Die Geschichte um sechs Auserwählte, allen voran die Protagonistin Lightning, welche gegen ihren Willen ihr Heimatland Cocoon zerstören müssen, stellte im Jahre 2010 den Beginn der „Final Fantasy“-Reihe auf der PlayStation 3 und Xbox 360 dar. Die Heldin Lightning konnte mit der Unterstützung ihrer Mitstreiter die Götter besiegen, welche die Menschen seit Jahrhunderten unterjochen. Auch ihre Schwester Serah konnte letztendlich gerettet werden. Doch von Lightning selbst fehlte jegliche Spur. In „Final Fantasy XIII-2“ war sie dazu verdammt, in Walhalla zu verweilen, dennoch machte sich ihre Schwester auf die Suche. Doch auch diese Suche nahm ein tragisches Ende. Seitdem sind 500 Jahre vergangen. Lightning verfiel in einen Kristallschlaf, von dem sie 13 Tage vor Weltuntergang erwacht, um im Auftrag Gottes nicht nur die Seelen der unschuldigen Menschen zu retten, sondern auch ihre eigene. Doch kann „Lightning Returns: Final Fantasy XIII“ die Trilogie gebührend abschließen oder ist der dritte Teil der „Fabula Nova Crystallis: Final Fantasy“-Sammlung ebenfalls dem Untergang geweiht?


Es wird Zeit – Die Erlöserin erwacht

Nachdem Lightning aus ihrem Schlaf erwacht ist, befindet sie sich in der Welt Nova Chrysalia, welche vom zerstörerischen Chaos zerrüttet und heimgesucht wurde. In dieser Welt ist seit 500 Jahren niemand gealtert, allerdings wurde seitdem auch kein Kind mehr geboren. Unsterblich sind die Menschen dennoch nicht: Durch Krankheiten, Unfälle oder kriminelle Handlungen können diese immer noch verletzt werden und sterben. Diese aussterbende Welt besteht nur noch aus vier unterschiedlichen Regionen: Luxerion, eine Metropole, welche von einem Orden regiert wird. Yusnaan, eine Stadt, in der Snow zum Schutzherren erklärt wurde und die Tage bis zum Weltuntergang damit verbringt, den Leuten mit Feuerwerk und bunten Lichtermeeren das Leben zu erleichtern. Die Wildlande sind ein Bruchteil davon, was von der Wildnis des alten Grand Pulse übrig geblieben ist und auch hier wütet das Chaos unwiderruflich und aggressiv. Als vierte Region sind es die klagenden Dünen, welche von Sand und Leblosigkeit nur so zu sprühen scheinen. Vom Gott Bhunivelze als Erlöserin ausgesandt, muss Lightning diese Welt bereisen, um die Seelen der übrig gebliebenen Menschen zu retten und diese in die neue Welt zu überführen. Dabei bekommt sie nicht nur am eigenen Leib zu spüren, welche Schicksale die Menschen in den letzten fünfhundert Jahren ertragen mussten, sondern trifft dabei auch auf alte Bekannte, welche ihr mehr oder weniger unterstützend zur Seite stehen. Doch für ein langes Wiedersehen ist keine Zeit. Denn diese ist in „Lightning Returns: Final Fantasy XIII“ spürbar beschränkt.

Tempus fugit – Die Zeit vergeht

In „Lightning Returns: Final Fantasy XIII“ hat der Spieler die Möglichkeit, die Spielwelt frei zu erkunden und selbst zu entscheiden, welche Region er zuerst betritt. Hier bekommt man schnell einen Vorgeschmack auf die Freiheiten, welche man im Spiel genießen darf. Die Uhr, welche im oberen, rechten Bildschirmrand erbarmungslos weiterläuft, erinnert schnell daran, dass man sich bei den Erkundungstouren nicht allzu viel Zeit lassen sollte. Weiterhin gibt es Missionen, die nur in einem bestimmten Zeitfenster erledigt werden können. Sollte man bis zur vorgegebenen Zeit nicht erfolgreich sein, so wird man damit bestraft, bis zum nächsten Tag zu warten. Gerade bei Hauptmissionen sorgt dies für Frust beim Spieler, da der Weltuntergang nicht auf sich warten lässt. Schnell kann es passieren, dass man diesen schneller entgegensieht, als einem lieb ist.

Jeden Morgen um 6 Uhr wird Lightning in die Arche teleportiert, welche den Dreh- und Angelpunkt des Geschehenen darstellt. Hier befindet sich Hope, welcher Lightning mit Rat und Tat zur Seite steht, aber auch der Baum Yggdrasil. Diesem muss sie täglich die Glorien überbringen, um die Lebenszeit von Nova Chrysalia zu verlängern. Diese Glorien sammelt Lightning in Form von verschiedenen, abwechslungsreichen Nebenmissionen. Waren in den vorherigen „Final Fantasy XIII“-Teilen die Nebenmissionen kaum vorhanden oder für den Abschluss der Hauptgeschichte nicht von Bedeutung, so nehmen sie in Lightning Returns-Final Fantasy XIII eine essentielle Stelle ein. Ohne Abschließen von diesen Nebenmissionen verlängert sich die Zeit bis zum Weltuntergang nicht und die Menschen segnen schneller das Zeitliche, als es Lightning und dem Spieler selbst lieb ist.

Der Schwierigkeitsgrad und die Vielfältigkeit der Nebenmissionen variieren dabei stark. Kann es sein, dass wir in der einen Mission die ganze Stadt mehrmals ablaufen müssen, um bestimmte Zutaten für ein Gegenmittel oder ein Stelldichein mit Geistern geboten zu bekommen, reicht es in anderen Missionen, mit einem kleinen Jungen ein Wettrennen zu veranstalten, welches spürbar weniger fordernd ist. Machbar sind alle Missionen, allerdings muss man sich immer wieder entscheiden, ob man die wertvolle Zeit für eine aufwendigere Mission opfern möchte oder lieber eine einfachere nimmt, um im Anschluss der Hauptgeschichte zu folgen. Die Geschichten hinter diesen Missionen sind aber meist liebevoll und rührend erzählt. Verschließt man sich vor einem Großteil dieser Aufgaben, so verliert „Lightning Returns: Final Fantasy XIII“ einiges an Charme und weiß deutlich weniger zu fesseln.

Insgesamt ist die düstere Stimmung des Spiels von Themen wie Trauer, Verlust und Hoffnungslosigkeit geprägt. Durch die fesselnde Erzählweise ist dies weniger störend, allerdings stellt man sich gelegentlich die Frage, ob die depressiven Äußerungen Lightnings nicht einen Großteil zur Weltuntergangsstimmung beitragen und eventuell zu überspitzt dargestellt werden. Einen hohen Wiederspielwert hat das Spiel aber allemal: Die vielen Missionen können nicht komplett in einem Spieldurchgang absolviert werden. Auch wird man nach dem einmaligen Durchspielen mit einem neuen, herausfordernden Spielmodus belohnt, in dem es unter schwierigeren Gegebenheiten gilt, all das nachzuholen, was zuvor verpasst wurde.

Für jeden Kampf das passende Gewand

In diesem Spiel stellt sich Lightning erstmals alleine gegen ihre Gegner und Monsterhorden. Aus diesem Grund wurde das Kampfsystem dementsprechend angepasst und der Paradigmenwechsel aus den vorherigen Teilen musste weichen. Nun kann man sich im Vorfeld für bis zu drei Garnituren entscheiden, welche mit entsprechenden Attacken versehen und angepasst werden. Im Kampf löst man die ausgewählten Attacken durch Betätigen der zugewiesenen Taste aus und hat so das Gefühl eines freien Kampfsystems. Allerdings ist die Auswahl der Attacken an eine ATB-Leiste gebunden: Sollte sich diese dem Ende neigen, so ist ein Kleidungswechsel zwingend notwendig oder man muss sich gedulden, bis die Leiste wieder gefüllt ist. Durch dieses System ist ein taktische Denkweise vorteilhaft.

Gerade zu Beginn des Spiels, aber auch im Eifer des Gefechts, hat man das Gefühl, die Knöpfe wahllos zu betätigen und dadurch eher Chaos als Ordnung zu stiften. Wird man anfangs noch mit leichten Gegnern verwöhnt, so kommt man schnell in den Genuss der knackigen Gegner, welche einem das Leben erschweren. Nur mit der richtigen Herangehensweise können diese bezwungen werden und selbst dann benötigt man mehrere Versuche, wenn man sich nicht ausreichend vorbereitet hat. Eine Niederlage kostet dabei immer eine kostbare Stunde in der Welt von Nova Chrysalia. Auch hier wird erneut Druck auf den Spieler ausgeübt, welcher dem Spielspaß nicht wirklich zugute kommt.

Immerhin wird etwas Abhilfe in Form von verschiedenen Fähigkeiten geschaffen, welche unter EP- Verbrauch eingesetzt werden können. Energiepunkte können verwendet werden, um die Zeit während, aber auch außerhalb eines Kampfes auszutricksen. So ist es beispielsweise möglich, die Zeit einzufrieren und entweder dem Gegner zusätzlichen Schaden zuzufügen oder um sich etwas Zeit für eine Mission zu verschaffen. Auch ist es möglich, unter Energie-Verbrauch eine klassische Heilung durchzuführen. Doch eine der wichtigsten Fähigkeiten ist die Teleportation, welche es ermöglicht, ohne Zeitverlust in eine der vier Regionen zu teleportieren. Doch wie viele Dinge in „Lightning Returns“ sind auch diese Energiepunkte beschränkt und deshalb bedächtig einzusetzen.

Grafischer Stillstand & musikalischer Zeitgeist

Die Grafik von Lightning Returns: Final Fantasy XIII reiht sich in die der vorherigen „Final Fantasy XIII“-Teile ein. Da diese aber mittlerweile schon über vier Jahre auf dem Buckel haben, darf man hier keine Höchstleistung erwarten. Manche Texturen wirken matschig, die Bewohner von Nova Chrysalia sind lieblos animiert und strotzen nicht wirklich vor Detailreichtum. Andererseits hat man sich bei den Hauptprotagonisten viel Mühe gegeben und mit viel Liebe zum Detail die jeweilige Persönlichkeit gekonnt herausgearbeitet – wenn man von den Garnituren von Lightning mal absieht, deren Attribute von edel bis anstößig angesehen werden können. Die Zwischensequenzen sind in gewohnter Manier äußerst sehenswert und auf vielerlei Hinsicht eine Augenweide – ebenso, wie man es von einem guten „Final Fantasy“ gewohnt ist. Doch auch musikalisch darf man genau das erwarten, was in den letzten beiden Teilen der „Final Fantasy XIII“-Saga zu hören war. Die Musikstücke sind gekonnt komponiert und lassen Fans in Erinnerungen schwelgen. Eigentlich wäre hier aus musikalischer Hinsicht nichts zu meckern, wären da nicht die immer währenden Funksprüche von Hope oder die Fahndungsdurchsagen in Yusnaan. Diese stören das musikalische Gesamtbild, da man sich so nicht wirklich auf die Stücke konzentrieren kann wie man es denn möchte.