Wer auf Konsole oder PC das Rollenspiel zu seinen favorisierten Genre erklärt hat, lebt momentan wie die Made im Speck. Egal ob gemächliche oder um Geschichtsnähe bedachte Veröffentlichung, es gibt keinen Mange an Unterhaltung. Unter dem sperrigen Titel “God Wars: Future Past orientieren sich die Entwickler abseits der Bigplayer auf Titel wie „Tactics Ogre“ oder „Final Fantasy: Tactics“. Ob sich dahinter eine unterhaltsame Alternative verbirgt oder ihr doch lieber auf dem Weg des Mainstreams bleiben solltet, klären wir im Review. 


Japanische Mystik 

Die Nationen Fuji, Izumo und Hyuga befanden sich in einem bewaffneten Konflikt, der das Land verwüstete und die Naturgeister in Aufruhr versetzte. Königin Tsukuyomi sah keine andere Alternative, als ihre Tochter Sakuya dem Schlund eines ausbrechenden Vulkanes zu opfern. Nachdem die Harmonie wiederhergestellt war, sperrte sie ihr zweites Kind Kaguya als mögliches weiteres Menschenopfer in einen nahen Schrein ein. Die Ereignisse des Spiel setzten 13 Jahre später ein, als die junge Prinzessin von ihrem Jugendfreund Kintaro befreit wird und sie sich gemeinsam auf die Suche machen, um die Mutter zu finden. „God Wars: Future Past“ versetzt den Spieler in ein mystisch angehauchtes, mittelalterliches Japan. Auf ihrer Reise trifft die Prinzessin und ihr Beschützer nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Naturgötter, Geister oder ähnliche Charaktere. Die Heldengruppe wächst im Laufe der Handlung auf 16. Kämpfer an, die den beiden Protagonisten ihre Fähigkeiten leihen.

Die Geschichte wird die meiste Zeit in Textfenstern und statischen Charakterporträts erzählt, jedoch gelegentlich durch hübsche Anime-Sequenzen aufgelockert. Auch wenn die Inszenierung dadurch keine Bäume ausreißt ist die grundlegende Geschichte durchaus unterhaltsam und auch die Figuren sind durchaus interessant. Negative fällt der lineare Aufbau der Geschichte ins Gewicht. Trotz einer Weltkarte läuft der Spieler in einer vorgegebenen Reihenfolge die Hauptmissionen ab, nennenswerte Abzweigungen gibt es daher nicht. Ein tieferes Bild von der Spielwelt bleibt dem Spieler dadurch verwehrt. Auch die Dialoge zwischen den Figuren sind stellenweise kitschig und auch das Figurendesign verlässt sich in Teilen auf Klischess. Gegner eines solchen japanischen Stils werden mit diesem Stil in diesem Aspekt nicht warm werden, für alle anderen sollte es das Erlebnis nicht negativ beeinflussen. 

Feld um Feld 

Den Hauptteil der Spielzeit wird durch rundenbasierte Kämpfe ausgefüllt. Wie in der Einleitung angerissen, erinnert „God Wars: Future Past“ in diesem Aspekt an Spiele wie „Final Fantasy Tactics“. Ihr scheucht eure Heldentruppe über mittelgroße Schlachtfelder, beachtet Faktoren wie Höhenunterschiede, Richtung und Reichweite des Angriffes oder die Position von zusätzlichen Belohnungen. Selbstverständlich haben auch die verschiedenen Fähigkeiten von Gegner und der eigenen Truppe Einfluss auf das Gameplay. Diese Formel hat bei den geistigen Vorbildern bereits tadellos funktioniert, und sorgt auch in diesem Fall für ein solides und spaßiges Fundament. 

Das Fleisch an dem Skelett des Gameplays ist ein weitreichendes Charaktersystem. „God Wars: Future Past“ verwendet ein dreistufigeses Klassensystem. Jeder Charakter verfügt über eine Hauptklasse, dazu eine Sub-Klasse, die sich beide anpassen lassen und eine spezifische Charakter-bezogene einzigartige Klasse. Genretypisch lassen sich die Fähigkeiten der Klassen gezielt in einem Talentbaum verbessern, wodurch sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Verschiedenen Waffengattungen und Rüstungen gibt es natürlich auch, einer ausgiebigen Suche nach einem perfekten Setup steht also nichts im Wege. 

Nur ein Weg führt nach Rom 

Die Einbindung von Nebenaufgaben ist jedoch enttäuschend. Der linearen Haupthandlung unterworfen, führen sie lediglich in bereits besuchte Gebiete zurück und dienen ohne narrativen Sinn lediglich zur Sammlung von Erfahrungspunkten und Gold. Spielerisch unterschieden sie sich wenig von der Haupthandlung. Damit bleiben sie solide, außerhalb der Verbesserung der FIguren bieten sie jedoch keinen eigentlichen Anreiz.

Die Schwierigkeit der Kämpfe lässt sich jederzeit in drei Stufen regeln und kann flexibel den eigenen Wünschen angepasst werden. Auf mittlerem und hohem Schwierigkeitsgrad stellen die Gegner eine durchaus fordernde Herausforderung dar, die gezieltes Kombinieren der Fähigkeiten erfordert. Allerdings trüben gelegentliche Aussetzer der KI das Gesamtbild. So kommt es vor, dass Gegner sich weigern überhaupt in den eigentlichen Kampf einzugreifen oder greifen die offensichtlich größte Bedrohung nicht an. Diese Makel treten jedoch nicht permanent auf und lassen sich dadurch verschmerzen. 

Technik

Optisch reißt „God Wars: Future Past“ keine Bäume aus. In der Rückbesinnung auf Vergangenheit setzt der Entwickler auf eine simple und funktionale Darstellung. Der verwendete Stil lässt jedoch echten Charme vermissen und erinnert eher an PlayStation 2 Zeiten. In letzer Instanz wirkt das Spiel dadurch altbacken und generisch. Die Synchronisation ist durchaus in Ordnung, auch wenn die Sprecher den Figuren nicht immer die nötige Tiefe verleihen. Wirklich nervig ist nur die Kampfmusik, die einen Song permanent wiederholt. Atmosphäre will so nicht aufkommen und das Gedudel wird schnell störend. Negativ fällt auch die Lokalisation auf. Es steht lediglich die englische oder japanische Sprachausgabe zu Verfügung. Bei der Masse an Text wäre eine deutsche Lokalisation durchaus wünschenswert gewesen. Weiterhin fehlt der Untertitel, wenn der japanische O-Ton ausgewählt wird. Positiv ist die Steuerung, die ohne Probleme von der Hand geht und das Spiel ohne Macken flüssig läuft.