Google Stadia wird 2023 eingestellt
Nein, diese Ankündigung hat nichts mit Nintendo oder Sony zu tun, dennoch schauen wir wie schon 2019 über den Tellerrand hinaus: Google wird den Spielestreaming-Dienst Stadia schließen. In einem Blogpost bestätigte Phil Harrison, dass die Technologie schlichtweg nicht genügend Nutzer anziehen konnte, weshalb man sich für diesen drastischen Schritt entscheiden musste. Bis zum 18. Januar lassen sich erworbene Titel noch spielen, danach werden die Server für immer abgeschaltet.
Zumindest eine gute Nachricht gibt es, denn Google wird alle Käufe von Spielen, DLC und Stadia-Hardware erstatten, egal wann diese getätigt wurden. Ausgenommen ist lediglich die Stadia Pro-Mitgliedschaft. Der Großteil der Erstattungen soll bis Mitte Januar abgeschlossen werden. Speicherstände werden leider ebenfalls gelöscht, zumindest bei den Titeln, die keine Cross-Saves für andere Plattformen unterstützen.
Dennoch soll Stadia nicht komplett in Vergessenheit geraten. Da die Technologie zu den besten der Industrie gehört und sogar eine 4K-Auflösung bot, wolle man diese Industrie-Partnern zur Verfügung stellen und mit diesen zusammenarbeiten. Unklar ist derweil, was mit den Exklusivtiteln geschieht. Hello Engineer, PixelJunk Raiders, Outcasters, Pac-Man Mega Tunnel Battle sowie Gylt sind bisher nicht für andere Plattformen erschienen.
Bereits 2021 sah es düster für den Service aus, da Stadia alle internen Entwicklerstudios schloss. Auch teure Kooperationen sollen schon ein Jahr nach dem Start beendet worden sein, so munkelt die Gerüchteküche, dass Kojima einst an einem Stadia-Spiel gearbeitet haben soll. Zudem soll es eine Reihe Fehlinvestitionen gegeben haben, denn für Portierungen von Red Dead Redemption 2 und Assassin's Creed Odyssey soll Google weit über 10 Millionen Dollar gezahlt haben - vermutlich mehr, als durch den Verkauf der Titel eingenommen wurde. Auch unter Spieleentwickelnden geriet Google in Verruf, denn zahlreiche Projekte sollen kurz vor der Fertigstellung eingestellt worden sein. Jade Raymond, die für Exklusivinhalte verantwortlich war, verließt das Unternehmen 2021, als Google sich gegen die Weiterentwicklung interner Spiele entschied.
Das sagen unsere Leser:
Hier hatte die XBox aus meiner Sicht zwei Vorteile: Erstens hat man ein attraktiveres Angebot von Inklusivtiteln gehabt, insbesondere bei den Indies, nicht zuletzt durch Exklusivtitel und besserer Werbung. Der daraus resultierende größere Kundenkreis macht dann Ports für Publisher attraktiv. Zweitens war das Lizenzmodell von Spielekäufen für Kunden interessanter, weil die Kunden den Eindruck hatten, sie dürften ein XBox-Spiel für immer spielen, solange sie die Hardware haben. Verlustangst, die mit einer reinen Streaming-Platform einher geht, ist ein wesentlicher Faktor. (Die Ironie dabei ist, dass ein XBox-Spiel auf Disk bis vor wenigen Wochen ebenfalls Sondermüll gewesen wäre, hätte MS seine DRM-Server abgeschaltet. Aber Microsoft hat das gekonnt verschwiegen.)
Was XBox fundamental unterscheidet: Es ist faktisch ein normaler PC. Versionen für PlayStation und XBox lassen sich daher fast ohne Aufwand umsetzen. Das ist kein Marketingproblem oder kein mieser Trick der XBox, sondern einfach eine falsche Designentscheidung bei Stadia gewesen.
Warum es letztendlich gescheitert ist, ist auf mehreren Ebenen zu reflektieren:
1. siehe meinen vorherigen Post.
2. Konkurrenz: Microsoft hat einfach viele etablierte Top-Titel im Portfolio, da hält Google nicht mit. Ebenso GFN, die auf u.a. die Steam-Bibliothek zurückgreifen. Es fehlte einfach an der puren Masse AAA-Titel. Erschwert wurde das dadurch, dass Spiele für Stadia angepasst werden mussten, während im Gamepass XBOX-Code (und -Hardware) läuft und GFN im Prinzip nur aus einfachen Gaming-PCs besteht. Da stellt sich für Entwickler einfach die Frage, ob sich die Arbeit für eine vergleichsweise kleine Userbase lohnt.
3. Die Nutzer. Ohne jemandem zu nahe zu treten, haben wir in exakt diesem Thread das Kernproblem auf Nutzerseiten bereits thematisiert: Die Spieler regen sich auf, dass sie neue Titel kaufen müssten, obwohl sie diese bereits z.B. auf Steam erworben haben.
Leider hat Stadia es nicht geschafft, als eigenständige Plattform in den Köpfen der Spieler anzukommen.
Ich meine, keiner regt sich auf, dass sie auf dem PC und auf der PlayStation jeweils separat Games erwerben müssen, jedoch bei Stadia schon.
Ist das nun ein Problem, das von Nutzern ausgeht? Eigentlich nicht, denn Google hat das nicht deutlich genug gemacht.
interessant das man sich nicht einen Partner sucht :/
Stadia erlaubt zwischen 720p und 4K samt HDR einfach alles. Darüberhinaus ist die Latenz niedriger, das Streaming flüssiger (vgl. z.B. Ruckler beim Streamen von Sea of Thies etc.) und die Bitrate höher.
Auch beim Audio bietet Stadia 5.1.
Der Dienst Stadia selbst ist seiner Zeit und seinen Mitbewerbern insbesondere hinsichtlich der genialen Streaming-Technologie voraus.
Leider - so ist meine Meinung - hat man verpasst, das Produkt richtig zu platzieren. Werbung wurde im Prinzip nie richtig betrieben und das zu einer Zeit, in der neue Hardware quasi Mangelware ist/war.
Ein wirklich großer Fehler ist aber - Achtung: auch hier wieder meine Meinung - gewesen, dass Google nicht in neue Hardware investiert hat und man so im Prinzip irgendwo zwischen der veralteten PS4 Pro und den neuen Konsolen gelandet ist. Da sind 30fps halt wirklich oft zu wenig.
Nichtsdestotrotz bin ich dankbar für die Erfahrungen, den Austausch, die tollen Menschen, die ich dort kennenlernen durfte, und natürlich auch Google selbst für die gute Abwicklung des Dienstes.
Immerhin erhält man das Geld für Hardware- und Softwarekäufe zurück (mit Ausnahme der möglichen Abo-Gebühren). Das ist nicht selbstverständlich.
Ist aber eben dasselbe Problem wie bei NVidia oder PS Now: Du bekommst ein paar alte Spiele im Streaming, die du auch woanders spielen kannst, aber keine Exklusivtitel. Für echte Gamer ist das daher keine Alternative zur Konsole / zum PC, und für Gelegenheitsspieler ist vermutlich bereits das Abo im Monat teurer als die 1-2 alten Spiele im Steam-Sale.
Geforce Now ist meiner Meinung nach auch nicht besser. Da musst du erst die Spiele auf Steam kaufen und dann zusätzlich noch die Abogebühr bezahlen. Besonders bitter für Menschen, die die Spiele bereits bei Epic oder GOG erworben haben, denn die zahlen gleich dreimal. Geforce Now ist nur deutlich weniger ambitioniert als Stadia, weil NVidia hierfür Standard-Gaming-Hardware nutzt und sich die zweistelligen Millionenbeträge für einen Port einspart. Diese geringeren Betriebskosten machen es dann vielleicht wirtschaftlich, aber folglich auch zu einem Produkt, das letztlich schlechter ist als der eigene Gaming-PC.
Ein paar Beispiele, bei denen klar war, dass das nichts werden konnte:
Eine automatische Suche fürs Internet, die auf einem von einem Crawler basiert. Brauchbare Verzeichnisdienste müssen von Menschen gepflegt werden - das weiß doch jeder.
Eine E-Mail-Anwendung, die faktisch nur im Webbrowser nutzbar ist und etablierte Standards wie Ordner einfach über den Haufen wirft und durch Tags ersetzt.
Eine Office-Suite im Browser. Das kann Ms Office niemals das Wasser reichen oder auch nur einen Bruchteil von dessen Funktionen abbilden
Sind nur heute eigentlich nichts mehr aus dem Netz wegzudenken.
Insofern, auch als jemand der Spiele lieber kauft und besitzt, finde ich es schade, dass Stadia nicht funktioniert hat. Es hätte den Markt sicherlich verändert, so dass auch ein Dinosaurier wie Nintendo hätte reagieren müssen. Übrigens Nintendo: Da hat auch jeder gewusst, dass das nichts wird. Ne neue Videospielkonsole, als der Markt gerade komplett in sich zusammengebrochen ist? Dümmer geht es doch nur, indem man eine CD-basierte Konsole auf den Markt bringt, die den Giganten Sega und Nintendo Konkurrenz machen soll.
Zeit wird's. Dann kauft Google wenigstens nicht mehr coole Developer auf, um sie ein paar Monate zu schließen.