Das Entwicklerteam von Studio Tolima hat sich mit dem ersten Indie-Spiel „Koira“ die Aufgabe gesetzt, ein immersives, herzerwärmendes 2D-Abenteuer ohne Worte zu kreieren. Das Studio setzt dabei größtenteils auf visuelle und akustische Komponenten und möchte so einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ob das gelingt, zeigt die folgende Review.

Eine Geschichte über Freundschaft

In einem dunklen, bedrohlichen Wald erklingt ein fernes, melodisches Bellen. Ohne weitere Informationen wird man direkt in das Geschehen geworfen. Der einzige Anhaltspunkt ist der entfernte Hilferuf einer Kreatur. Geräusche und Hintergrundmelodien stützen die Atmosphäre und erzeugen ein Gefühl des Unwohlseins. Mystische, geheimnisvolle Steinstatuen säumen den Weg, und das Gefühl, beobachtet zu werden, tritt in den Vordergrund. Das Bellen wird lauter – schließlich wird ein Hund entdeckt, der in eine Falle geraten ist. Vorsichtig wird der Vierbeiner befreit. Mit Hilfe melodischer Klänge gelingt es nach einigen Versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen. Das gemeinsame Abenteuer beginnt. Ziellos führt der Weg durch den Wald, bis in der Ferne ein Haus am See sichtbar wird – ein möglicher Rückzugsort für beide. Welche Kräfte im Protagonisten schlummern und welche Gefahren unterwegs lauern, bleibt vorerst ungewiss.

Ein treuer Begleiter und die Bewohner des Waldes

Ein Großteil des Spiels verbringt man mit dem treuen Begleiter – dem Herzstück von „Koira“. Studio Tolima gelingt es, die Illusion eines verspielten Welpen glaubhaft umzusetzen und über das gesamte Spiel hinweg aufrechtzuerhalten. In verschiedenen Minispielen wird eine Bindung aufgebaut. Der Hund schnappt sich etwa einen Stock, bringt ihn zurück und wartet auf den nächsten Wurf. Kommt das Duo an einer Gruppe von Büschen vorbei, möchte er Verstecken spielen – und vieles mehr, was das Bild eines jungen, lebhaften Hundes unterstreicht. Abseits der Minispiele hilft der Vierbeiner beim Lösen von Rätseln, stolpert beim Rennen, wühlt im Laub und tobt herum – alles, was ein Welpe eben so tut.

Abgesehen vom ständigen Begleiter trifft man weitere Waldbewohner – Vögel, Eichhörnchen – die jedoch keinen Einfluss auf die Geschichte haben. Neben der Problematik rund um eine Wildschweinfamilie und Pilzmonster, die es zu lösen gilt, gibt es keine weiteren Interaktionen mit tierischen Kreaturen. Hier bleibt spürbares Potenzial ungenutzt. Die Spielwelt wirkt dadurch weniger lebendig, und insgesamt bleibt das Erlebnis auf etwa vier Stunden Spielzeit begrenzt.

Gefahren, geheimnisvolle Kräfte und bleibende Eindrücke

Schnell wird deutlich, dass man nicht allein im Wald unterwegs ist. Zu Beginn entsteht eine emotionale Bindung zum Hund, die gut funktioniert und spätere Ereignisse umso eindringlicher macht. Im weiteren Verlauf sorgen Verfolgungsjagden und Schleichpassagen für Abwechslung und unterbrechen das bisher ruhige Spieltempo aus freiem Erkunden und Rätsellösen. Gleichzeitig wird klar, dass mehr im Protagonisten steckt, als es zunächst den Anschein hat. „Koira“ baut so einen funktionierenden Spannungsbogen auf, auch wenn am Ende einige Fragen unbeantwortet bleiben.

Visuell überzeugt das Spiel mit einem einfachen, handgezeichneten Stil. Die vielen kleinen Animationen lassen die Welt lebendig wirken. Akustisch bleibt „Koira“ zurückhaltend: Die Musik unterstützt zwar die Atmosphäre und dient stellenweise als Kommunikationsmittel, sticht jedoch nicht besonders hervor. Insgesamt wirkt der Sound eher funktional als erinnerungswürdig. Auf dem PC - worauf wir vorrangig getestet haben - läuft alles flüssig und ohne Probleme. „Koira“ richtet sich vor allem an Liebhaber ruhiger Indie-Erfahrungen, die ein reduziertes, emotionales Abenteuer suchen.