Im vorigen Jahr war noch „Jusant“ das Kletterspiel der gamescom und schaffte es auch bei Erscheinen gute Wertungen einzuheimsen. Das renommierte Indie-Studio The Game Bakers schickt in diesem Jahr eine weitere Interpretation des vertikalen Sports in das Rennen zum Gipfelkreuz. In „Cairn“ schlüpfen wir in die Rolle von Aava, einer erfahrenen Bergsteigerin, die sich auf die riskante Besteigung des noch nie erklommenen Mount Kami begibt. Diese Reise ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein emotionaler Kraftakt. Aava trifft unterwegs auf unerwartete Begleiter und hört Geschichten von jenen, die am Boden geblieben sind. Die zentrale Frage des Spiels ist, was Aava bereit ist zu opfern, um ihren Traum zu verwirklichen und den Gipfel zu erreichen. Wir haben uns in Köln auf die ersten Routen gestürzt.

Realistische Klettererfahrung und Freiheit

Das Herzstück von „Cairn“ ist eine realistische Klettersteuerung, die die Spielenden in eine immersive Welt der Bergsteigerei eintauchen lässt. Kletterbegeisterte müssen die besten Griffe finden und ihre Hände und Füße präzise platzieren, um sicher voranzukommen. Die Steuerung ermöglicht es, die Körperhaltung, den Kraftaufwand und das Gleichgewicht dynamisch anzupassen. Ein unachtsamer Moment kann fatale Folgen haben – das macht das Spiel zu einer Herausforderung, die Geschick und Planung erfordert. Was recht kompliziert klingt, ging während unserer Anspielsession jedoch ganz gut und intuitiv von der Hand. Klar benötigten wir ein wenig Eingewöhnungszeit, gerade weil das Klettern in Videospielen selten so ausgearbeitet ist, doch dann kamen wir in einen richtigen Flow, der uns fortan motivierte bis ganz nach oben zu wollen.

Während der Kletterpartien gilt es stets den richtigen Griff, den entscheidenden Vorsprung oder die griffigste Kannte zu erwischen. Dabei hat man bei der Routenwahl völlige Freiheit und kann sich auch horizontal am Berg bewegen. Im Gegensatz zum eher seichteren „Jusant“ enden Fehltritte oder eine überstrapazierte Kletterin im Sturz. Jeder Schritt muss also wohl überlegt sein. Um sich vor besonders kritischen Abschnitten absichern zu können kann Aava eine bestimmte Anzahl an Kletterhaken mit sich führen, die sie dann in den Berg einschraubt. Man kann diese dann als Check-Points nutzen.

Ein besonderes Highlight ist die Freiheit, die „Cairn“ den Spielenden bietet. Man kann überall klettern und die Bergwand vom Boden aus lesen, um die beste Route zu planen. Diese Freiheit erfordert jedoch strategisches Denken, da man unterwegs Probleme lösen muss, um schwierige Abschnitte zu überwinden. Jeder Kletterzug fühlt sich wie ein kleines Puzzle an, das es zu lösen gilt, was das Spiel sowohl herausfordernd als auch befriedigend macht. 

Überleben am tödlichen Berg und endlose Wiederspielbarkeit

Neben dem Klettern gilt es auch Ressourcen zu verwalten, um während des langen Aufstiegs zu überleben. Dazu gehören nicht nur Kletterausrüstung wie Haken und Kreide, sondern auch lebenswichtige Vorräte wie Nahrung, Wasser und Medizin. Das Errichten von Biwaks und das Erkunden des Berges auf der Suche nach Ressourcen sind entscheidend, um den Gipfel zu erreichen. Diese Elemente fügen dem Spiel eine zusätzliche Ebene der Strategie hinzu, die es von anderen Kletterspielen abheben soll.


Abseits der Story bietet „Cairn“ im Expeditionsmodus eine nahezu unendliche Wiederspielbarkeit. Spieler können zwischen Aava oder Marco wählen und verschiedene Berge auf ihre Weise angehen. Ob im alpinen Stil oder als Free Solo, die Auswahl an Herausforderungen soll groß sein. Auch Routen anderer Kletterfans sollen einsehbar sein.