Vom 17. bis zum 27. Juli lief der Beta-Test von „Destiny auf der PlayStation 3 und PlayStation 4. Der heiß erwartete Titel aus dem Hause Bungie ist dank häufig gelieferter neuer Informationen auch bei uns ein ständiger Gast in den News. Nun haben wir die Beta genutzt, um uns selbst einen Eindruck vom Spiel machen zu können. Wie sich das Spiel auf den beiden Sony-Konsolen schlägt und ob es den hohen Erwartungen schon jetzt gerecht werden kann, verrät euch das folgende Interview.

Mit welchen Erwartungen bist du an das Spiel herangegangen?

Tiago: Ehrlich gesagt hatte ich kaum Erwartungen an das Spiel. Ich wusste, dass es das nächste große Ding von den „Halo“-Machern sein würde, aber da ich die Reihe nie so richtig gespielt habe, konnte ich „Destiny” bisher echt schwer einschätzen.

Dominik (Dracar): Mit großen Erwartungen. Mal davon abgesehen, dass es von vielen Presseleuten im Internet bereits ordentlich gelobt wurde, ist es doch auch mit einem angeblichen Budget von 500 Millionen mitunter die teuerste Spiele-Produktion aller Zeiten. Bei solch hohen Tönen erwartet man dann auch, entsprechend aus den Latschen gehauen zu werden.

Manuel (Cortexiopeia): Ich hatte keine allzu großen Erwartungen an das Spiel, da ich die Informationen über das Spiel in den letzten Monaten nicht wirklich verfolgt habe. Allerdings war mir im Vorfeld bewusst, dass mit Destiny ein großer Titel in den Startlöchern steht, der ab September zu einen der Top-Titel des Jahres 2014 avancieren soll. Das einzige, was ich wirklich erwartet habe, war eine sehr gute Grafik und ein Titel, der sich eventuell von der Masse abhebt.

Daniel: Meine Erwartungen waren schon recht hoch. Ich habe zwar keine Revolution des Genres erwartet, aber dafür einen Ego-Shooter, der mich dank stimmigen Sci-Fi-Szenario thematisch anspricht und durch Looten und Leveln lange motiviert.

Was sagst du bisher zur Story?

Dominik: Meh. Kann sich alles noch entwickeln, allerdings ist dieses bisherige Häppchen von Story fast schon schlechter als bei manchem Indie-Spiel. Selbst die Story-Präsentation ist eher schwach. Innerhalb der ersten 8 Level, die in der Beta erspielbar sind, gibt es lediglich das Intro + eine Zwischensequenz und sonst fast nur einen permanenten Monolog des Begleiters auf den Missionen.

Sebastian (Citronat): Wirklich viel kann man dazu noch nicht sagen, innerhalb von zwei bis drei Stunden sind die ersten paar Missionen durchgespielt und so wirklich mitreißend war sie bisher noch nicht. Dazu kommt ein wirklich sehr gelangweilter Peter Dinklage, dessen Performance auch mit einem Stimmenmodulator nicht besser klingt. Zur deutschen Synchronisation kann ich nichts sagen, aber wenn die englische schon nicht das Gelbe vom Ei ist, dann will ich sie auch nicht hören.

Manuel: Die Story finde ich bisher eher unspektakulär. Sie hat mich weder in den Bann gezogen, noch irgendwie interessiert. Für die Vollversion erhoffe ich mir, dass mich die Geschichte mehr in ihren Bann zieht und motiviert, diese dann auch bis zum Schluss zu verfolgen. In der Beta war dies für mich einfach nur eine Erledigung mehrerer Missionen, ohne dabei in die Geschichte einzutauchen.

Wie schlägt sich das Gameplay im Vergleich zu anderen Ego-Shootern?

Sebastian: Ich hab das Gefühl gehabt, ich würde eine Mischung aus „Borderlands” und „Halo” spielen. Viel herumgespringe und schnelle Gefechte erinnern stark an den zuletzt genannten Titel. Die Aufmachung und das Spielgefühl hingegen, ist ganz klar mit 2K Games beliebter Reihe zu vergleichen. Stets war „Destiny” für mich ein Ego-Shooter wie man ihn schon in hundertfacher Ausgabe gesehen hat. Man kämpft sich nach vorne, schießt die Gegner ab – böse Zungen würden behaupten, es wäre ein Tontaubenschießen – und am Ende kommt meist eine große Welle an Feinden, die es zu töten gilt.

Dominik: Deutlich anspruchsvoller als bei „Borderlands” und nicht so abgedreht wie „Warframe”. Ich war ehrlich gesagt auf einen simplen Cover-Shooter eingestellt: „Draufhalten, bis hinter dem Kistchen da hinten links nix mehr zuckt”. Hier bin ich wirklich sehr positiv überrascht, denn die KI ist erstaunlich agierend und macht nur selten einen Fehler. Wenn beispielsweise ein Warlock sein Schutzschild verliert, bewegt dieser sich vorzugsweise nur noch in der Deckung bis sein Schild wieder geladen ist. Ein Elite-Captain hingegen ist sich seiner Macht sehr bewusst und stampft auch gerne demonstrierend direkt auf einen zu. Durch das flankieren kann ein gutes Team allerdings auch den Gegner zu dessen Unwohl überraschen und dementsprechend schnell zerlegen. Daher sehr spaßig und auch mal fordernd.

Daniel: Dank toll agierender Gegner hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Wenn die Aliens in Deckung gehen, muss man die Situation gut im Auge behalten. Auch die eigenen Fertigkeiten bringen eine angenehme Abwechslung ins Spiel, statt immer nur mit der Waffe draufzuhalten.

Ist der RPG-Anteil als vollwertig anzusehen oder simples Beiwerk?

Manuel: Die RPG-Elemente sind zwar nett und passen auch sehr gut in das Setting, allerdings würde ich mir auch hier etwas mehr Präsenz wünschen. Von daher würde ich es eher als simples Beiwerk bezeichnen, was ich sehr schade finde.

Tiago: Simples Beiwerk ist es nicht ganz, aber es kommt nah dran. Skills sind reichlich rudimentär und auch ein spezielle Fertigkeit bringt nur für einen kurzen Moment Spaß, da die Cooldowns für Granaten und Super ziemlich lang sind. Neue Ausrüstung motiviert zwar, ist allerdings auch nicht so häufig zu finden wie zum Beispiel in „Borderlands“. Allerdings ist es bei „Destiny” noch recht schwer einzuschätzen, wie sich das Spiel im Verlauf entwickelt. Im Moment ist es mehr Ego-Shooter, als Rollenspiel.

Daniel: RPG-light würde ich sagen. Hat aber auch den Vorteil, dass man nicht zu viel Zeit mit Attribute vergleichen aufwenden muss. Meiner Meinung nach genau richtig.

Allein, gegeneinander, kooperativ - sticht eins hervor, wurde eins vernachlässigt?

Dominik: Ist alles gleichermaßen vorhanden. Auf den einzelnen Missionen trifft man öfters andere Spieler, doch diese sind meistens auf einer anderen Mission unterwegs. Manchmal erscheint auch ein örtliches Event, woraufhin dann sämtliche Spieler aus der Nähe angestürmt kommen und alle gemeinsam einen Ansturm an Gegner verteidigen. Eine durchaus willkommene Abwechselung bei den Einzelgänger-Missionen.

Allerdings ist die wirkliche Unterstützung untereinander nicht sonderlich tiefgreifend. Da ballert eben einer mit und gut. Es gibt keine großartigen Symbiosen unter den einzelnen Charakter-Klassen, zumindest nicht innerhalb der Beta erkennbar.

Der PVP-Modus benötigt noch eine gehörige Portion Feinschliff. Als frischer Spieler in ein bereits laufendes Spiel kommend und keine 5 Sekunden später von einem Gefährt über den Haufen geschossen. Der große Witz an der Sache: Das Ding gehört nicht zum Inventar der Karte. Es gehört direkt dem Spieler. Der momentane Unterschied in Ausrüstung und Fähigkeiten ist außerordentlich schlecht ausgeglichen. Wer alles besser hat, gewinnt. Punkt, Aus, Ende.

Sebastian: Da ich meistens den Einzelspieler bevorzuge, hab ich mich schon im Vorfeld sehr vor dem Always-Online-Konzept gefürchtet und bin in der Beta ausschließlich Solo unterwegs gewesen. Wenn man seine Mission startet kann es mal passieren, dass auch andere Spieler mit von der Partie sind, diese sind aber nicht in derselben Gruppe und die gesamten Events sind instanziert, also nur von einem selber, für einen selber auslösbar. Dadurch kann es schon mal passieren, dass man eine Minute warten muss, da gerade wer anders das Event ausgelöst hat und es immer nur einer gleichzeitig machen kann. Zudem skalieren die Level der Gegner mit den Spielern mit, die in der Umgebung sind. Da kann es schon einmal passieren, dass man auf Level 3 gegen Level 7 Feinde kämpft. Aber so schlimm ist der Umstand nicht, da sie immer noch relativ leicht zu bezwingen sind.

Sowieso ist der Titel sehr einfach, außer man befindet sich in einer Darkness-Zone, in der man nicht einfach respawnen kann, sondern am letzten Checkpoint startet. Vor allem hier fällt es stark auf, dass Solo-Spieler im Nachteil sind, da diese Abschnitte meistens Horden von Gegnern beinhalten, bei denen man schnell mal ins Gras beißen kann. Ein wenig mehr Balance wäre da bis zur Veröffentlichung schon sehr angemessen.

Diese Balance ist auch im kompetitiven Modus noch sehr unausgereift. Hier gewinnt klar derjenige, der am meisten gespielt hat. Als Starter kann man ohne Schild nichts ausrichten und stirbt in binnen von Sekunden. Nach einer Runde war für mich der Spaß komplett verflogen, was auch damit zusammenhängt, dass ich kein allzu guter Ego-Shooter-Spieler bin.

Tiago: Hier kann ich schwer was zu sagen, weil ich noch kein PVP gespielt habe. Mit Freunden macht es auf jeden Fall deutlich mehr Spaß als alleine, auch wenn man kaum mit ihnen, neben dem Wiederbeleben, interagieren kann. Heilen oder Tauschen von Ausrüstung ist nicht möglich.

Ist das Spiel technisch auf der Höhe?

Sebastian: Ich hatte die Gelegenheit, das Spiel für die PlayStation 3 anspielen zu können. Grafisch kitzelt es schon eine gute Qualität aus der alten Konsole heraus aber die Texturen sind matschig und zeigen klare Treppenstufen. Vor allem die Bäume sind ein einziger Pixelbrei. Da hingegen muss man die Weitsicht loben, die wirklich gut für die PS3 umgesetzt wurde. Die Sicht nach ganz weit hinten kann schon etwas verschwommen sein, jedoch erkennt man die Strukturen weiterhin. Wenn zu viel auf dem Bildschirm passiert, kann das Spielgeschehen schon einmal arg ins ruckeln kommen. Ansonsten läuft alles weitestgehend flüssig ab.

Der Soundtrack hingegen ist wohl der beste Aspekt von „Destiny”. Wirklich tolle Tracks setzen in den passenden Momenten ein und spornen den Spieler weiter an. Wenn Bungie in dieser Richtung weitermacht, dann sollten sie für den Soundtrack mehrere Awards abräumen. Die Synchronisation hingegen ist eher mittelmäßig, was vor allem an Peter Dinklage und seiner einschläfernden Performance liegt.

Dominik: In der ersten Sequenz war ich von den Texturen auf der Playstation 4 ausgesprochen enttäuscht. Dieser Gedanke ist nun etwas abgeflacht, denn die Variation der Umgebung, die Weitsicht und die Animationen sind auf dem zweiten Blick doch gar nicht so schlecht. Alles ist sehr stilsicher und bewegt sich konstant auf einem guten Niveau. An den Hochglanz eines „Killzone: Shadow Fall” kommt es dabei leider nicht heran.

Manuel: Die Technik ist mein größter Kritikpunkt, zumindest auf der PlayStation 3. Auch wenn die Konsole schon einige Jahre auf dem Buckel hat, hätte ich mir eine bessere Grafik gewünscht. Deshalb denke ich, dass die Atmosphäre, die durchaus nicht zu ignorieren ist, nur auf der PlayStation 4 richtig zur Geltung kommt. Für einen kurzen Zwischenstopp waren die grafischen Möglichkeiten durchaus ausreichend, da auch auf der PS3 eine Weitblick über Landschaften gegeben ist, bei denen man sich auch gerne mal bei dem Wunsch ertappt, diese mit eigenen Füßen erkunden zu dürfen.

Besonders hervorzuheben ist allerdings der Soundtrack. Die Soundkulisse ist stimmig und passt sich den jeweiligen Situationen an. Hier kann ich mir für die Vollversion durchaus vorstellen, dass der Soundtrack einen bemerkenswerten, positiven Einfluss auf das Spielerlebnis von „Destiny” hat. Alles richtig gemacht!

Daniel: Es ist definitiv nicht das Spiel, für das man eine PS4 kaufen muss. Aber vom Stil her stimmig und läuft meist butterweich.

Hast du die Companion-App für Smartphones benutzt, und bringt sie einen Vorteil?

Tiago: Ich kann mir meinen Charakter und den von Freunden ansehen. Auch die Händler, die alle paar Minuten ihr Sortiment wechseln, lassen sich mit der App einsehen. Viel mehr scheint es auf den ersten Blick aber auch nicht zu geben. Sollte mich vielleicht in Zukunft mal mehr damit befassen.

Manuel: Nein, ich habe die App nicht genutzt. Obwohl ich ein Smartphone besitze, empfinde ich solche Apps als Spielerei, die nicht notwendig sind und auch nie eine ernstzunehmende Bedeutung für Spiele jeglicher Art einnehmen sollten. Ich glaube auch kaum, dass sich meine Meinung darüber mit dem Erscheinen der Vollversion ändern wird.

Sebastian: Ohne Smartphone keine Companion-App.

Daniel: Die App bringt einige interessante Infos mit sich. Bringt definitiv einen kleinen Vorteil und werde sie auch weiter nutzen.

Wirst du dir Destiny zulegen?

Manuel: Eine wirklich schwierige Frage. Destiny hat Potenzial und auch der Hype ging nicht spurlos an mir vorbei, sonst hätte ich die Beta schließlich auch nicht gespielt. Aber leider hat mir während dem Spielen ein wirklicher Kaufgrund gefehlt. Die Grafik war nicht wie erwartet, zumindest auf der PlayStation 3 und auch die Elemente, die das Spiel von der Masse abheben sollen, haben mir gefehlt. Allerdings war die Atmosphäre durchaus beeindruckend. Deshalb werde ich das Spiel über die nächsten Monate mit einem kritischen Auge verfolgen und dann eventuell auch zugreifen.

Tiago: Schwierig. Für einen Shooter-Fan, ist es definitiv zu empfehlen. Allerdings bin ich mir nicht so ganz sicher, ob es auch auf lange Zeit motivieren kann. 70 Euro erscheinen mir persönlich da im Moment etwas viel. Ausschließen würde ich es aber nicht.

Dominik: Ich werde es mir nicht kaufen. Vom spielerischen her würde es mir Spaß machen und die 70 Euro als Einstiegshürde würde ich wahrscheinlich auch noch überwinden können aber das zukünftige Geschäftsmodell von Activision werde ich keinesfalls unterstützen. Bei den bereits angekündigten DLCs für jeweils 20 Euro hört bei mir jeglicher Spaß auf.

Sebastian: Wenn, dann muss es schon sehr stark reduziert sein. Als nicht großer Fan von Ego-Shootern wird mich das Spiel wahrscheinlich nicht länger fesseln als den Inhalt, die die Beta gezeigt hat. Dazu kommen immer wieder Probleme mit der Verbindung mit dem Internet. Wenn es einen kurzen Abbruch gibt, ist die Mission direkt verloren und man muss wieder von vorne beginnen. Das ist vor allem mit meiner schlechten Leitung ein großes Problem. Hinzu kommt der unausgewogene Schwierigkeitsgrad für Einzelspieler, der unausbalancierte kompetitive Mehrspieler-Modus und die bisher nicht überzeugende Geschichte. Wenn sich nicht mehr allzu viel an diesen Aspekten ändert, dann wird sich einmal der Soundtrack au Youtube angehört und danach gerät der Titel für mich in Vergessenheit.

Daniel: Auf jeden Fall!

Jetzt würde uns eure Meinung zur „Destiny-Beta interessieren? Werdet ihr im September in den Orbit starten?