Anfang des Jahres gründete EuroVideo das Gaminglabel Wild River, das neue Kooperationen ermöglicht. Auf der gamescom konnten wir uns vier sehr unterschiedliche Spiele für Nintendo Switch und PlayStation 4 anschauen, die zwar nicht das größte Budget hinter sich haben, dafür aber leidenschaftliche Entwickler mit klaren Visionen.

Pilot Sports

Mit „Pilot Sports“ bringt Wild River in Kürze einen von „Pilot Wings“ inspirierten Titel heraus, der für PlayStation 4 und Nintendo Switch erhältlich sein wird. Bis zu vier Spieler können im lokalen Multiplayermodus gegeneinander antreten, in dem von Beginn an alle Level freigeschaltet sein werden. Mit Flugzeug, Fallschirm, Hang-Glider und Jetpack können die über 50 Level bestritten werden. Alle Herausforderungen finden über einer großen Insel statt, deren Umgebungsobjekte während des Spiels genutzt werden müssen, wie beispielsweise das Ausnutzen der Aufwinde mit dem Hang-Glider. Obwohl der Titel gut designed wurde, besticht die Nintendo Switch-Version in der uns gezeigten Fassung durch sichtbares Pop-In und einer unterdurchschnittlichen Texturenqualität, dafür blieb die Bildrate selbst bei mehreren Spielern stabil.

Vor allem die unterschiedlichen Geräte sorgen für Abwechslung, da man sich immer wieder auf deren Eigenheiten einstellen muss. Den Entwicklern ist es besonders wichtig, dass auch Neulinge nur eine kurze Eingewöhnungszeit benötigen, weshalb die Steuerung mit nur wenigen Knöpfen möglich ist und niemanden überfordern wird. Insgesamt stellt „Pilot Sports“ ein nettes Party-Spiel für zwischendurch dar, das zwar graphisch nicht überragend ist, dafür aber aufgrund der unterschiedlichen Fluggeräte abwechslungsreiche Wettkämpfe ermöglicht. Leider wird es auf Nintendo Switch lediglich lokale Ranglisten geben, während diese auf PlayStation 4 auch online vorhanden sind.

Gelly Break

Das deutsche Studio ByteRockers‘ Games möchte mit „Gelly Break“ die Mehrspielerfreundlichkeit von Nintendo Switch ausnutzen. Zwei Spieler steuern die liebevoll designten Figuren und navigieren diese durch sechs Welten. Zwar kann man auch alleine spielen, den vollen Spaß gibt es aber erst mit einem Freund. Die Charaktere kommen nämlich in grün und orange daher, und dieses Konzept wird zum Kern des Gameplays. Während der grüne Charakter auf gleichfarbige Flächen springen kann, fällt sein oranger Freund durch diese durch. Glücklicherweise können die Helden aufeinanderspringen und sogar in der Luft die Position wechseln, um kniffelige Sprungpassagen zu überwinden. Bereits im ersten Level konnten wir beobachten, dass immer wieder neue Ideen eingeworfen werden, damit die schnell gelernten Mechaniken immer wieder fordern und nicht eintönig werden. Zudem gibt es auch Kämpfe gegen Gegner, bei denen sich beide Spieler koordinieren müssen, um selbst die kreativen Bosse zu besiegen.

Spannend ist auch der Ablauf, denn es gibt zwar nur sechs Welten, dafür fast doppelt so viele Level. Wer ein Level gut abschließt, darf sich nämlich zwischen zwei Pfaden entscheiden. Einer davon stellt eine leichtere, das andere eine schwierigere Herausforderung dar. Dadurch soll nicht nur Wiederspielwert, sondern auch für jeden Spieler das passende Spielerlebnis entstehen, unabhängig davon welche spielerischen Fähigkeiten er besitzt. Leider konnten wir das nicht sehen, bleiben aber interessiert. Lediglich die optische Präsentation wirkt alles andere als besonders. Wir sind uns aber bereits jetzt sicher, dass der Fokus auf Gameplay und Leveldesign die richtige Entscheidung war. Für kurze Runden zwischendurch wird sich das Nintendo Switch-exklusive „Gelly Break“ sicherlich gut eignen.

Fimbul

„Fimbul“ mischt das Line-Up ordentlich auf, denn das Entwicklerstudio Zaxis möchte neben intensiven Kämpfen auch eine fesselnde Geschichte erzählen. Es geht nämlich um den Fimbulwinter, der in der nordischen Mythologie Ragnarök und somit das Ende der Welt einleitet. In dieser Zeit steht die Menschheit vor dem Abgrund, denn überall kämpft die Bevölkerung gegeneinander, um zu sterben und somit der Apokalypse zu entgehen. Nicht so der Hauptcharakter des Abenteuers, der nach Jötunheim reist, um ein Artefakt zu erlangen und damit Midgard zu retten. Das Spiel wird in fantastisch gezeichneten Comicstrips erzählt, die bereits in der Präsentation durch ihren Stil überzeugten. Ob die Handlung ebenso überzeugt, wird sich erst bei der Veröffentlichung zeigen. Sie soll auch durch Entscheidungen geprägt werden, was uns aufgrund eines Trolls gezeigt wurde. Der Spieler kann sich entscheiden, ob er diesen nach einem Kampf verschont oder tötet, was sich auf eine Szene im späteren Verlauf auswirkt. Solche Momente sollen regelmäßig erscheinen und echte Auswirkungen auf den Ablauf haben, selbst wenn eine Hauptgeschichte erzählt wird.

Das eigentliche Spiel läuft aus der Vogelperspektive ab und setzt auf zahlreiche Kämpfe. Der Spieler wird immer wieder durch verschiedene Gegnerarten gefordert, kann sich aber mit seinem Schwert sowie seinen Ausweichmanövern retten. Leider können wir nur die schönen Animationen sowie die Blutmengen loben, denn selbst spielen war nicht möglich. Das Gezeigte verspricht aber viel und wir bleiben gespannt, ob das finale Spiel den Ersteindruck bestärken kann. „Fimbul“ soll für PlayStation 4, Nintendo Switch, Xbox One und PC erscheinen.

Crazy Machines VR

Ein persönliches Highlight war „Crazy Machines VR“, das die klassische Reihe in eine völlig neue Dimension befördert. Das Konzept bleibt bekannt, denn man muss verrückte Maschinen dadurch zum Laufen bringen, dass man Alltagsgegenstände platziert und somit Kettenreaktionen hervorruft. Die größte Ernüchterung kommt leider sehr früh, denn man kann diese Objekte nicht frei platzieren, sondern muss lediglich entscheiden, an welche der markierten Positionen welcher Gegenstand gelegt werden muss. Es ist noch viel zu früh, in diesem Bereich ein Urteil zu fällen, und innerhalb der rund sechs Level, die wir gespielt haben, wurde es immer weniger offensichtlich, was wohin musste. Wir haben teilweise auch Verständnis dafür, denn eine freie Auswahl in der Platzierung würde ein derart auf Physik ausgelegtes Spiel in VR enorme Probleme bereiten. 

Wer darüber hinwegsehen kann, darf sich jetzt bereits freuen. Zahlreiche Modi, lustige Kommentare und spektakuläre Bauten werden Rätselfans hoffentlich für mehrere Stunden unterhalten. Zwar sah das PlayStation VR-Spiel optisch weniger spektakulär aus, nach wenigen Momenten gerät das aber in den Hintergrund und man konzentriert sich derart auf die Abläufe, dass man sich in VR regelrecht verliert. Der pure Spielspaß ist blitzschnell entstanden und obwohl die Technologie eine ungewohnte Limitierung einführt, sind die Vorteile, die daraus entstehen, die Kettenreaktionen auf neue Weise zu betrachten und die Objekte in den Händen zu halten, eine gigantische Stärke des neuen Serienteils. PlayStation VR-Besitzer müssen den Titel unbedingt auf ihre Wunschliste setzen und wir können es kaum erwarten, im kommenden Jahr das komplette Spiel zu genießen.