Die „Need for Speed“-Reihe hat sich im Laufe der Jahre mehr als nur einmal gewandelt. Einfache Straßenrennen, Verfolgungsjagden mit der Polizei, Untergrund-Tuning-Szenen oder sogar offizielle GT-Meisterschaften: Trotz schwankender Qualität sollte jeder Rennspielfan irgendwann einmal sein Lieblingssetting bekommen haben. Beim aktuellen Ableger steht nun wieder der Konflikt mit dem Gesetz im Vordergrund. Da stellt sich natürlich die Frage: Vollgas oder Handbremse? Porsche oder Trabbi? Turbo oder Motorschaden? Wo wird sich „Rivals“ einordnen?

Adrenalin vs. das Gesetz

Was will jemand, der illegale Rennen auf der Straße fährt? Adrenalin. Anerkennung. Ruhm. Freiheit. Fahren, wann man will, wohin man will, wie schnell man will. Dies ist der Mittelpunkt der Geschichte - wenn da nicht die andere Seite wäre. Als Gesetzeshüter ist es das Ziel, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Raser, die andere Verkehrsteilnehmer gefährden und Eigentum zerstören, müssen aufgehalten werden.

Hier wird schon offensichtlich: Die Story ist dünn, wird aber cool präsentiert – also für ein Rennspiel voll in Ordnung. Für welche Seite man sich hinters Steuer setzt, kann jederzeit im Versteck beziehungsweise auf der Wache entschieden werden.

Jäger & Gejagter

Nach kurzen Tutorials auf beiden Seiten darf man auch schon frei in der Welt von Redview County umherrasen. Ein konkretes Ziel kann man sich mit einer von drei Speed Lists dennoch mit auf den Weg nehmen. Diese enthalten diverse Aufgaben, wie das Erreichen bestimmter Ränge in Rennen, die Zerstörung anderer Autos oder das Fahren im Gegenverkehr. Erledigt man eine der Listen, werden neue Autos freigeschaltet. Auf Seiten der Raser wollen diese erworben werden, bei der Polizei ist es gratis. Auf beiden Seiten sind diese bitter nötig, wenn man Erfolg haben will. Als Raser gibt es einfache Zeit- und Kopf-an-Kopf-Rennen genauso wie die Flucht vor der Polizei. Bei den Gesetzeshütern muss man möglichst schnell und ohne Schaden einen „Tatort“, also einfach das Ziel, erreichen oder Raser zur Strecke bringen. Was sich an dieser Stelle nach Standard anhört, hat einen entscheidenden Haken: andere Raser und andere Polizisten.

Gemeinsam & Gegeneinander

„An der Spitze des Fahrerfelds. Noch 1.000m bis zum Ziel. Hinter der Kurve muss es sein… doch wieso ist dort Blaulicht?“ – Momente wie diese sind es, die beim Spieler für Adrenalinschübe sorgen. Alle Rennen sind nahtlos in die Spielwelt integriert. Man hat zwar einen Start und ein Ziel, aber das Drumherum läuft weiter. Während einem Rennen kann man also von einem Cop verfolgt werden und ebenso andersrum kann man während einer Flucht einen anderen Fahrer zu einem Rennen herausfordern, ein Knopfdruck genügt. Als Polizist kann man so jederzeit anderen Spielern die Rennen versauen, als Raser lebt man ständig mit genau dieser Herausforderung. Natürlich macht dies mit anderen Spielern deutlich mehr Spaß, optional kann man aber auch alleine mit CPU-Fahrern das Spiel bestreiten.

Risiko & Belohnung

Neben beendeten Rennen und der erfolgreichen Flucht vor den Cops gibt es als Raser noch einige andere Wege, den sogenannten Speed Points, um zu Geld zu kommen. Radarfallen wollen eure Höchstgeschwindigkeit festhalten und Tempoabschnitte mit möglichst hoher Durchschnittsgeschwindigkeit durchfahren werden. Genau wie Sprungschanzen sind davon in der Spielwelt jede Menge verteilt, die ebenfalls den Kontostand erhöhen. Was anfangs noch langsam vonstatten geht, wird mit dem Multiplikator, der sich ebenfalls durch Rennen und die kleinen Kunststückchen erhöht, deutlich lukrativer. Das Problem an der Sache ist, dass man während einer Tour den angezeigten Betrag noch lange nicht sicher hat. Erst die Rückkehr ins Versteck sichert das Geld, setzt jedoch auch den Multiplikator wieder zurück. Je länger man also draußen bleibt, desto mehr Kohle bekommt man, jedoch wird es ebenso risikoreicher. Der Zähler ist nämlich auch gleichbedeutend mit dem Fahndungslevel. Wenn nicht mehr nur eine Streife, sondern gleich vier plus Helikopter am Heck hängen und mit EMP und Schockwellen um sich werfen, wird die Fahrt zum Versteck umso hitziger. Zum Glück kann man als Raser die Kohle in Tuning und Items wie Turbos und ebenfalls halbwegs realistisch gehaltene Bewaffnung stecken. Diese ersetzen aber bei Weitem nicht das nötige fahrerische Können, denn trotz des Arcade-Racer-Daseins liegt eine nicht zu unterschätzende Fahrphysik zugrunde, die den Spieler gut fordert. Eine große Hilfe ist hier auch auf jeden Fall das GPS, was per Steuerkreuz mit wenigen Klicks den schnellsten Weg zum Versteck oder zumindest zur Werkstatt zeigt, die den Wagen per Durchfahrt sofort repariert und die limitierte Nutzung der Items wieder auffüllt.

Ecken & Abgründe

Verlässt das Auto das Versteck oder die Wache, wird man sich an der Optik freuen. Hübsche Automodelle, abwechslungsreiche Szenarien wie Gebirge, Wüste oder Mammutbaumwälder und wirklich tolle Effekte wie Wetter oder Tag- und Nachtwechsel. Startet man anschließend den Motor und fährt los, klappt die Kinnlade im negativen Sinn nach unten. Wirklich flüssig läuft das Spiel nur selten und die Texturen können kaum mit der Fahrgeschwindigkeit mithalten, sondern wechseln urplötzlich in Autonähe von matschig auf scharf. Gleiches gilt für diverse Objekte. Zivilverkehr taucht plötzlich auf und sogar ganze Häuser machen die vermeintliche Abkürzung in Sekundenbruchteilen zur Sackgasse. Noch schlimmer wird es, wenn man die Spielwelt verlässt. Das Spiel braucht oft mehrere Versuche, bis man wieder auf der Straße landet. Teilweise wird man wieder neben der Spielwelt aufgesetzt, teilweise darunter.

Noch schlimmer wird es im Onlinemodus. Kurze Verbindungsprobleme sorgen regelmäßig dafür, dass das Spielgeschehen asynchron wird und nach einigen Momenten alles wieder zurechtgerückt wird. Auch kann es zu kompletten Abbrüchen kommen, nach denen man zwar nach einiger Ladezeit wieder in Redview County landet, dann jedoch im Stillstand mitten auf der Strecke steht. Das Zeitrennen kann man dann neu starten, was zum Glück mit zwei Klicks erledigt ist.

Soundtechnisch wird man mit einigen bekannten und unbekannten Tracks verwöhnt, diese dann immer in treibenden Remixen. Bei den Fahrzeugen wirkt alles etwas dünn, hier hätte man sich definitiv mehr Bumms bei den Motoren der PS-Monster gewünscht.