Es ist bereits das zweite Remake für „Mystic Quest” vom alten, grauen Game Boy. Doch während das erste spielerisch einen modernen Weg einschlug, bekommen wir nun mit „Adventures of Mana” inhaltlich das Original im neuen Gewand. Eine gute Entscheidung, fast 25 Jahre später? Wir sagen: Ja, aber!

Gladiator

Das Spiel startet mit dem Kampf gegen ein großes Monster. In einer kleinen Arena muss man gegen dieses antreten und nach einem gewonnenen Kampf geht es direkt wieder in die Zelle, wo man auf das nächste Monster wartet. Doch der Held erhält einen Tipp von einem Leidensgenossen: Das Tor, durch das die Monster rein gelassen werden, führt nach draußen. Der nächste Kampf wird daher auch ohne Umschweife für die Flucht genutzt. Doch damit wird die eigene Situation nicht besser: Man lauscht unabsichtlich dem Gespräch zweier Männer, deren üblen Machenschaften die Welt bedrohnn. Es folgt ein tiefer Sturz, und schon ist man auf dem Weg, einer der legendären Ritter zu werden, um die Welt zu retten.

Ja, die Geschichte ist nicht originell. Aber man muss sich hier vor Augen halten, dass man ein klassisches Rollenspiel hat, und damals war es mit den Geschichten meist noch nicht so weit her.

Klassiker

Und eben so wie die Geschichte sehr klassisch daher kommt, verläuft auch das Gameplay an sich. Wer den Klassiker „Mystic Quest” vom Gameboy kennt, wird sich direkt heimisch fühlen. Sogar so heimisch, dass man die Komplettlösungen und Levelkarten des Klassikers wieder ausbuddeln kann. Die komplette Weltkarte, alle Dungeons, Rätsel und mehr wurden vom spielerischen Standpunkt her übernommen, wobei man natürlich die Optik an die heutigen Möglichkeiten angepasst hat und ein wenig mehr Komfort in die Bedienung gebracht hat. So kann man nun mehrere Waffen auf Schnellwahl-Buttons legen, und auch das Ansprechen des KI-Partners läuft über eine einfache Tastenkombination statt jedes Mal über das Menü. Ein paar Anpassungen hat man aber wohl vergessen. In den Dungeons kann man manche Wände nur mit Spitzhacken aufschlagen und manche Türen nur mit vorher erworbenen Schlüsseln öffnen. Bewegt man sich jedoch ein paar Bildschirme weg, ist alles wieder zu.

Obendrauf

Doch nun folgt die Beschreibung des Spiels für alle, die das Original nicht kennen. Aus der Draufsicht steuert man seinen Helden durch einzelne Abschnitte, die je etwas größer sind als ein Bildschirm. Kommt man an den Rand eines Abschnitts, scrollt der Bildschirm zum nächsten. Deshalb bewegt man sich, besonders im späteren Spielverlauf, recht frei durch eine für damalige Verhältnisse sehr große Spielwelt. Dabei trifft man natürlich auf jede Menge Monster, die bei ihrem Ableben neben gelegentlichen Items auch Erfahrungspunkte bringen. Bei Level-Aufstieg darf man sich für eine von vier Klassen entscheiden, die jedoch einzig und allein unterschiedliche Verteilung der Status-Boni bewirken – man wird also nicht richtig zum Schwarzmagier, so wie man es aus anderen Rollenspielen kennt. Wobei man sowieso leider sagen muss, dass das Balancing sehr bescheiden geraten ist, und nur die Investition in die Kraft wirklich weiter hilft. Besonders bei den vielen, tollen Boss-Kämpfen wird man dies merken. Im Gegensatz zu den normalen Auseinandersetzungen muss man hier dann doch auf das Gegner-Verhalten achten, rechtzeitig ausweichen und den Zeitpunkt zum Gegenschlag abwarten.

Abenteuer

Die bereits erwähnte, besonders zum Ende des Spiels hin frei begehbare Welt lädt zwar zum Entdecken ein, hält jedoch nicht so viel optionale Möglichkeiten parat wie man von anderen Rollenspielen gewohnt ist. Dennoch machen die unterschiedlichen Landschaften, die Städte und vor allem die Dungeons auch heute noch Freude. Doch wer voran kommen will, sollte sich nicht auf moderne Markierungen auf der Karte verlassen, denn diese sind nicht vorhanden. Den englischen Texten sollte man seine Aufmerksamkeit widmen, denn das nächste Ziel wird oft im Gespräch verraten. Auch die Lösungen zu vielen der kleinen Rätsel sind hier zu finden. Die meisten sind zwar recht simpel, doch auf einige wenige Lösungen würde man ohne diese Hilfe absolut nicht kommen, was vermutlich den einen oder anderen Spieler zur Verzweiflung treiben wird – oder aber dank der modernen Möglichkeiten eher ins Internet zu einer Komplettlösung.

Gemeinsam

Was dann damals wirklich ein tolles Element für ein Echtzeit-Rollenspiel war, sind die KI-gesteuerten Helfer. Im Laufe der Geschichte kommen immer wieder andere hinzu, die neben seltenen Attacken meistens eine nützliche Besonderheit haben, wenn man sie fragt. Einer heilt die Energie, ein anderer die Magiepunkte und einer hat seine Waren zum Verkauf parat. Darüber hinaus hält das Spiel nicht viele Besonderheiten parat. Es ist halt ein simples, nostalgisches Spiel. Man kann zuschlagen, zaubern oder Items nutzen. Keine Combos, kein Ausweichen oder sonstiger Schnickschnack. Ebenso muss man keine Ressourcen farmen, um seine Ausrüstung zu verbessern oder Tränke herzustellen. In der heutigen Zeit, wo Rollenspiele immer und immer komplexer werden, fühlt es sich mal wieder gut an, ein kleines, simples Rollenspiel einfach entspannt von vorne bis hinten durchspielen zu können.

Geschludert

Leider wird der Spielspaß von vielen kleinen und auch wenigen großen Macken ein wenig getrübt. Den Anfang macht der Zähler der Spielzeit. Im Standby der Vita läuft dieser einfach weiter, so dass man gar nicht weiß, wie viel Zeit man nun tatsächlich mit dem Spiel verbracht hat. Spielerisch relevanter sind da die zufällig in einem Bereich auftauchenden Gegner und Personen. Nach einem Bildschirm-Wechsel stehen häufig direkt vor einem Gegner, so dass man unbedacht in sie hinein rennen kann. Auch die Personen tauchen zufällig auf, was schon einmal auf der anderen Seite eines Flusses sein kann. Wer das Gespräch sucht, muss also nochmal raus und wieder rein in den Bereich. Deutlich schlimmer war ein Fehler, der uns zum Laden des letzten Spielstandes gezwungen hat. Wir wurden plötzlich ohne jeden Grund in eine andere Ecke der Welt teleportiert – zumindest laut der Karte, denn das Spielgeschehen war komplett schwarz. Zu guter Letzt setzt ab und an auch die Musik aus, was einen Abstecher in die Einstellungen nötig macht.

Hübsch

Auch wenn das Spiel technisch die Vita absolut nicht an ihre Grenzen bringt, ist es doch sehr hübsch anzusehen. Besonders Kenner des Originals werden sich über Umsetzung von Gegnern und Landschaften in 3D freuen, da man auch hier versucht hat, so nah wie möglich am Original zu bleiben. Besonders hervor sticht das Spiel jedoch durch die knalligen Farben und das sehr flüssige Spielgeschehen. Ein Extra-Lob gibt es für den Soundtrack. Dieser besteht aus all den Melodien des Originals, die jedoch wirklich sehr schön neu arrangiert wurde. Es sind einige Ohrwürmer dabei, die man sein Videospieler-Leben lang nicht mehr vergessen wird. Und wer dann doch das Game Boy-Gedudel bevorzugt, kann dieses sogar in den Optionen aktivieren!