Es gibt Spiele, die erfreuen sich im japanischen Raum an großer Beliebtheit. Das Spielprinzip ist dabei sehr speziell, die Charaktere unterscheiden sich ebenfalls von solchen, die im westlichen Raum Hauptrollen in Spielen übernehmen und man spürt deutlich die Herkunft des Spiels. Auch „Demon Gaze“ ist ein solcher Titel. Überraschenderweise hat es das Spiel sogar in unsere Gefilde geschafft. Doch kann der Dungeon-Crawler auch hierzulande begeistern? Das klärt unser Test!

Adieu, Gedächtnis!

In „Demon Gaze“ übernimmt man die Rolle von Oz, der unglücklicherweise sein Gedächtnis verloren hat und vorerst nicht mehr weiß, wer oder wo er ist. Nachdem er wieder zu Sinnen gekommen ist, bemerkt er, dass er sich in einer Art Kerker befindet. Dabei leistet ihm ein Söldner Gesellschaft. Der mutige Söldner prescht nach vorne, um einen schnellen Ausweg aus dem Verlies zu finden, wird allerdings von einem Dämon unterbrochen und verliert bei diesem gefährlichen Vorhaben sein Leben. Oz ist wieder auf sich selbst gestellt.

Mit all seinen Kräften erreicht er das nächste Stockwerk und trifft auf eine zunächst geheimnisvolle, vollbusige Frau, die ihn anweist, sich gegen den tödlichen Dämon zu stellen. Der erste Kampf beginnt und nachdem Oz diesen siegreich für sich entscheiden konnte, befindet er sich schon mitten im Geschehen und erkennt, dass er in der Lage ist, Dämonen für seine Zwecke zu missbrauchen. Er kann diese fangen und im Kampf einsetzen. Wenige Momente später ist er in einer Herberge voller eigensinniger Charaktere. Die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Zimmerbuchung leicht gemacht

Der Dreh- und Angelpunkt von „Demon Gaze“ ist die bereits genannte Herberge, in der man alles finden kann, was das Kämpferherz begehrt. Befinden sich in den oberen Stockwerke die Schlafgemächer, darf man weiter unten Waffen oder Items erstehen. Auch ein Abstecher in den dunklen Keller ist anzuraten, wenn Heilkünste benötigt sind oder ein totes Teammitglied wieder zum Leben erweckt werden muss. Damit man sich in der Herberge aufhalten darf, muss für ein Zimmer das nötige Kleingeld aufgebracht werden. Am Anfang des Spiels ist Geld allerdings Mangelware und nach jedem Ausflug muss man vor der Heimkehr sicherstellen, ob ihr genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, um den offenen Betrag für das Zimmer begleichen zu können.

Die Dienstleistungen werden von Charakteren angeboten, die verschiedener nicht sein könnten. Die Magiekünstlerin im Keller ist leicht bekleidet und vollzieht ihren Schönheitsschlaf in einem Sarg. Der androgyne Itemhändler scheint mehr Interesse am Körper des Protagonisten und Liebeskünsten zu haben, als an Geld. Nur hat dort leider auch der Waffenhändler ein Mitspracherecht, der sich in das ganze Beziehungschaos einzumischen versucht. Als Spieler befindet man sich schnell in einem Strudel, in dem die Grenzen der Sexualität und Geschlechterrollen zu verschwimmen scheinen. Mit den richtigen, auszuwählenden Antworten kann man diese sehr spezielle Seite des Spiels auf die Spitze des Eisberges treiben und sich an der mit Erotik geladenen Atmosphäre erfreuen. Ansonsten widmet sich der Spieler den eigentlichen Aufgaben und liefert in verschiedenen Gebieten spannende Kämpfe, die weitere Dämonen in das Repertoire bringen.

Kampfsystem

Die Kämpfe in „Demon Gaze“ sind genretypisch rundenbasiert. Zu Beginn wählt man die Aktionen für alle Kampfgefährten aus. Hat man sich entschlossen, ob man direkt angreifen möchte, sich zum Schutz doch lieber verteidigt oder zur Unterstützung einen Dämonen herbei beschwört, wartet man ab. Die Kämpfe laufen ohne jegliche spektakuläre Animationen ab oder liefern besondere „Aha“-Erlebnisse.

Grundsätzlich ist man stiller Beobachter, bis man in der nächsten Runde wieder auswählen darf, was man denn tun möchte. Anhand von Schadenspunkten, die angezeigt werden, wird man darüber informiert, wie erfolgreich man gegen Monster oder Dämonen vorgeht. Findet man an diesem Kampfsystem keinen Gefallen, könnte man sich gar langweilen. Ist man dennoch daran interessiert, seine Kampftruppe erfolgreich gegen zahlreiche Gegner stellen zu lassen, sollte man darauf achten, dass die Charaktere in ihren Klassen relativ ausgeglichen sind.


Die Kämpfe sind allgemein sehr fordernd, können aber auch mit einer unausgewogenen Truppe bezwungen werden. Sobald es allerdings zu einem Bosskampf kommt, beißt man sich schnell die Zähne aus und verzweifelt. Der Bildschirmtod ist des Öfteren ein ständiger Begleiter. Kann zuvor keine sichere Herberge aufgesucht werden, findet man sich auf dem Startbildschirm wieder und muss an der zuletzt gespeicherten Stelle erneut beginnen. Frustrationen sind somit sicher.
Zwar wirkt das Kampfsystem zu Beginn für Anfänger noch ungewöhnlich, jedoch finden sich diese schnell zurecht. Mit zunehmender Eingewöhnungszeit findet man Gefallen an dem umspektakulär inszenierten Kampfgeschehen. Leider nutzt sich die Begeisterung für das Kampfsystem schnell ab, da es auch mit zunehmender Anzahl an Mitstreitern nichts Neues bietet und immer den selben Ablauf besitzt.

Technik

Grafisch liefert „Demon Gaze“ keine Glanzleistungen, was zumeist auf die Grafik zurückzuführen ist, die sich im Animestil in Standbildern präsentiert und sehr textlastig ist. In den Verliesen oder Dungeons darf man sich durch eine dreidimensionale Gegend bewegen. Dies geschieht in der Egoansicht und in vorgegebenen Bahnen, wie man es eben von einem Dungeon-Crawler gewohnt ist. In diesen Umgebungen wirkt die Grafik altbacken. Die Texturen sind verwaschen und visuelle Blickfänge sucht man in „Demon Gaze“ vergebens. Allgemein wirkt der Titel recht einfach konstruiert.

Das minimalistisch gehaltene Technikniveau trägt einen weiteren, großen Teil dazu bei, dass an diesem Titel nicht Jedermann Gefallen finden wird. Nichts destotrotz sind die Charaktere wunderbar gezeichnet, die Persönlichkeiten individuell herausgearbeitet, wenn auch explizit auf Äußerlichkeiten reduziert, deren Motto „Weniger ist mehr“ direkt ins Auge springt. Die Sprachausgabe weiß zu begeistern, da man sich wahlweise zwischen der japanischen und englischen Sprachausgabe entscheiden darf, die Texte sind allerdings nur auf Englisch. Das Spiel sollte also nur in Betracht gezogen werden, wenn man der englischen Sprache mächtig ist.