Spiel passt. Anstatt nämlich Tore zu öffnen oder verwinkelte Städte zu navigieren läuft man einfach gegen eine Wand, klettern durch den Greifhaken hoch und springt über die Dächer bis zur nächsten Erhöhung. Das macht man dann so lange, bis man den Boss erreicht hat. Dadurch wird das Leveldesign in den bebauten Gebieten völlig unwichtig und man baut sich selber eine gerade Linie zu Ziel, was enorm langweilig ist. Musste man zuvor noch Bedingungen erfüllen, damit sich Tore öffnen, entfällt das nun. Zwar kann man auch andere Wege suchen, aber wieso sollte man eine Mechanik nicht nutzen, wenn das Spiel diese prominent bewirbt? Zudem sind die Bereiche, in denen man den Greifhaken nicht nutzen kann, nur leere Flächen, in denen man sowieso keine Wege suchen muss.

Der kleine Spaß für Hardcore-Fans

Die Probleme lesen sich vernichtend, und vergleicht man „Dynasty Warriors 9“ mit seinem Vorgänger gibt es keinen einzigen Aspekt, der besser gemacht wurde. Dabei werden Fans trotzdem ihre Unterhaltung finden, denn manchmal macht es doch Spaß, seine Spezialangriffe zu nutzen und sich durch die Gegnerhorden zu schnetzeln. Manchmal gibt es sogar vielfältigere Ziele, zum Beispiel wenn ein Held nicht sterben darf. Das führt ein bisschen mehr Strategie ein und sorgt in diesen seltenen Momenten für Spielspaß, der trotzdem nicht die vorherigen Ableger erreicht. Auch einige Ideen in den Nebenquests bringen minimale Abwechslung. Es ist also kein komplettes Leid und man kann unterhalten werden. Wenn man dabei aber ständig daran denkt, wie viel besser zahlreiche andere Spiele mit demselben Prinzip sind gibt es keine Antwort dafür, wieso man nicht diese spielen sollte.

Sprachlos

Das Spiel wurde auf der originalen PlayStation 4 getestet, doch auch auf PlayStation 4 Pro . Als ob es eine Liste gibt, auf der alle Punkte die schieflaufen können durchgestrichen wurden, ist natürlich auch die technische Leistung eine Katastrophe. In seiner ursprünglichen Fassung war das sogar so schlimm, dass man „Dynasty Warriors 9“ als unspielbar bezeichnen konnte. Nach dem Patch 1.03 verdient das Spiel trotzdem keinen Lob, denn hier wurde nur erste Hilfe geleistet. Auf der normalen PlayStation gibt es nun auch den Action Mode, der die Bildrate stabilisieren soll. In der Realität erreicht man fast 30 Bilder pro Sekunde, trotzdem ruckelt es an vielen Stellen mit mehreren Feinden. Viel schlimmer ist hier aber die Optik, denn selbst die Wände sind matschig und regelrecht hässlich, was in den zuvor veröffentlichten Bildern noch besser aussah. Egal ob Wiesen, Bäume, Charaktere, Zäune oder Burgen, kein einziger Ort sieht zeitgemäß aus und wirkt wie aus einem PlayStation 2-Spiel mit HD-Filter. Hinzu kommen aufpoppende Feinde, die gerne verschwinden wenn man ihnen zu nahe kommt oder sich gar in Wänden verlaufen. Ein Review reicht nicht um die Bugs und Glitches aufzulisten, denn man wird keinen Ritt mit dem Pferd haben ohne irgendetwas Außergewöhnliches zu sehen. Da vergisst man sogar die katastrophalen Animationen, die oft bei Feinden aus abgehackten Frames bestehen, wenn man schwebende Gebäude vor sich hat. 

Der Cinematic Mode sollte definitiv umgangen werden, denn dann sieht das Spiel manchmal schärfer aus, die Bildrate kehrt jedoch zu ihren katastrophalen Ursprüngen zurück und selbst in kleinen Kämpfen wird man selten eine Bildrate von 20 erreichen. Die weiteren Fehler erkennt man auch hier, doch das ist noch nicht alles. Die angesprochene Synchronisation und Fehler in Zwischensequenzen, in denen die Charaktere nur dastehen und lieblos ihre Lippen bewegen vernichten jegliche Atmosphäre. Das einzig gute ist der Soundtrack, der mit gewohnt aufregenden Songs überzeugt und zur Action passt, die man nur selten erlebt.