Manchmal gibt es einfach Videospiele, bei denen man sich von Anfang an nur eine Frage stellt: Warum? Genau dies gilt auch maßgeblich für „Metal Gear Survive”. Wir haben uns den Survival-Shooter ganz genau angeschaut und herausgefunden, was das Spiel am Ende taugt.

Ein großer Trugschluss

Zunächst einmal sollten wir mit dem größten Trugschluss aufräumen, den auch wir vor dem Spielen hatten. Hat man sich den ersten Trailer zu „Metal Gear Survive” angeschaut dachte man, es wird stark auf den Mehrspieler setzen und der Einzelspieler ist nur ein kleiner Anteil. Trotz der Voraussetzung einer stetigen Online-Verbindung, wird man die meiste Zeit im Einzelspieler-Modus verbringen, der knapp zwanzig Stunden dauert. Denn der Mehrspieler-Modus besteht aus gerade einmal fünf verschiedenen Maps in einem Horde-Modus. Das kann zwar für kurze Zeit Spaß machen, aber das unterliegende Gameplay macht vieles davon wieder schlechter, worauf wir später zu sprechen kommen.

Versteckte Mikrotransaktionen

Auf jeden Fall darf man nicht einen Mehrspieler-Titel erwarten. Viel mehr ist es ein Einzelspieler-Spiel bei dem gefühlt Mikrotransaktionen im Vordergrund stehen. Jetzt werden sicherlich noch mehr Leute verdutzt sein, aber tatsächlich fühlt sich das Spiel immer wieder so an, als wenn es von einem möchte, dass man weiteres Geld ausgibt. Abgesehen vom Spielstand beziehungsweise einem Character-Slot, der knapp zehn Euro kostet, kommt man immer wieder mit sogenannten SV-Münzen in Kontakt. Anstatt einen gesammelten Store zu bieten, wo man die Münzen, die man langsam durch tägliche Belohnungen oder eben echtes Geld erhalten kann, ausgeben kann, findet man verborgen in den Menüs immer wieder Dinge, die man damit kaufen kann. Man möchte sein Lager vergrößern oder neue Emotes besitzen, dann wird man erst in diesen Menüs zur Kasse gebeten. Also wird gar nicht jeder Spieler direkt darauf stoßen sondern erst dann, wenn er es nutzen möchte. Das ist eine ganz neue Art, Mikrotransaktionen vor einem Großteil der Spieler zu verstecken, die man eigentlich nur belächeln kann. Etwas offensichtlicher sind die Boosts, die man sich ebenfalls mit SV-Münzen kaufen kann. Diese helfen einen indirekt und können für mehrere Tage die Anzahl an Ressourcen, die man bekommt, erhöhen. Wer dafür Geld ausgeben möchte, dem ist wahrscheinlich auch nicht mehr zu helfen.

Umständliche Menüs

Eine andere Sache, die im Rahmen der versteckten Mikrotransaktionen angesprochen werden muss, sind die Menüs. Neben dem iDroid, den man so aus „MGS V” kennt und Funktionen wie eine Map oder das Inventar bietet, sind alle anderen Punkte auf der Basis verteilt. Wenn man kochen möchte, muss man zur Kochstelle, Waffen, Gegenstände und andere Hilfsitems haben allesamt ihre eigene Werkbank. Auch das Erweitern der Basis funktioniert über einen anderen Menüpunkt, den man finden muss. „Metal Gear Survive” ist das perfekte Beispiel, wenn man zu viele Menüpunkte hat und diese nicht richtig dem Spieler präsentiert. Manche Sachen konnte ich mir auch nach längerem Spielen einfach nicht merken und musste wieder kurz nachdenken, wo jetzt was stand. Hier wären direkt anwählbare Menüpunkte Gold wert gewesen. Auch das Haushalten von Gegenständen und Wechseln zwischen Lager und Inventar ist etwas umständlich gestaltet. 

An den Haaren herbeigezogen

Aber da „Metal Gear Survive” eben eher auf den Einzelspieler setzt gibt es tatsächlich auch eine Geschichte. Diese startet mitten in den Ereignissen von „Metal Gear Solid V: Ground Zeroes”. Wenn Skullface Mother Base angreift, reißen auf einmal Wurmlöcher auf und Teile der Welt werden von diesen in eine Welt namens Dite gebracht. Der Hauptcharakter kann sich gerade noch so retten, verliert aber seinen Arm. Dem Tod knapp entkommen, muss der eigene Protagonist, den man individuell gestalten kann, einige Monate später nach Dite reisen und herausfinden, was dort passiert. 

Damit geht eine Geschichte los, die selbst für „Metal Gear Solid”-Verhältnisse zu drüber ist. Es ist absolut an den Haaren herbeigezogen, was dort passiert. Ein größeres Problem ist auch, dass sich das Spiel enorm ernst nimmt und zu keinem Zeitpunkt die Situation durch ein Augenzwinkern auflockert, wie Kojima das geschafft hat. Dadurch ist man sehr schnell doch gelangweilt davon, aber die wenigen Cutscenes bleiben trotzdem die Highlights. Restliche große Story-Elemente werden in Standbildern präsentiert. Das kennt man zwar auch von anderen Teilen der Reihe, aber auch hier erreicht „Metal Gear Survive” niemals den Stil und die Atmosphäre, die man gewohnt ist. Das könnte auch an den Synchronsprechern liegen, die teilweise sehr typisch für die Reihe klingen aber manche auch direkt aus dem Studio von „Dynasty Warriors 9” hätten kommen können – und das ist absolut nicht positiv gemeint.

Stealth-Gameplay ohne Stealth

Trotz allem zieht die Geschichte einen durch das Spiel und ist die treibende Kraft. Denn das Gameplay ist trotz der guten Basis wirklich schlecht umgesetzt. Man sollte meinen, dass die Stealth-Action, die in „Metal Gear Solid V: The Phantom Pain” zur Perfektion gebracht wurde, hier auch für einen spaßigen Titel sorgen kann. Aber irgendwie fehlt etwas, selbst wenn man mal die total versaute Balance außer Acht lässt. Das Spielgefühl ist immer noch sehr flüssig und man kann sich gut durch die Welt bewegen, mal schießen und sich weiter bewegen. Aber Stealth ist keine richtige Option mehr, wodurch die Bewegungen ebenfalls keine richtige Bewandtnis mehr haben. Man kann schleichen, aber das ist nie nötig und bringt auch oftmals einfach nichts. Auf dem Weg zum Missionspunkt trifft man immer nur auf wenige Zombies gleichzeitig, die man so schnell auch per Nahkampf erledigen kann. Einmal dort angekommen, wird man eigentlich immer von so vielen Gegnern begrüßt, dass in jeder Ecke irgendwo was lauert, dass der leise Weg fast nie funktioniert.

Der mächtige Zaun

Wurde man entdeckt, geht es dann auch in den Kampf. Dieser fühlt sich bei den Waffen zunächst auch recht ähnlich an, aber die Effektivität der Waffen ist arg heruntergeschraubt. Es macht durchaus Spaß mit Schusswaffen und vor allem dem Bogen mit verschiedener Munition den Zombies gegenüber zu stehen. Auch neue Fallen können gecrafted werden, die ganz unterschiedliche Effekte haben, wie das Fulton Recovery System, das hier als Ballon-Falle verwendet wird und Gegner in der Luft gefangen hält. Oder Platten, die sich aktivieren, wenn Gegner darüber laufen. Leider sind all diese Wege absolut nicht zielführend und auch wir müssen uns dem allgemeinen Konsens anschließen, dass die mächtigste Waffe im Spiel der popelige Zaun in Kombination mit einem Speer ist. Die Gegner laufen total kopflos gerade auf einen zu und sobald sie auf ein Hindernis stoßen, wollen sie dieses zerstören. Durch den normalen Zaun kann man ab dem Punkt mit dem Speer durchschlagen, was auf dem Papier eine nette Mechanik ist. Im Endeffekt kann man damit aber einen Großteil der Encounter auf die effektivste Weise überleben. Das funktioniert nicht immer, aber trotzdem ist der Zaun, der mit ein bisschen Eisen, was die häufigste Ressource ist, erstellt werden kann, der größte Freund und kann selbst im Freien dutzende Zombies abhalten, da sie so gut wie nie an der Seite vorbeilaufen. Viel lieber stellen sie sich in einer Schlange an, um nacheinander abgeschlachtet zu werden. Klingt absolut langweilig und das ist es auch. Viel schlimmer, die grundlegenden Spielmechaniken sind nicht schlecht und könnten ein spaßiges Spiel erzeugen, aber sie werden gar nicht benötigt.

Nur zwei Missionstypen

Abwechslungsarm sind aber nicht nur das Gameplay und der Kampf sondern auch die Missionen. Denn es gibt gerade einmal zwei Missionstypen im Spiel. In den einen muss man an einem bestimmten Ort Daten für die KI finden und in der anderen einen bestimmten Punkt vor Wellen an Zombies schützen. Das ist dann auch schon alles, was „Metal Gear Survive” bietet. Und tatsächlich muss man sagen, dass das Spiel stellenweise schon Spaß macht. In all den Sachen, die man wirklich nur bedauern kann, findet sich ganz tief vergraben ein wenig der Spielspaß. Vor allem im Mehrspieler, der inhaltlich zwar mau ist, kann man mit drei weiteren Freunden ein wenig mit den Spielsystemen herum experimentieren. Zudem bringt dieser Ressourcen, die man sowohl im Mehrspieler als auch im Einzelspieler verwenden kann und einen enormen Vorteil bringen.

Ständiges Überleben

Trotz allem gibt es noch ein System, das alles vernichtet und die absolute Spaßbremse ist: die Überlebensaspekte. Denn nach Crafting und Zombies darf auch Survival nicht fehlen. Der eigene Charakter hat ständig Hunger sowie Durst und verliert diese Werte durch alle möglichen Aktionen recht schnell. Sinken diese ab, dann ist die maximale Regeneration von Leben und Ausdauer immer weiter eingeschränkt. Um die Werte oben zu halten, muss man die ganze Zeit Ressourcen verbrauchen, die man zuvor im Camp durch Filtern des Wassers und dem Zubereiten von Rezepten vorbereiten muss. Das wäre auch kein Problem, wenn da nicht immer die Wege wären, die man bestreiten muss. Denn alleine von A zu B wird der Charakter gerne mal hungrig und durstig. Im späteren Verlauf gibt es zwar Teleporter und Fahrzeuge, aber vor allem letztere sind lächerlich. Durch jede Bewegung verlieren sie Energie und explodieren letztlich, wenn man sie zu viel genutzt hat. Das klingt dämlich und spielt sich auch so. Also kann man immer davon ausgehen, dass man abseits vom Weg nach Tieren suchen muss, um irgendwie die nächste Mission ohne Hunger und Durst angehen zu können. 

Der dritte Survival-Aspekt ist Sauerstoff. Ein großer Teil der Karte ist mit einem Staub bedeckt, in dem man trotz einer Gasmaske nach und nach Sauerstoff verliert. Wenn der Tank alle ist, dann muss man zum Glück nicht direkt wieder zur Basis zurück, sondern muss diesen mit der Energie-Ressource Kuban füllen, die überall in Dite vorkommt. An diesem Punkt hat man auf dem Papier dann die Qual der Wahl. Denn Kuban kann auch für wichtiges Verbessern des Charakters und neue Fähigkeiten verwendet werden. Aber wenn man in der Geschichte vorankommen möchte, muss man die Ressource für Sauerstoff verwenden, was letztlich zu einem weiteren Grind führt.

Optisch schlechter?!

Als „Metal Gear Survive” angekündigt wurde, war das Spiel für viele ein billiger Grund, um die Assets aus „Metal Gear Solid V” noch einmal verwenden zu können. Und genau das ist auch der Fall, denn die insgesamt zwei Maps sind genau gleich aufgebaut und wurden einfach ein wenig düsterer gemacht. Vor allem in den Nebelabschnitten ist von der eigentlich schönen Optik des Originals nicht mehr viel übrig geblieben. Sowieso sieht das Spiel aus irgendeinem Grund schlechter aus, was wieder einmal nur dafür spricht, dass es sich hier um ein Spiel für die schnelle Mark handelt. Auch kleinere Ruckler, die man vorher nicht hatte, haben es ins Spiel geschafft, aber ansonsten bleibt die Bildrate bei schönen 60 FPS.