Letztes Jahr im Mai durften wir euch „Letter Quest Remastered“, eine Mischung aus Rollenspiel und „Scrabble” vorstellen. An dieses Spielkonzept hat sich nun auch der finnische Entwickler 10tons gewagt und mit „Spellspire“ seine ganz eigene Interpretation der Spielidee abgeliefert. Wir haben den Buchstabensack wieder geschüttelt und uns erneut auf die Suche nach Wörtern begeben, wovon wir euch nun im Rahmen unserer Review erzählen möchten.

Eroberung eines einhundertstöckigen Turmes

Ein kleiner, kurzsichtiger Zauberer muss alle Monster aus einem einhundertstöckigen Turm vertreiben. Um die scheinbar übermächtigen Monster zu besiegen, setzt er die Macht des Wortes ein. Der kleine Zauberer hat dafür einen Buchstabensack mit Steinen, eine kleine Tafel und einen Zauberstab. Bevor er sich in ein Stockwerk wagt, wird der Sack ordentlich geschüttelt und zehn Steine mit zufälligen Buchstaben werden auf die Tafel gelegt. Mit möglichst vielen Steinen muss nun ein englisches Wort gebildet werden, dessen Kraft in den Zauberstab fließt, mit der das furchterregende Monster dann angegriffen wird. Soweit so gut, bis zu diesem Punkt könnte die Beschreibung des Spielkonzeptes auch von einem potentiellen „Letter Quest 2“ stammen. Jenes ändert sich allerdings dadurch, dass die verwendeten Steine anschließend nicht durch die noch im Sack befindlichen Steine ersetzt werden. Stattdessen werden die für das buchstabierte Wort verwendeten Steine zurück auf die Tafel gelegt und man muss versuchen ein neues Wort zu bilden, da das bereits verwendete Wort in diesem Spielzug nicht mehr verwendet werden kann.

Beachsides anstatt nymphs

Spielerisch sind damit sowohl Vor- als auch Nachteile verbunden. So war das Nachziehen von Steinen bei „Letter Quest Remastered“ doch mit einem hohen Glücksfaktor verbunden und nicht selten stand man vor dem Problem ein Wort ohne Vokale zu bilden. Abseits von rhythm, psychs und nymphs fielen mir dabei leider keine Wörter ein. Das Glück braucht einem bei „Spellfire“ nun nur noch zu Beginn hold zu sein, wobei Vokale immer in ausreichender Form zur Verfügung stehen werden. Durch die Wiederverwendung der Steine ergibt sich zudem eine taktische Komponente, da man nun überlegen muss mit welchem Wort man gegen welches Monster antritt. Wörter aus drei Buchstaben, wie she, his oder who bieten sich beispielsweise für Monster an, die leicht zu besiegen sind. Wörter aus mehren Buchstaben, wie difficult, beachsides oder anharmonic, sollten dagegen für Monster verwendet werden, die besonders schlagkräftig sind. Eine entsprechende Anzeige gibt einem immer einen Hinweis, wann ein Monster wieder zuschlägt. Wer für leichte Monster lange Wörter verwendet und am Ende nur noch kurze Wörter bilden kann, wird zwangsläufig scheitern. So steht beispielsweise das Wort “die„, in Kombination der Buchstaben D, I und E, durchaus zur Verfügung, bewirkt aber beispielsweise bei einem Zentauren nur ein müdes Lächeln. Für schwache Skelette reicht es dagegen tatsächlich aus. Leider führt die Einführung der taktischen Komponente aber auch dazu, dass man ständig dabei ist die üblichen „Verdächtigen“ einzugeben. Da man an die meisten Wörter zudem noch einfach den Buchstaben s oder es anhängen kann, hat man direkt ein großes Repertoire aus Wörtern mit drei bis fünf Buchstaben.

Eine echte Herausforderung

Selbiges scheint man auch bei 10tons gemerkt zu haben und das Spiel vom Schwierigkeitsgrad ein bis zwei Stufen über „Letter Quest Remastered“ angesiedelt. Jenes führt dazu, dass man Stockwerke häufiger bestreiten muss, weil man entweder scheitert oder Gold benötigt, mit dem man beim Wechsel der Stockwerke seine Ausrüstung verbessern kann. An diesem Punkt erinnert „Spellspire“ wieder an den Konkurrenten. Neue Zauberstäbe, -hüte und -roben können gegen Gold erworben werden, wobei diese eventuell mit besonderen Fähigkeiten, wie einer vergiftenden, brennenden oder gefrierenden Wirkung, verbunden sind. Alle Ausrüstungsgegenstände können gegen Gold auch verbessert werden. Zudem kann man gegen den entsprechenden Obolus auch seine Basiswerte von Lebensenergie und Angriffsstärke verbessern. Mit zunehmendem Fortschritt auf dem Weg zur Turmspitze hat es sich übrigens auch bewährt noch einmal niedrigere Stockwerke aufzusuchen und dort die vorgegebene Herausforderung, in der Form „Besiege alle Monster ohne selbst getroffen zu werden. Die Monster sind XX Prozent schneller.“, zu meistern oder Zauberrollen oder Lebensenergietränke zu finden, die jeweils einmal einsetzbar sind. Durch das Meistern der Herausforderungen kann man den Goldbeutel etwas auffüllen, allerdings sind die Herausforderungen nicht wirklich abwechslungsreich.

Technik

Ein einhundertstöckiger Turm, ein kleiner Zauberer und eine Hand voll knallbunter Monster. Auf diese drei Komponenten beschränkt sich die grafische Präsentation. Wirklich schlimm ist es nicht, da das grafische Konzept funktioniert, trotzdem hätte man sich gewünscht, wenn Held und Monster ein klein wenig größer dargestellt worden wären und der Turm etwas abwechslungsreicher geworden wäre. Auch die akustische Seite des Spiels ist, mit den im Hintergrund laufenden Melodien und den Kampfgeräuschen, ordentlich, es bleibt allerdings auch nichts länger als zwei Minuten in Ohr hängen. Die Worteingabe funktioniert jederzeit ohne Problem.