Billy, Jimmy, Haggar, Cody und Guy sind die Namen der Kult-Figuren aus den Arcade-Spielen „Double Dragon” und „Final Fight”. In den 80er-Jahren boomte das Geschäft mit den kurzweiligen Beat‘em Ups. Das genaue Gegenstück dazu sind komplexe Rollenspiele mit ausschweifender Geschichte. Vanillaware, bekannt durch „Muramasa The Demon Blade”, will nun mit „Dragon‘s Crown” die beiden Genre miteinander vereinen.

Irgendeine Krone in irgendeinem Königreich

In dem Königreich von Hydeland, in einer nicht spezifizierten Fantasy-Welt, existiert die titelgebende Drachenkrone. Es liegt an den Spielern durch die dunkelsten Verliese zu reisen, um diese zu finden. Das zur weitestgehend zu ignorierenden Handlung von „Dragon’s Crown“. Zumindest die Qualität der Präsentation der Geschichte kann überzeugen. In von Hand gezeichneten Standbildern wird die Geschichte erzählt und nicht nur einmal bleibt das Auge an den wunderschönen Figuren und Hintergründen kleben.

Vorbereitung ist alles

Bevor man sich jedoch in das Abenteuer stürzt, hat man die Qual der Wahl. Sechs verschiedene Klassen, darunter Kämpfer, Magier oder Elf, stehen zur Auswahl bereit. Natürlich ist jede Klasse unterschiedlich schwierig zu spielen, da sie verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten, dargestellt im jeweils eigenen Erfahrungsbaum, haben. Sie wirken sich sowohl positiv als auch negativ auf das Abenteuer aus. Allerdings kann man durch eine ausgewogene Klassenbalance wirklich mit jedem Charakter das Abenteuer beginnen. In eben selbiges wird man danach auch direkt gestoßen. In einer typischen Rollenspiel-Stadt hat man nun die Möglichkeit Aufträge anzunehmen, sein Vorrat an Tränken und weiteren nützlichen Gegenständen aufzustocken, seine Ausrüstung zu reparieren und sogar vom Computer gesteuerte Mitspieler in sein Team aufzunehmen. Durch das Schnellreise-System ist man binnen kürzester Zeit durch die Stadt gereist und wenn man alles erledigt hat, können nun endlich die Verliese erkundet werden.

Straßen und Fäuste weichen Wäldern und Äxten

Im Herzen ist „Dragon’s Crown” ein Beat’em Up und genau das merkt man innerhalb kürzester Zeit in den einzelnen Levels. Die Verliese haben verschiedene Routen, die zu jeweils anderen Bossen führend, die dem Spieler an den Kragen wollen. Aus einer Seitenansicht kämpft man sich nun Gegner für Gegner durch den Raum. Währenddessen wird über den Touchscreen einem Dieb befohlen Türen und Kisten zu öffnen. Jede Truhe hat ein zufälliges Rating, durch dass die Nützlichkeit der erhaltenden Waffe bestimmt wird. Zudem liegen auf dem Boden ständig Items und Knochen. Mit Letzterem können im Tempel die computergesteuerten Helfer wiederbelebt werden. Am Ende von jedem Verlies erwartet den Spieler einen Bossgegner, der besiegt werden muss. So wird man es mit den typischen Gegnern aus Rollespielen zu tun haben wie zum Beispiel fiesen Vampiren.

Nachdem der Boss besiegt ist werden die Punkte in Erfahrung umgewandelt mit denen zusätzliche Fähig- und Fertigkeiten freigeschaltet werden können. Um die gefundene Ausrüstung auch zu behalten, muss man jedoch nochmal eine kleine Gebühr bezahlen. Auch erst danach sieht man, welche Werte die jeweilige Ausrüstung hat. Was dem Spiel jedoch seine besondere Würze verpasst ist der Mehrspielermodus. Hier hat Vanillaware keine Mühen gescheut und bietet einem sowohl einen lokalen als auch Online-Mehrspielermodus. So müssen beide Spielmodi erst auf der PlayStation Vita freigeschaltet werden. Danach steht dem gemeinsamen Spaß nichts mehr im Weg. Schön ist die Tatsache, dass man durch das Cross-Play-Feature auch zusammen mit PS3-Spielern das gesamte Spiel bestreiten kann.

Suchtpotenzial hoch Zehn

Wenn man nüchtern an die Sache rangeht, hört sich das Ganze ziemlich öde an. Doch schon nach kurzer Zeit im Spiel merkt man, dass wirklich viel an selbigem gewerkelt wurde, um das bestmögliche Spielerlebnis zu erzeugen. Die Rollenspiel-Elemente sind niemals wirklich fehl am Platz und das Spielkonzept in den Verliesen geht zumeist flüssig von der Hand. Zumindest dann, wenn nicht viel auf dem Bildschirm geschieht. In diesem Fall kann die Bildrate schon einmal stark unter die 30 FPS gehen. Durch die vielen zu findenden Ausrüstungs-Gegenständen, hat man immer einen Grund auch noch die nächste Ebene anzugehen. Dazu gesellt sich zudem die Möglichkeit, sobald man die ersten paar Ebenen absolviert hat, verschiedene Routen zu nehmen. Ab diesem Punkt kann man auch eine Ebene nach der anderen erledigen, wodurch immer bessere Boni winken. Jedoch wird dadurch auch die Gefahr höher, dass man alles verliert, da man zwischendurch sein Equipment nicht reparieren und neu kaufen kann. Das führt zu einer großen Portion Motivation mit sehr hohem Suchtpotenzial. Letzteres wird durch die verschiedenen Aufträge noch weiter verstärkt. Diese sind meist sehr Rollenspiel typisch und verlangen vom Spieler eine gewisse Anzahl an getöteten Gegnern oder das Beschaffen von verschiedenen Gegenständen.

Schöne Aussichten

Damit „Dragon’s Crown” aber nicht nur spielerisch in Erinnerung bleibt, bekommt auch das Auge gehörig etwas geboten. Jeder einzelne Pixel ist ein Kunstwerk in sich. Das mittelalterliche Fantasy-Setting wird mit typisch japanischen Zeichnungen vermischt. Dadurch entsteht ein einzigartiger Stil, der einen öfters in Staunen versetzt. Man könnte von jedem Moment einen Bildschirmfoto machen, einrahmen und schon hätte man einen neuen van Gogh an der Wand hängen. Natürlich wird auch nicht an den weiblichen Reizen gespart, die malerisch schön umgesetzt worden. Der Sound plätschert meist im Hintergrund vor sich hin. Man stört sich nicht dran, aber er wird auch nicht lange in Erinnerung bleiben. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Sprachausgabe auf Englisch oder Japanisch zu stellen.