Seit über 27 Jahren erscheint in Japan der sehr erfolgreiche Manga „JoJo’s Bizarre Adventure”. Zudem gibt es noch einige Videospiele und Anime-Adaptionen. Hierzulande ist das Franchise weitestgehend unbekannt. Nun veröffentlicht Bandai Namco das neueste Beat’em Up rund um die Familie Joestar endlich bei uns. Als Entwickler nahm man CyberConnect 2 unter Vertrag, die schon mit den „Naruto”-Videospielen erfolgreich waren. Wir haben uns das Spiel für euch zur Brust genommen und wollten herausfinden, ob „JoJo’s Bizarre Adventure: All-Star Battle” Fans und Neulingen gefallen kann.

Mehr-Generationen-Familie

Die Geschichte von „JoJo’s Bizarre Adventure” ist schwierig in ein paar Sätze zu fassen. Der Manga und somit auch das Spiel umfassen mittlerweile acht Generationen der Joestar-Familie. Diese steht in einem ewigen Streit mit Dio Brando, der dem ersten JoJo, mit vollem Namen Jonathan Joestar, den Körper geklaut hat. Seitdem kämpfen die Abkömmlinge von JoJo gegen Dio und seine Schüler. Über die Generationen hinweg entwickelten die JoJos und auch ihre Gegner ganz eigene Spezialfähigkeiten, die sogenannten Stands.

Im Story-Modus kann man die gesamte Geschichte des Mangas bis zur achten Generation nachspielen. Leider hat auch „JoJo’s Bizarre Adventure: All-Star Battle” wieder die typischen Fehler eines Videospiels, das auf einem Anime basiert. Die Geschichte wird viel zu wirr erzählt und wer sich nicht auskennt, wird schnell den Faden verlieren. Fans können zwar aufatmen, dass an der Story selbst nichts verändert wurde, aber so richtig weiß die gesamte Präsentation in kurzen Standbildern nicht zu gefallen. Trotzdem wird man sich durch die Geschichte kämpfen, da man so die Charaktere für die anderen Modi freischalten kann.

Viele Charaktere, nichts dahinter

Bei einem Beat’em Up ist aber das Kampfsystem das Wesentliche. „JoJo’s Bizarre Adventure: All-Star Battle” präsentiert sich klassisch aus einer 2D-Ansicht, man kann sich aber in einer 3D-Umgebung bewegen. Mit den typischen Bewegungen, wie ein Viertelkreis nach vorne oder ein Halbkreis nach hinten, lassen sich Spezialattacken ausführen. Viel Varietät gibt es nicht: Jeder der 35 verschiedenen Charaktere hat ungefähr das gleiche Move-Set. Somit finden sich Neulinge schnell zurecht, aber mancher Veteran könnte sich unterfordert fühlen. Da es sich bei dem Spiel um eine Anime-Adaption handelt, dürfen natürlich nicht die Bildschirm füllenden Spezialattacken fehlen. Spätestens bei den sogenannten „Heat Attacks" wird einem klar, dass die Entwickler nie vor hatten, ein ausgeklügeltes Kampfsystem mit viel Spieltiefe und einem weitreichenden Charakterbalancing zu erschaffen. Stets nach dem Motto: Wer im Manga stark ist, muss auch im Spiel die Oberhand haben. Somit wird man sich schnell auf eine handvoll Charaktere festlegen und der Rest wird schlichtweg ignoriert. Trotzdem wird jedem Fan die riesige Auswahl gefallen und man findet schnell seinen Liebling.

Genau das spiegelt sich im Online-Modus wider, da immer nur die gleichen Kämpfer ausgewählt werden und wirklich spannende Kämpfe nie entstehen. Das ist auch ein großes Problem bei „JoJo’s Bizarre Adventure: All-Star Battle”. Das Spiel schafft es nicht, die Kämpfe so zu inszenieren, dass sie wirklich Spaß machen. Die Stages, die zwar mit kleineren Danger-Zones gespickt sind, die zwar vom Stil her passen aber nur selten wirklich nützlich sind, sind nicht spektakulär genug, um zu überzeugen. Nachdem man alles einmal ausprobiert hat, macht sich sehr schnell Ernüchterung breit und man geht lieber wieder zur Konkurrenz.

Entschärfte Abzocke

Doch neben der Story und den obligatorischen lokalen und online Mehrspieler-Modi gibt es noch weitere Auswahlmöglichkeiten, die um die Aufmerksamkeit des Spielers buhlen. Im Arcade-Modus kämpft man im Akkord gegen eine zufällige Auswahl von acht Kontrahenten. Am Ende wird ein Highscore ermittelt. Interessanter ist dann doch die Kampagne, die in Japan schon im Vorfeld für viel Furore sorgte.

Eines sollte man zu diesem Modus zu allererst erwähnen: Wie bei einem Facebook-Spiel hat man eine Energie-Ressource, die durch insgesamt zehn Balken repräsentiert wird. Bei einem Kampf kann man frei bestimmen wie viele Balken man verwenden möchte. Man sollte aber beachten, dass sich diese nur langsam über die Zeit erholen. Durch Mikro-Transaktionen kann man gegen kleines Geld die Wartezeit verkürzen oder Energie dazu kaufen. Während man zum Start des Spiels in Japan noch 20 Minuten für einen neuen Balken Energie warten musste, ist die Wartezeit nun auf 2 Minuten gekürzt wurden. In dem Kampagnen-Modus wählt man nun aus einer Liste einen Gegner aus. Dieser hat eine bestimmte Anzahl an Lebensenergie, die sinkt, wenn man ihn besiegt. Je besser man im Kampf abschneidet und je nach dem wie viele Energie-Ressourcen man verwendet, desto mehr Lebensenergie wird dem Gegner abgezogen. Wenn er keine Leben mehr hat, schaltet man für den jeweiligen Charakter neue Outfits, Posen, Taunts und Farben frei.

Perfekte Präsentation im Pudding-Mantel

Die Präsentation von „JoJo’s Bizarre Adventure: All-Star Battle” ist das, was das Spiel ausmacht. In wahrer Perfektion wurde der Stil des Mangas eingefangen. Die Attacken sind eins zu eins übernommen und man hat mit den vielen Panels und Sprechblasen das Gefühl, einen zum Leben erwachten Manga steuern zu können. Doch leider reißt einen die technische Umsetzung immer wieder hinaus. Ständiges Geruckel und eine Framerate unter 30 FPS sind bei einem Beat’em up ein No-Go. Dazu kommt, dass die Kämpfe sich nicht gerade flott spielen. Man hat oft das Gefühl, als würden die Kämpfer durch Wackelpudding schwimmen. Die Sounduntermalung bleibt mit seinen rockigen Klängen meist im Hintergrund.

Folgender Hinweis zum Test: Er basiert auf der inhaltsgleichen japanischen Fassung des Spiels. Der neueste Patch entsprach den Neuerungen der westlichen Version und diese spiegeln sich auch im Text wider.