Der charmante und liebevolle Anime „Little Witch Academia“ konnte auf der ganzen Welt Fans finden, unter anderem durch den Vertriebspartner Netflix. Dass eine Spieleumsetzung von Bandai Namco folgen würde, haben nur die wenigsten hinterfragt, und nun dürfen die Spieler mit „Little Witch Academia: Chamber of Time“ in die Rolle von Akko schlüpfen, um die Luna Nova zu erkunden. Wieso es spielerisch enttäuscht, verraten euch die folgenden Zeilen.

Du bist eine Hexe, Akko!

Die Geschichte findet mitten im Anime statt, doch auch diejenigen, die diesen nicht gesehen haben, dürfen sich anhand von kurzen Erklärungen sowie Standbildern mit den weiblichen Heldinnen vertraut machen. Dabei steuert der Spieler das Mädchen Akko, welches schon immer eine Hexe sein wollte. Der Alltag auf der berühmten Luna Nova verläuft jedoch anders als geplant, denn während andere große Fortschritte machen, fallen Akko selbst leichte Zauber schwer, und sie kann mit dem Besen nicht einmal fliegen. Dazu kommt noch ihre schusselige Art, die oft mit einer Strafe endet.

So geschieht es der Hexenanwärterin auch im Spiel, denn anstatt die Ferien zu genießen, muss sie in der Bücherei arbeiten, was durch die Hilfe ihrer Freundinnen etwas leichter wird. Schon früh finden sie jedoch einen Geheimgang und müssen am nächsten Tag feststellen, dass sie in einer Zeitschleife gefangen sind. Was genau dahinter steckt und wieso sie zahlreiche Dungeons besuchen müssen, ist das große Thema des Hexenabenteuers.

Ein Luna Nova Abenteuer

Obwohl die Geschichte nicht unbedingt innovativ ist, werden Fans voll auf ihre Kosten kommen. Spannende Wendungen gibt es zwar, der Fokus liegt jedoch auf den Charakteren selbst. Diese versprühen genau den Charme, den man aus der Vorlage kennt, und man möchte jeden Dialog mitnehmen. Hinzu kommen überzeugende Animationen, die den etwas stockenden Stil von Animes einfangen möchten, was aufgrund der Probleme in der Bildrate nicht immer schön aussieht. Es ist extrem gewöhnungsbedürftig, da so keine Dialog-Szene auch nur im Geringsten flüssig wirkt. Das machen jedoch die wenigen jedoch perfekten Anime-Sequenzen wett, die direkt aus einer Folge stammen könnten. In Sachen Präsentation und Geschichte wird also genau das geboten, was man sich wünscht. Jedoch sollte man auch bedenken, dass viele der Episoden des Animes von der seichten Sorte sind.

Wie in der Schule

In den Dungeons beginnt erst das eigentliche Gameplay. In diese tritt der Spieler mit einer Party aus drei Hexen ein, um Unmengen an Monstern zu besiegen. Dafür gibt es drei Angriffstypen; leider lassen sich jedoch keine wahren Kombos bilden. Deshalb verkommt das Potential zu einem Buttonmasher, was zwar optisch ansprechend ist, auf Dauer jedoch langweilig wird. Spannender sind da schon die Zaubersprüche, die mächtige Elementarboni mit sich bringen und das Geschehen auflockern. Jede Hexe kann unterschiedliche Zaubersprüche erlernen und gleichzeitig sechs ausrüsten. Es lohnt sich also, alle Hexen zu spielen, denn gerade in den Boss-Kämpfen oder bei einer hohen Anzahl von Feinden wird man diese Macht ausspielen müssen.

Leider wird das Gameplay zu schnell monoton. Das gelegentliche Ausweichen gepaart mit der Labyrinth-ähnlichen Struktur der Welten ändert sich nur marginal, sodass man auf der Suche nach dem Boss lediglich Loot mitnimmt, um schneller durch die Mengen zu kommen. Zwar lassen sich die Heldinnen aufleveln, doch das Kerngameplay bleibt durchweg zu monoton, um bis zum Ende zu fesseln. Die Boss-Gegner versuchen immerhin die Eintönigkeit zu brechen. Da sie jedoch sehr leicht zu besiegen sind, überzeugt das Spiel auch in dem Aspekt kaum. Einige Dungeons wurden zudem frustrierend gestaltet, da man zum Beispiel unsichtbare Wege suchen muss, was alles andere als motivierend ist. Obwohl es Tiefe bei der Charakteranpassung gibt, besonders durch die Zaubersprüche, bleiben die Ausflüge in die Verließe ein durchwachsener Zeitvertreib. Dabei macht es immer wieder Spaß, sich herumzukloppen, doch das Kampfsystem ist nicht vielfältig genug.

Ein bisschen Hexerei

Außerhalb der Kämpfe kann Akko genauso gut zaubern, wie man es aus dem Anime kennt. Um dennoch einige kleine Rätsel aufkommen zu lassen, muss man Zaubertränke einsetzen, um Dinge zu reparieren oder Wächter zum Schlafen zu bringen. Das ist wichtig, da es eine große Anzahl an Nebenquests gibt, die immer mit kleinen Geschichten verbunden sind. Meist benötigt ein Charakter einen Gegenstand, doch man sollte die Zeit im Auge behalten. Um Mitternacht wird nämlich alles wieder auf Ausgangsposition gebracht, und die Aufgaben selbst müssen in einem bestimmten Zeitfenster gelöst werden. Dadurch ergeben sich nette Spielereien; man kann nämlich einen Streit verhindern, bevor er überhaupt ausbricht, oder einen Gegenstand ergattern, den man zum Zeitpunkt des Questbeginns nicht kennt.

Da alles am Anfang eines Tages wieder in Ausgangsposition ist, erscheinen andererseits leider auch bereits erledigte Quests. Das ist logisch, jedoch wird es dadurch noch schwieriger, sich daran zu erinnern, welche Aufgaben man bereits gelöst hat. Hinzu kommen sehr umständliche Menüs, durch die das Navigieren in der Luna Nova zum Albtraum wird. Es bedarf eine lange Eingewöhnungszeit, und selbst danach werden viele Spieler noch Probleme damit haben, bestimmte Räume zu finden.

Lebendiger Anime?

Optisch weiß das Spiel zu überzeugen. Die Macher haben offensichtlich mit dem Produktionsstudio des Anime zusammengearbeitet, weshalb Zwischensequenzen und Charaktermodelle erstklassig aussehen. Selbst die Dialoge wurden allesamt vertont. Leider muss man in den Kämpfen immer wieder dieselben Sprüche ertragen. Bei den Animationen ist der Stil der etwas stockenden Bewegungen nicht aufgegangen und es kommt einem permanent so vor, als ob das Spiel ruckeln würde. Hinzu kommen gravierende Probleme mit der Bildrate, die diese Stilentscheidung völlig zunichte machen. Es ist egal, ob viel passiert oder nichts, die Bildrate verhält sich wie ein Glücksspiel.

Dafür weiß der Soundtrack mit starken Musikstücken zu überzeugen, die nie langweilig werden. Es ist jedoch schade, dass die Technik insgesamt eher zu wünschen übrig lässt, denn die Orte sind voller Details, die Charaktere sehen fantastisch aus und man kommt sich wie in einem Film von „Little Witch Academia“ vor. Fans werden daher trotzdem definitiv auf ihre Kosten kommen.