Im Jahre 2009 tauchte plötzlich ein Manga, vier Jahre später der dazugehörige Anime auf, und beiden hatten schnell den Hype für sich. In „Attack on Titan” musste der knapp bemessene Rest der Menschheit ihre Stadt gegen riesige Wesen verteidigen, was zu vielen spektakulären Szenen führte. Ob man dies auch noch über die zweite Videospiel-Umsetzung sagen kann, wollen wir euch im Review verraten!

Außenseiter

Auch wenn das Spiel Kernpunkte der ersten beiden Staffeln des Anime darstellt, wurde ein neues Element hinzugefügt. Der eigene Charakter lässt sich frei erstellen, muss sich aber dennoch irgendwie in die Handlung einfügen. Dies wurde so gelöst, dass er oder sie angeblich stets im Hintergrund agiert hat. Allein schon dieses Argument an sich wirkt aufgesetzt, doch im Laufe der Geschichte ist es leider noch schlimmer. Aus der Ego-Perspektive erlebt man dann einige Gespräche mit und wird auch direkt angesprochen, doch leider bekommt man nie wirklich das Gefühl, dazu zu gehören. Einige kleine Fehler, wie zum Beispiel die falsche Kleidung in Zwischensequenzen, erinnern an vergleichbare Filmfehler und reißen einen aus der Faszination des Spiels raus. Immerhin wird dieses Manko durch die ansonsten tolle Geschichte wieder wett gemacht, auch wenn ein wenig Wissen über die Ereignisse der beiden Staffeln nicht von Nachteil ist. So bekommt man zu Beginn zwar die Grund-Kenntnisse aufgezeigt, jedoch wird man sich ansonsten bereits im Prolog zum Beispiel wundern, warum ein Titan auf einen anderen los geht.

Vogelfrei

Wer die Vorlage kennt oder auch nur einen der Trailer zum Spiel gesehen hat, wird sich sicher die Frage gestellt haben, wie die Steuerung in den Kämpfen funktioniert. Grund hierfür ist eben die Fortbewegungsart, die die Charaktere nutzen. Eine um die Hüften geschnallte Gerätschaft verschießt Seile, deren Enden sich an festen Objekten festhaken und somit eine Fortbewegung ermöglichen, die der von Spider-Man nicht unähnlich ist. Durch die sehr zugängliche und intelligent gelöste Steuerung sind aber jegliche, mögliche Bedenken, wie eine derart vogelfreie Fortbewegung denn funktionieren soll, schon nach zwei bis drei Minuten verflogen. Noch ein paar Minuten mehr, und man hat den Dreh raus, wie man mit ordentlich Momentum durch die Stadt oder durch die Wälder saust. Also auch wenn gerade mal kein Titan niedergestreckt werden muss, macht es einfach nur Laune, durch die Gegend zu zischen.

Goliath

Kernstück des Spiels bleiben natürlich dennoch die Kämpfe mit den Titanen. Diese sind nicht nur genauso dramatisch inszeniert, wie im Vorbild, sondern ebenso fordernd, so dass man sich noch einmal mehr über die tolle Steuerung freuen wird. Neben dem Lernen der Angriffe der Titanen sind vor allem gute Reflexe gefragt. Die unterschiedlichen Attacken können selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad sehr schnell, sehr böse enden. Die Offensive will jedoch ebenso gut durchdacht sein. Nicht immer ist die Schwachstelle leicht erreichbar, so dass den Titanen erst einmal zu Fall bringen muss. Dabei sollte man jedoch stets die Umgebung im Blick haben, denn eine recht ordentliche Physik sorgt dafür, dass nicht jeder Fall das erwünschte Ergebnis liefert. Ein wenig tiefgründiger werden die Missionen dank Basenbau und Nebenaufgaben. Und auch das Herstellen neuer Waffen und das Freischalten von Fähigkeiten fühlt sich nicht aufgesetzt sondern sehr sinnvoll an.

Freizeit

So schlecht der eigene Charakter sich in die Geschichte einfügt, so viel Spaß macht dann die ruhige Zeit zwischen den Kämpfen. Man spaziert einfach durch die Stadt und lernt dabei jede Menge interessante Personen kennen. Die Gespräche gehen deutlich über den Standard von NPCs hinaus. Statt Smalltalk erfährt man wirklich einiges über die Situation, über Hoffnungen sowie Ängste der Personen und kann auch bedeutsame Antworten geben, die unterschiedliche Reaktionen des Gegenübers hervorbringen. Dadurch gewinnt man unter Umständen tatsächlich neue Freunde und bekommt sogar einige optionale Zwischensequenzen zu sehen.

Truppe

Gemeinsam darf man ebenfalls gegen die Titanen antreten, nachdem man das Tutorial der Story hinter sich gebracht hat. Bis zu vier Spieler können online in einzelnen Missionen antreten und dabei auch mehr Ressourcen sammeln. Eine zusammenhängende Geschichte hätte jedoch noch ein wenig mehr motiviert. Die kompetitiven Modi können ebenfalls nicht allzu lange motivieren, da es unter anderem nur darum geht, wer in vorgegebener Zeit mehr Titanen erlegt. Sehr schade ist auch, dass die 30 spielbaren Charaktere nur einen optischen, aber keinen spielerischen Unterschied machen. Zwar unterscheiden sie sich in ein paar Werten, aber im Gegensatz zu halbwegs vergleichbaren Spielen unterscheiden sich die Charaktere vom spielerischen Standpunkt her nicht.