Er ist der vielleicht unscheinbarste Videospielheld. Er führt kein Schwert und auch eine Schusswaffe hat er nicht im Halfter. Seine Muskeln sind quasi nicht vorhanden und auch Zauberkräfte bringt er nicht mit. Er sieht einfach nur aus wie ein selbstgemachtes Stofftier mit dicken Knopfaugen: der Sackboy. Sein neuestes Hüpfabenteuer will die Vita und ihre einzigartigen Features voll ausnutzen. Ob dies wirklich innovativ oder doch nur “innovativ“ ist erfahrt ihr in unserem Review!

Der Puppenspieler

Einst war Carnivalia ein schöner Ort. Ein riesiger Vergnügungspark war es, voll von fröhlichen Bewohnern. Doch eines Tages lief die Show des Puppenspielers nicht so ab wie sonst. Das Publikum buhte ihn aus. Völlig niedergeschlagen von dieser Erniedrigung beschloss er der Welt jegliche Freude zu entziehen. Dank einiger dunkler Experimente gelingt ihm dies auch, jedoch entstehen dabei die „Hohlen“, die von nun an in der Welt ihr Unwesen treiben. An dieser Stelle kommt nun Sackboy ins Spiel, um die Freude zurück zu holen.

Sackhüpfen

Im Kern des Spiels ist „LittleBigPlanet“ ein 2D Jump’n Run. Die meiste Zeit springt der kleine Sackboy über Abgründe und Hindernisse und das noch mit der gleichen, leicht trägen Physik wie immer. Ab und an darf auch ein Schalter gedrückt und eine Kiste verschoben werden. Dazu kommen dann einige Gadgets, die man aus den Vorgängern kennt. Ein Greifhaken lässt den Spieler wie Tarzan schwingen, ein Superhandschuh macht auch die schwersten Gegenstände tragbar. Richtig viel Abwechslung bringen dabei einige Fahrzeuge ins Spiel. Ein „Dreirad“, das an Wänden und decken fahren kann, ist nur eine der Ideen. Wenn es die letzten Zeilen noch nicht deutlich machen: Abwechslung wird hier groß geschrieben. Quasi jedes Level bringt kleine oder große, neue Ideen mit sich. Was jedoch besonders bei Kennern der beiden Vorgänger auf der Playstation 3 eintreten wird: die Level können nicht mehr ganz die gewohnte Originalität auffahren – der „WOW“-Effekt bleibt diesmal aus. Darüber hinaus ist die Story schneller vorbei als in früheren Ablegern.

Darfs ein wenig mehr sein?

Das Ende der Geschichte bedeutet jedoch noch lange nicht das Ende des Spielspaßes. Zum mehrmaligen Spielen der Levels motiviert zum einen der Highscore, welcher in Onlineranglisten verewigt wird. Dazu gibt es Goodies, wenn ohne ein Leben zu lassen das Ziel erreicht oder alle Gegenstände gefunden werden. Letztere bestehen dabei aus Verkleidungen für den Sackboy, Gegenstände zur Gestaltung eigener Welten und dem Schlüssel zur Freischaltung von Bonuslevels. Von diesen gibt es die verschiedensten Varianten, ob mit der Nutzung des Touchscreens und senkrecht gedrehter Vita oder der klassischen Steuerung mit Buttons. Jeder wird ein paar Favoriten finden. Obendrauf kommt noch die Spielhalle, die mit Spielen in der Qualität sehr guter Handy-Casualtitel aufwartet, welche auch im Umfang dank mehrerer Levels und Speicherung des Fortschritts mit diesen mithalten können.

Alle im Sack

In der Welt von „LittleBigPlanet“ ist man nicht unbedingt auf sich allein gestellt. Ist man mit dem Internet verbunden, wird beim Betreten eines Levels angezeigt, dass bereits andere Spieler hier unterwegs sind. Ein Klick reicht und schon ist man gemeinsam unterwegs, sofern der andere zustimmt. Andersrum ist es genauso einfach. Will ein anderer Spieler der eigenen Runde beitreten, taucht mitten im Level die Meldung auf und man kann ihn reinlassen oder auch nicht. Das gleiche gilt für die Bonuslevel, welche oft auf mehrere Spieler ausgelegt sind, aber auch alleine geübt werden können. Einige funktionieren auch an einer Vita gemeinsam, wobei man sich dann abwechselt und der erreichte Punktestand den Sieger ermittelt.

Ich mach mir die Welt...

Kreative Naturen werden in „LittleBigPlanet“ vollends erblühen. Dies startet schon beim Sackboy selbst. Wer wollte nicht schon einmal einen Videospielcharakter mit Roboterbeinen, Monsterhänden und Cowboyhut spielen? Doch auch die Levels können dank Stickern dekoriert werden. Der Clou: Dank der Kamera der Vita kann man alles als kleine Textur ins Spiel bringen. Ein Foto genügt und schon ziert euer Marmeladenbrot die Spielwelt. Das größte Maß an Kreativität kann man jedoch im Editor entfalten. Dies ist kein einfacher Leveleditor, sondern ein kompletter Spieleditor. Einige Einarbeitungszeit vorausgesetzt kann man hier nicht nur Jump’n Runs kreieren. Besonders schön sind speicherbare Fortschritte und Levelverbindungen, sodass man wirklich zum Videospieldesigner mutieren kann. Ist man von seinem Werk überzeugt, so kann man dies mit anderen teilen, sowie natürlich auch deren Kreationen begutachten.

Anfassbar

Der größte Unterschied zu den Vorgängern ist die, dank der Features der Vita, fast schon fühlbare Interaktion mit der Spielwelt. Die beiden Touchpads erlauben es Kisten in den Hintergrund und wieder zurück zu schieben. Dank Neigung der Vita kann man Gegenstände hin und her rollen und Raketen folgen dem Finger wo hin man auch tatscht. Viele der Minispiele setzen komplett auf den Touchscreen, oft wirklich sinnig, an manchen Stellen hätte man sich jedoch eher die traditionelle Steuerung für mehr Präzision gewünscht. Auch im normalen Spielverlauf funktioniert dies meist einwandfrei. Nur in seltenen Fällen, wie dem Drehen von Gegenständen, will es oft nicht so recht fluppen.

Spielzeugoptik

„LittleBigPlanet“ sieht seit jeher aus wie ein unaufgeräumtes Kinderzimmer – im positiven Sinne. Aus Pappe, Holz und diversen Alltagsgegenständen wurden hier Welten erschaffen, wie es sonst nur die Fantasie der Kleinsten ermöglicht. Ständig muss man schmunzeln, welche Objekte hier in welcher Weise perfekt zu einem wunderschönen Ganzen zusammengefügt wurden. Grandios ist auch der Soundtrack, der immer zur jeweiligen Welt passt. Die wirklich sehr gute deutsche Synchronisation wird nur davon getrübt, dass diese sich auf die Zwischensequenzen beschränkt. Innerhalb der Levels blubbern die Charaktere unverständlich vor sich hin und das dann leider auch noch mit einer anderen Stimme.