Queere Repräsentation in Videospielen bleibt ein schwieriges Thema. Das ist wahnsinnig schade, weil insbesondere in dieser Industrie der Teil der Entwickler, die sich nicht als cisgender und heterosexuell beschreiben, extrem groß ist. Zumindest trauen sich immer mehr Firmen, das Gemeckere von Kleingeistern, die bei der bloßen Erwähnung von homosexuellen Beziehungen oder einer Transperson wütende YouTube-Videos erstellen, zu ignorieren. Und deshalb gibt es auch immer mehr wunderbare Beispiele für LGBTQIA+-Repräsentation, die aufgrund der Einschränkung von Menschenrechten in vielen Ländern, auch in Europa und den USA, immer wichtiger werden. Auch im zweiten Teil unserer Reihe wollen wir deshalb genau solche Spiele in den Mittelpunkt stellen - und sagen: Happy Pride!

Psychonauts 2

Das über Fig finanzierte Sequel des Klassikers „Psychonauts“ ist 2021 unter Microsoft erschienen und konnte jegliche Erwartung der Fans erfüllen. Einmal mehr schlüpfen Spielende in die Rolle von Raz, der versuchen muss, eine Verschwörung aufzuklären. Dabei trifft er nicht nur beliebte Charaktere aus dem Vorgänger, sondern auch zahlreiche neue Freunde und Feinde, während er lernt, seine psychischen Fähigkeiten effektiver einzusetzen. Die unfassbar einfallsreichen Welten, der perfekte Mix aus Humor und emotionalen Momenten sowie das präzise Gameplay sorgen für ein unvergleichliches Spielerlebnis und eines der besten Spiele der letzten Jahre.

Weil sowohl Xbox als auch Double Fine die LGBTQIA+-Community regelmäßig unterstützen, war es nicht verwunderlich, dass „Psychonauts 2“ entsprechende Repräsentation bietet. Und dennoch sind es Szenen, bei denen die Tränen nicht ausbleiben: Die Handlung dreht sich nämlich um die Psychic Six, einem Superheldenteam à la Avengers, das aufgrund eines tragischen Ereignisses zerschlagen wurde. Nachdem Helmut Fullbear und Bob Zanotto sich kennenlernten, verliebten sie sich und heirateten, durch das erwähnte Ereignisses sollte ihr Glück aber nicht lange anhalten. Raz reist durch die Hirne der beiden und erfährt alles über ihre Vergangenheit, und neben den emotionalen Momenten beeindruckt vor allem die Positivität und die Euphorie der Liebe zwischen des Paares. Eine derart perfekt geschriebene homosexuelle Beziehung, die so tief in die Geschichte verwurzelt ist und der so viel Platz gegeben wird, verdient höchstes Lob.

„Psychonauts 2“ ist für PlayStation 4, Xbox Series, Xbox One und PC erhältlich.

Dream Daddy: A Dad Dating Simulator

Der Sommer 2017 wurde von „Dream Daddy: A Dad Dating Sim“ dominiert. Spielende erstellen sich in dem Visual Novel, das einige Minispiele beinhaltet, einen Vater, entscheiden, ob der verstorbene Partner ein weiterer Vater oder eine Mutter war, und ziehen mit Tochter Amanda in ein neues Haus, um einen Neustart zu wagen. Die Vaterrolle, und sich um Amanda zu kümmern und ihr bei diversen Problemen zu helfen, ist aber nur ein Teil des Visual Novels. In der ersten Stunde lernt der Protagonist nämlich zahlreiche weitere Väter kennen, die allesamt im gleichen cul-de-sac wohnen, und zu potentiellen Date-Kandidaten werden, manchmal sogar erst nach dem ersten Mal. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte zu erzählen, und wer seine Karten richtig spielt, findet die wahre Liebe.

Manchmal ist es nicht unbedingt notwendig, zu erklären, wie genau ein Spiel zur Repräsentation beiträgt. „Dream Daddy“ ist ein Fest voller Humor und überraschender Emotionalität, bei der in jeder einzelnen Sekunde homosexuelle sowie bisexuelle Charaktere im Fokus stehen. Diese Sonderheit wird aber schnell zur Normalität, so wie es sein sollte: Anfeindungen gibt es keine, und die Väter bringen so ziemlich jeden Dad-Witz, der jemals erdacht wurde. Gleichzeitig sind die stereotypischen Väter vielschichtig und entfalten sich in den tieferen Gesprächen wunderbar. Queere Liebe wird in der heutigen Zeit leider noch immer nicht von allen akzeptiert, auch weil homophobe Personen irrsinnigerweise behaupten, jegliche Abweichung von Heterosexualität sei eine Wahl. Deshalb sind solche Utopien zum Wohlfühlen durchaus willkommen, um sich vor Augen zu führen, wie schön die Welt sein könnte. Auch ein Trans-Charakter wird zum Mittelpunkt eines Handlungsstrangs und bietet einige der interessantesten Momente, was beweist, wie sehr Vielfältigkeit zur Qualität eines Titels beitragen kann.

„Dream Daddy: A Dad Dating Simulator“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, PC, iOS und Android erhältlich.

Steven Universe: The Light Series

Die beliebte Animationsserie „Steven Universe“ darf sich glücklich schätzen, denn während viele Spiele zu Serien eher im Mittelfeld hängen bleiben, glänzte die Reihe mit gleich drei Titeln, wobei vor allem „Steven Universe: Save the Light“ und „Steven Universe: Unleash the Light“ durch ihre Konsolenversionen begeistern. Bei allen Teilen handelt es sich um Rollenspiele, in denen zahlreiche Orte erkundet und kleine Rätsel gelöst werden können, während die Kämpfe auf Positionierungen und richtiges Timing im Stil von „Paper Mario“ setzen. Allzu komplex wird das nie, durch zahlreiche spielbare Charaktere und Nebenaufgaben wird aber genügend Vielfalt geboten, um jedem Fan der Serie ein Dauergrinsen ins Gesicht zu zaubern.

Keine Artikelreihe zu LGBTQIA+-Medien ist vollständig ohne „Steven Universe“. Die Serienvorlage bietet alles, was man sich wünschen kann, und lehrt zugleich Kindern, dass die eigene Identität nichts ist, was man verbergen muss, und niemand aufgrund dieser diskriminiert werden sollte. Und genau diesen Ton tragen die Spiele ebenso: Zwar gibt es keine expliziten queeren Handlungsstränge, dafür aber zahlreiche Beziehungen jeglicher Art, non-binäre Charaktere, die mit richtigen Pronomen angesprochen werden, und sogar Intersex-Personen können sich endlich in einem Spiel repräsentiert sehen. Dass die Handlung aller Spiele von Rebecca Sugar, selbst non-binär, geschrieben wurde, garantiert zudem, dass es zu keinen Problemen innerhalb der Geschichten kommt. Wer Steven, Garnet, Pearl, Amethyst, Connie und die weiteren Charaktere aber noch nicht kennt, sollte zuerst die Serie schauen, die nicht ohne Grund für viele zu den besten Animationsperlen aller Zeiten gehört.

„Steven Universe: Attack the Light“ ist für iOS und Apple TV erhältlich, während die Android-Version nicht mit allen Smartphones kompatibel ist. „Steven Universe: Save the Light“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One und PC erhältlich. „Steven Universe: Unleash the Light“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One, PC und iOS erhältlich. Obwohl alle Spiele miteinander verbunden sind, eignet sich jedes von ihnen als Startpunkt.

Dead by Daylight

„Hä? Sicher, dass das Spiel hier hingehört?" - Das dürften sich einige sicherlich fragen, denn bei „Dead by Daylight“ handelt es sich um ein 4 gegen 1 Online-Spiel, bei dem ein Killer gegen vier Überlebende antreten und diese einer Entität opfern muss, bevor sie entkommen. Während Killer die einzigartigen Fähigkeiten nutzen, um die Gruppe aufzuspüren und jeden von ihnen bis zu drei Mal an einen Haken zu hängen, muss die Gegenseite Generatoren reparieren und die Umgebung nutzen, um sich zu verstecken oder zu fliehen, damit das Tor zur Freiheit geöffnet werden kann. Das alles setzt auf cleveres Vorgehen, und da es mittlerweile 28 Killer gibt, darunter Pinhead aus „Hellraiser“, Sadako aus „Ringu“ und zahlreiche weitere, sowie zahlreiche Perks für die Überlebenden, ist Langzeitmotivation mehr als garantiert.

Wieso befindet sich das Spiel also nun in dieser Liste? Das hat zwei Gründe: Zum einen, dass im aktuellen Tome 11 - dabei handelt es sich um Geschichten, die das Leben der Charaktere beleuchten - enthüllt wird, dass David King schwul ist. All das wird in einer Geschichte erzählt, die sich mit den Schwierigkeiten des Outings und der Selbsterfüllung beschäftigt, um sein eigenes Glück zu finden. Der Großteil der Spielenden nahm die Enthüllung positiv auf, eine kleine Gruppe homophober Fans warf aber mit zahlreichen Beleidigungen und unlogischer Kritik um sich her, was leider beweist, dass selbst das Outing eines fiktiven Charakters nicht in einem sicheren Raum stattfinden kann - was ironischerweise zur Biographie David Kings passt.

Der viel größere Grund ist aber die Community, die das Entwicklerstudio Behaviour Interactive aufgebaut hat. Kein anderes Videospiel ist unter LGBTQIA+-Streamenden derart beliebt wie „Dead by Daylight“. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch Horror-Spiele punkten häufig bei queeren Fans. Das unterstützt das Entwicklerteam, und hilft nicht nur entsprechenden Streamern mit Sonderprogrammen, regelmäßigen Spenden und der entsprechenden Sichtbarkeit, sondern brachte auch die Pride-Flagge sowie die Progress-Pride-Flagge in das Spiel. Auch Drag Queens haben den Titel für sich entdeckt, und Streamende wie DEERE, Dragtrashly, Elix und viele weitere gründeten sogar die Stream Queens, die zwar nicht exklusiv „Dead by Daylight“ spielen, allerdings zu den unterstützten Gruppen von Behaviour gehören. Dass sogar Industrie-Giganten wie Trixie Mattel, Detox, Ongina, Bob the Drag Queen, Peppermint, Kim Chi, Bosco und viele weitere sich regelmäßig in das Spiel stürzen, beweist, dass queere Gaming-Kultur nicht mehr von „Dead by Daylight“ zu trennen ist. Das Entwicklerstudio hat zudem versprochen, in Zukunft deutlich stärker darauf zu achten, dass die Spielenden auch entsprechend repräsentiert werden, weshalb die Zukunft des Spieles nicht spannender sein könnte. 

„Dead by Daylight“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series, Xbox One, PC und Stadia erhältlich. Eine gesonderte Version, die ebenfalls regelmäßige Updates erhält, ist für Android und iOS verfügbar.