Schnelle Schusswechsel, rasante Action und coole Sprüche. Das sind die Merkmale der „Serious Sam“-Reihe, die das Entwicklerstudio Corteam auf die Bildfläche gerufen hat. Nach dem durchwachsenen „Serious Sam 3“, waren viele gespannt, was als nächstes kommen würde. Gerade deshalb wirkte es interessant, als sie ein komplett neues Projekt namens „The Talos Principle“, ankündigten. Knapp zehn Monate nach der Veröffentlichung erscheint das Spiel nun auch für die PlayStation 4. Schaffen es die Macher, ein interessantes Rätsel-Abenteuer zu veröffentlichen, oder hätten sie lieber im Shooter-Genre bleiben sollen? Wir haben es für euch herausgefunden.

Gott, die Tempel und der Sinn des Lebens

Schon recht früh erfährt der Spieler, dass er einen Roboter steuert, ohne aber genaueres über diesen zu wissen. Scheinbar alleine in surrealen Umgebungen, wird er von einer Stimme begleitet, die sich als Gott über diese Welt vorstellt. Dabei werden immer wieder neue Fragen aufgeworfen, und der Spieler wird sich Fragen stellen, auf die es scheinbar keine Antworten gibt.

Die Geschichte von „The Talos Principle“ ist genauso verworren, wie sie sich anhört. Das liegt daran, dass es kaum einen ersichtlichen, roten Faden gibt und die Kommentare aus dem Himmel immer ein wenig merkwürdig klingen, was jedoch zur grandiosen Stimmung beiträgt. Wer mehr über die Welt und ihre Hintergründe herausfinden will, sollte sich die Terminals anschauen, die Unmengen an Texten aufweisen und so zahlreich sind, dass man sich wohl kaum an jeden Text erinnern wird. Zwar sind diese durchweg interessant geschrieben, und bieten auch einige ungewöhnliche Interaktionsmöglichkeiten, leider sind sie so uninteressant präsentiert, dass man schnell das Interesse verliert. Weißer Text auf schwarzem Hintergrund, so wie bei den alten DoS-Systemen, ist anstrengend zu betrachten.

Eine waffenlose Reise

Der namenlose Roboter startet seine Reise ohne nennenswerte Fähigkeiten. Er kann sich bewegen, springen und Gegenstände aufheben sowie platzieren, das war es dann aber auch schon. Mehr benötigt er aber auch nicht, denn die zahlreichen Rätsel erfordern meist das geschickte Einsetzen von Objekten, um an einen Puzzle-Stein zu kommen, „Tetris“ lässt grüßen. Diese befinden sich in einzelnen Bereichen, die von den meist frei begehbaren Ebenen abgetrennt sind. Dadurch muss man nicht über die ganze Karte laufen, um Objekt A nach Punkt B zu bringen, sondern hat fast immer einen überschaubaren Bereich, um die mitunter hartnäckigen Herausforderungen zu bewältigen. Der Spieler darf sich dabei auf eine gelungene Ego-Perspektive freuen.

Ganz im Kontrast zu den alten Ruinen, die von der Natur bedeckt sind, stehen die Elemente, die für die Rätsel benötigt werden. Schwebende Drohnen, von Schüssen geschützte Kanonen und Laser-Wände bringen eine sterile sowie moderne Atmosphäre in das Spiel und heben zugleich die Hintergründe von den Objekten ab, die man braucht. Anfangs beschränkt sich das auf das geschickte Positionieren von Unterbrechern, um sich die Wege zum Ziel frei zu machen, aber bereits nach der gelungenen Einführung trifft der Spieler auf kniffelige, teilweise optionale Rätsel, bei denen geschicktes Ausprobieren und Kombinieren gefragt ist. Das kann teilweise lange dauern, umso schöner ist allerdings das Gefühl, wenn man eine richtige Kopfnuss bewältigt hat. Auf jeden Fall sollte sich jeder bewusst sein, dass ein einfaches Durchlaufen auf keinen Fall möglich ist. Gegen Ende steigt der Schwierigkeitsgrad sogar so enorm an, dass man oft über eine Stunde an einer Herausforderung sitzt. Die Hilfsfunktion ist zusätzlich nicht wirklich hilfreich. Sollte der Spieler sich in einer auswegslosen Situation wiederfinden, darf er jedoch zum Anfang des Rätsels zurückspulen.

Die Freiheit, eingesperrt zu sein

Abseits der eigentlichen Rätsel wurden einige Sterne versteckt, die schon früh so gut versteckt sind, dass die Spieler sogar den ersten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht beim ersten Durchlauf des Gebietes finden werden. Wer jedoch wirklich alles schaffen will, wird sie früher oder später suchen müssen, was sich zur Qual entwickeln kann. Anders, als bei den eigentlichen Rätseln, weisen keine Schilder zu deren Aufenthaltsort hin, weshalb die meisten Spieler diese ignorieren werden.

Wer die ersten beiden Abschnitte bewältigt hat, kann zu anderen Tempeln gehen, um komplett andere Gebiete zu besuchen, die erneut genug Vielfalt bieten, sodass die Rätsel nicht zu langweilig oder eintönig werden. Zudem gibt es genug Gegenstände, die so vielfältig eingesetzt werden müssen, sodass sich jede Herausforderung neu und frisch anfühlt. Nebenbei gibt es über 120 Rätsel, mehrere Welten und unzählige Texte, die die Spielzeit auf über 30 Stunden treiben können, ohne die Sterne zu suchen. Wer bereits die Art der Rätsel in „Portal“ mochte, wird auch hier eine ganze Menge Spaß haben.

Wovon träumen Androiden?

In diesem Jahr ist die erste Erweiterung, „Road to Gehenna”, erschienen, die nun direkt beim Kauf des Hauptspiels auf der PlayStation 4 mit dabei ist. Dabei handelt es sich aber nicht um ein paar neue Rätsel, die den Spieler bei Laune halten sollen, sondern um ein komplett neues Abenteuer, das sich direkt vom Hauptmenü aus auswählen lässt. Wer allerdings meint, sofort hiermit starten zu können, sollte sich das genau überlegen, denn der Schwierigkeitsgrad beginnt dort, wo das Hauptspiel aufhört. Das bedeutet auch, dass die Herausforderung unglaublich schwer ist und die Rätsel zu den härtesten gehören, die man auf der PlayStation 4 finden wird. Alle Erkenntnisse aus der eigentlichen Geschichte werden vorausgesetzt und dem Spieler wird nahezu nichts erklärt.

Dennoch überzeugt die Erweiterung, denn sie kommt erneut mit einer überaus interessanten Geschichte. Diesmal müssen allerdings Androiden gerettet werden, wieso sie eingesperrt sind und warum der Spieler diese retten muss, soll hier allerdings noch nicht verraten werden. Zwar dürfte der unglaublich hohe Schwierigkeitsgrad viele Spieler abschrecken, da der Zusatzinhalt allerdings direkt im Paket dabei ist, dürfen alle Käufer gerne einmal ausprobieren, wie sehr sie an der Herausforderung verzweifeln. Zudem erhöht sich die Spielzeit damit um mehr als zehn Stunden.

Technik

Zwar verdient das Spiel eine ganze Menge Lob, dafür ist die Technik nicht gerade ein Paradebeispiel für eine Portierung auf die PlayStation 4. Eine ganze Menge Kantenflimmern, einige unscharfe Texturen oder seltene, aber vorhandene Ruckler stören den tollen Gesamteindruck der steril wirkenden Welt. Das schadet der Atmosphäre zwar nicht allzu sehr, dennoch ist es ein unschönes Makel. Besser gelungen sind da schon die gewollten Bildstörungen, die erneut zum Rätseln um die Welt einladen.

Die Musik besteht aus ruhigen Klängen, die das Geschehen perfekt untermalen. Die Geräusche machen zwar nicht allzu viel her, dafür ist die mysteriöse Stimme überaus gelungen – sogar in der deutschen Vertonung.