Das Spielejahr 2018 ist vorbei und in Fortsetzung der Tradition küren auch wir unsere Lieblinge des Jahres. Da im Mehrheitsentscheid individuelle Meinungen ein wenig untergehen und die Redaktion einige Worte zu ihren Perlen verlieren möchte, lassen wir in einer Artikelserie das Jahr mit unseren ganz persönlichen Lieblingstiteln Revue passieren.

Astro Bot Rescue Mission

Ohne es zu merken, war das vergangene Jahr gespickt mit vielen Highlights für PlayStation VR. Das wohl beste Spiel und damit auch mein Spiel des Jahres ist „Astro Bot Rescue Mission“.

Im Kern ist es ein 3D-Jump ‘n‘ Run mit linearen Leveln, sammelbaren Objekten und einem knuffigen Charakter. Aber ab dem Punkt hat es Japan Studio geschafft, das Spiel von den zahlreichen sonstigen Ablegern des Genres gekonnt abzugrenzen. Das fängt bereits an bei der Einbindung des Mediums VR. Man verfolgt den kleinen Roboter Astro aus der Verfolgerperspektive in der Rolle eines größeren Roboters. Dadurch bekommt man als Spieler direkt einen Körper innerhalb der Welt und kann dann auch mit dieser in zahlreichen Arten interagieren sowie sich in dieser bewegen. Die Entwickler nutzen das Medium komplett aus und bieten einfach immer wieder Möglichkeiten, um den Spieler komplett zu überraschen. Selten hat sich ein VR-Spiel so immersiv angefühlt, ohne direkt aus der Ego-Perspektive zu sein. Es ist erstaunlich, was für eine lebendige und vor allem auch wunderschöne Welt die Entwickler geschaffen haben. Das Spiel sieht absolut fantastisch aus und ist die derzeitige Speerspitze für virtuelle Realität im Allgemeinen. Man braucht keine realistische Grafik für eine gute Immersion, es reicht völlig aus, eine glaubwürdige, interaktive Welt zu erschaffen, in die man komplett abtauchen kann.

VR ist zwar das, was „Astro Bot Rescue Mission“ die Immersion gibt, aber auch so kann das Spiel überzeugen und wäre in 2D bereits ein fantastisches Spiel. Das liegt vor allem an dem Einfallsreichtum der Entwickler. Innerhalb der 20 Level und mehreren Bossen findet man kaum eine Idee zwei mal wieder und das Spiel bleibt bis zum Ende frisch. Es werden Ideen, wie Lorenfahrten, genommen, die man kennt, aber dann komplett durch die Möglichkeiten von VR erweitert und vor allem nur ein einziges Mal angewendet. Das Team hat absolut verstanden, was es ausmacht, ein gutes Jump ‘n‘ Run zu entwickeln. Zudem haben sie es geschafft, dass das Spiel sehr verträglich ist und nur bei den wenigsten Motion Sickness auslöst. Selbst wenn man nicht zu lange VR spielen kann, „Astro Bot Rescue Mission“ eignet sich auch in kurzen Runden für zwischendurch und ist eine Videospiel- und Genreperle, die man nicht verpassen darf.

God of War

Auch wenn meine Liste eher von kleinen Spielen dominiert wird, so darf auch ganz großer Brecher nicht fehlen. Den zweiten Platz konnte sich deshalb Kratos mit seiner Neuerfindung sichern. „God of War“ hat es wunderbar geschafft, den gesamten Charakter neu aufzulegen. Man erkennt innerhalb des Spiels immer noch den Kern wieder, aber der immer grimmige, übercoole Krieger ist in diesem Spiel viel weicher gezeichnet. Gerade durch das Hinzufügen seines Sohnes Atreus, der ein sehr guter KI-Kumpel ist, bekommt er eine ganz neue Motivation dazu und kann mehr Emotionen bei sich selbst, aber auch den Spielern auslösen. Dazu kommt eine wunderschöne Welt, die einen selbst auf der Standard-PS4 umhauen kann. Vor allem in Kombination mit der Inszenierung, die ohne Schnitte erfolgt und wirklich fantastisch funktioniert, ist das Spiel technisch einwandfrei. Aber auch spielerisch kann man dem Titel wenig vorwerfen und hat durch viele kleine Missionen nebenbei, einem Kampfsystem mit ordentlich Wucht und seichten RPG-Elementen eine perfekte Grundbasis, bei der man einfach durchgehend Spaß hat. Zudem gibt es eine Gameplay-Mechanik, die man so erst in einem späteren Teil erwartet hätte, aber so richtig gute Abwechslung bietet.

Tetris Effect

Um meiner These am Anfang etwas mehr Kraft zu geben, findet sich natürlich in meiner Top 3 ein weiteres VR-Spiel – wobei man „Tetris Effect“ auch in 2D am Fernseher spielen kann. Tetsuya Mizuguchi, der Kopf hinter „REZ“ und „Child of Eden“, hat hier mit seiner ganz eigenen Art den wohl schönsten Ableger des Puzzle-Klassikers geschaffen. Und auch ich muss zugeben, dass es spielerisch keine Revolution ist, aber das muss es auch nicht sein. Denn viel mehr steht hier die audiovisuelle Erfahrung und die Botschaft des Spiels im Vordergrund. Die Symbiose aus den Effekten im Hintergrund, den Geräuschen und den Tetrominos ergeben ganz besondere Momente, die man so auch in Videospielen generell nur selten hat. Es fühlt sich alles wie aus einem Guss an. Zudem erzeugt das Spiel einen enormen Sog, wodurch man sich nach kurzer Zeit in eine Trance spielt, die einen so schnell nicht mehr los lässt. „Tetris Effect“ schafft es, eben jenen bei einem auszulösen und Tetrominos auch abseits vom Spiel sehen zu lassen. Zudem wird einen der Soundtrack so schnell nicht mehr loslassen und begleitet mich seit November fast täglich.

Honorable Mention: Celeste

Ein absolutes Ausnahmespiel, das wahrscheinlich auch viele im Januar zunächst verpasst haben, ist „Celeste“. Das Jump‘n‘Run ist an der Oberfläche bereits ein absolut genialer Vertreter des Genres mit abwechslungsreichen Leveln, immer wieder neuen Mechaniken, einer wunderschönen Pixel-Optik und einer ordentlichen Portion Herausforderung. Aber was es wirklich besonders macht, sind zwei Dinge: die Geschichte und der Soundtrack. Ich will gar nicht allzu viel vorwegnehmen aber was hier geboten wird ist eine Geschichte, die einen so schnell nicht mehr loslässt. Sie bedrückt einen immer wieder mit absolut deprimierenden Momenten aber schafft es trotz allem noch am Ende ein glückliches Finale zu bieten. „Celeste“ zeigt, wie schwer es ist, einen riesigen Berg zu erklimmen, aber auch wie befreiend es sein kann, wenn man es geschafft hat. Dazu hat man aber eben auch einen genialen Soundtrack, der den Spieler Emotionen spüren lässt, wie Anspannung, Freude oder auch Angst. Er klingt auf den ersten Moment wirklich nur nach typischem Gedudel aber es steckt mehr dahinter und versinnbildlicht die innere Gefühlswelt von Madeleine. „Celeste“ ist einfach ein Ausnahmetitel, den jeder gespielt haben sollte, der auch nur minimal was mit dem Genre anfangen kann.

Honorable Mention: Beat Saber

Gerade noch so in die Top 5 hat es für mich ein Spiel geschafft, das für mich persönlich perfekten Spielspaß ausdrückt. Es handelt sich dabei um „Beat Saber“, das ich ausschließlich auf PSVR gespielt hab. Die Entwickler haben es geschafft, das doch sehr schnelle und aufwendige Tracking perfekt umzusetzen. Es macht einfach unglaublich viel Spaß und kreiert beim Spieler das gleiche Gefühl, das man auch schon bei einem „Guitar Hero“ damals hatte. Man fühlt sich unglaublich cool, wenn man die Blöcke im Takt zerstört. Zudem ist es nicht schlimm, dass man nur mittlerweile 18 Songs zur Verfügung hat, da eigentlich für jeden was dabei ist und die Beatmaps sind absolut gelungen. Zudem wird es stets um neue Songs kostenlos aber auch mit kostenpflichtigen Packs erweitert.  Aber es hat in diesem Jahr noch einen weiteren wichtigen Meilenstein für das Medium VR erreicht. „Beat Saber“ war der erste Titel, der so richtig im Mainstream angekommen ist und zeigt, dass man in VR alte Konzepte ganz neu und auf besondere Weise erleben kann. Das Spiel gehört in jede VR-Sammlung und ist ein wichtiger Titel, der auch in Zukunft noch eine tragende Rolle in der Entwicklung des Mediums spielen wird.