Als „Moss“ erstmals vorgestellt wurde, bezauberte die kleine Maus Quill die PlayStation VR Fangemeinde. Die Demo-Version wusste dann auch spielerisch zu überzeugen, dennoch fragten sich viele, ob die Qualität auch im fertigen Spiel zu sehen sein würde. Der neueste Trailer überraschte dann durch narrative Elemente, weshalb die Vorfreude auf ein neues Hoch stieg. Ob „Moss“ all das geworden ist was sich die Spieler gewünscht haben, wollen wir euch in den folgenden Zeilen verraten. 

Das Abenteuer beginnt

Der Einstieg in das Spiel ist eindrucksvoll. Man befindet sich nämlich gar nicht direkt in der Welt der kleinen Maus Quill, sondern in einer großen Bibliothek, in der man jedoch der einzige Besucher ist. Man schlägt das Buch namens „Moss“ auf und eine Erzählerin führt einen durch die Geschichte. In dieser wird gezeigt, wie Mäuse, die einst ein stolzes Volk waren, von einer finsteren Bedrohung verscheucht und in einen Wald vertrieben wurden. Leider werden hier direkt sehr viele Informationen präsentiert, die später nicht unbedingt wichtig werden. Das Abenteuer beginnt aber erst wirklich, als man in das Buch gezogen wird und sich anschließend als Lesergeist in einem Wald wiederfindet.

Dort trifft man auf die kleine Maus Quill, die den Spieler dank eines magischen Gegenstands sehen kann. Als sie diesen ihrem Onkel bringt, gerät er in Sorge und macht sich auf den Weg in das verlassene Land, doch als er nicht zurückkommt und ein mysteriöses Licht Quill befiehlt sich selbst auf den Weg zu machen, beginnt das wahre Abenteuer. Obwohl eine ganze Menge Potential dahinter steckt und die Geschichte, soweit man sie erleben kann, sehr charmant gestaltet wurde, lässt ein gigantisches Problem den Spieler am Ende unzufrieden zurück. Doch bevor das erläutert wird, sollen erstmal die starken Aspekte von „Moss“ im Fokus stehen.

Mit Quill durch Wald und verlassene Städte

Der Spieler steuert einerseits Quill durch verschiedene Ortschaften. Dabei kann sich springen und klettern, was aber völlig reicht um Rätsel zu lösen. Da der Spieler wie ein Zuschauer außerhalb der Welt ist, würde man denken die Perspektive sei ein Problem, die Macher haben sich aber extrem viel Mühe gegeben, sodass sich keine Passagen ungenau überwinden lässt. Gleichzeitig steuert der Spieler aber auch den Leser, der durch eine Kugel Gegenstände bewegen kann, um somit direkt in die Welt einzugreifen. Man arbeitet mit Quill zusammen, um ihr Plattformen zu erschaffen oder Schalter zu betätigen, weshalb man eine enge Bindung mit der Heldin aufbaut. Jedes einzelne Rätsel ist wunderbar gestaltet und zwar nicht zu fordernd, dafür aber immer spaßig. Spätestens wenn man nach einer etwas kniffeligeren Stelle Quill abklatscht, muss man sich in das Abenteuer und die Maus verlieben.

Man beeinflusst aber nicht nur die Welt, sondern auch Quills Feinde. Diese kommen meist in Form von mechanischen Käfern daher, doch der Spieler kann diese kontrollieren um sie auf Schalter zu stellen oder gar Schüsse abzufeuern. Dadurch ergeben sich vielfältige Rätsel, in denen man oft mehrere Sachen gleichzeitig machen muss. Trotzdem behält man immer die Übersicht und genießt es, die bühnenhaften Szenarios zu erforschen. Die Ortschaften sind abwechslungsreich und voller Details, sodass man gerne auch einfach nur zuschaut was überall passiert. Abseits der Hauptaufgaben darf man noch Schriftrollen suchen, was meist dazu führt, dass man sich kreativere Lösungen überlegen muss. Leider gibt es nach dem Ende keine Möglichkeit die fehlenden zu lokalisieren, beziehungsweise zu sehen in welchem Kapitel man erneut suchen muss.

Kompakt aber effektiv

Das Kampfsystem ist einfach gehalten, erfüllt jedoch durchweg seinen Job. Man kann nur eine leichte Kombo ausführen und ausweichen, doch diese simplen Mechaniken ergeben einen starken Spielfluss. Gerade wenn mehrere Feinde in der Nähe sind muss man die Ausweichschritte zeitig einsetzen, völlige Perfektion wird aber nicht erfordert. Dadurch bleiben die Begegnungen mit den Feinden unterhaltsam und bieten genau den richtigen Schwierigkeitsgrad um für jede Spielergruppe bewältigt zu werden. Der Spieler kann auch hier immer eingreifen und die kleine Maus heilen, jedoch muss man sich in Sicherheit begeben, da ansonsten der Tod folgt. Die Arenakämpfe kommen glücklicherweise nicht zu häufig vor und bestechen durch ein tolles Leveldesign, sodass keine Langeweile aufkommt. 

Das erste Buch Moss

Eigentlich gehört „Moss“ zu den besten, spaßigsten Ausflügen, die man in der Virtuellen Realität haben kann. Jede Kulisse ist wunderschön, jede Animation extrem ansehnlich, die Kämpfe genau passend und die Rätsel spaßig bis zum großen Finale. Es ist jedoch dieses Finale, das für Bauchschmerzen sorgt und zu einem extrem unbefriedigenden Ende führt. An dieser Stelle wird natürlich nicht verraten, wie das Abenteuer ausgeht. Allerdings darf man mich Sicherheit keinen echten Abschluss erwarten, denn nach einem bombastischen Bosskampf fühlt es sich so an, als ob es noch weiter gehen müsste. Wer zum jetzigen Zeitpunkt zuschlägt, wird dieses nicht sehen.

Die Macher haben es ganz klar darauf abgesehen die Welt von „Moss“ zu erweitern, entweder in Form von DLC oder einen Nachfolger. Das wurde vorher aber nicht genau kommuniziert, weshalb man geschichtlich nach einer wundervollen Reise kein Payoff erhält. Sogar einige Handlungsstänge finden kein Ende und werden einfach abgebrochen, um in einem anderen Spiel fortgeführt zu werden. Es ist kein Problem, wenn ein kleiner Cliffhanger eingesetzt wird, das hier hat jedoch den Charakter eines Episoden-Spiels und hinterlässt einen furchtbaren Eindruck. Das ist unfassbar schade, denn bis kurz davor hat man ein nahezu perfektes Spiel, doch man erwartet wenigstens ein in sich geschlossenes Spiel. Normalerweise wäre auch die Länge von rund zweieinhalb Stunden nicht schlimm, doch durch das bittere Ende wird auch das zum Problem.

Ein Meilenstein

Optisch kann kaum ein Spiel „Moss“ das Wasser reichen. Die Welt ist wunderschön und bietet alles von lebhaften Wäldern, in denen Mütter ihre Kinder ins Haus holen über alte Tempel bis hin zu einem kalten Strand. Jeder Ort ist lebendig und wie aus einem Märchen, in das man hereinschauen kann. Die Fülle an Details ist geradezu atemberauben und beweist die Leidenschaft der Macher ihre Vision zu Leben zu erwecken. Die Animationen von Quill sind aber das eigentliche Highlight, das einen Tränen in die Augen treibt. Jede Bewegung, jede Rolle, jedes Lächeln, jeder Freudentanz, so lebhaft war wohl noch kein Videospielcharakter. Gerade dank ihr wird der Vorteil von VR deutlich, denn eine derart starke Bindung würde man mit ihr nicht erhalten, wenn man sie nicht anfassen und streicheln könnte. Diese Art der Charakterbindung ist bahnbrechend und muss unbedingt in mehr Spielen so gut umgesetzt werden. Bei all dem Staunen verzeiht man der durch VR bedingten Unschärfe, die man zudem schon kurze Zeit nach dem Einstieg ignoriert.

Der Soundtrack ist märchenhaft und gibt der Reise etwas Abenteuerliches, das man genießt. Wirklich gut ist aber die Erzählerin, die gleichzeitig alle Charaktere spricht. Es kommt einem so vor, als würde einem die Geschichte vorgelesen werden, was die Atmosphäre, dass sich alles in einem Buch abspielt, perfektioniert.