Ein weiteres Jahr, ein neues Spiel der „Assassin’s Creed“-Reihe. Dieses Muster konnte Ubisoft lange einhalten, begeht nun aber einen Bruch mit der Tradition. Mit „Assassin’s Creed: Rogue“ erhalten die alten Konsolen nämlich noch einen zusätzlichen exklusiven Ableger der Reihe, welcher den dritten und vierten Hauptteil miteinander verbinden soll, während auf PlayStation 4 und Xbox One zu „Assassin’s Creed: Unity“ gegriffen wird. Wir haben uns in eisige Regionen begeben und haufenweise Gegner besiegt, um euch mitteilen zu können, ob das wohl letzte „Assassin’s Creed“ für die Last-Gen einen Kauf wert ist.

Das dunkelste Kapitel der Reihe

Als Assassine ist Shay Patrick Cormac unterwegs, um die Bruderschaft zu verteidigen, Informationen zu beschaffen und natürlich die bösen Templer zu ermorden. Das Muster ist bereits seit dem ersten Teil der Reihe bekannt, doch mit dem neuesten Ableger soll sich das ein wenig ändern. Nach einigen Spielstunden verschlägt es den Iren nämlich zu den Templern, wieso das allerdings so ist wollen wir nicht verraten. Allgemein dürfen sich Fans der Reihe vor allem darauf freuen, dass die Seite der Tempel-Ritter viel näher beleuchtet wird und sie nicht mehr die absolut Bösen sind. Zudem wird der Siebenjährige Krieg beleuchtet, der eine zentrale Rolle in der Geschichte einnimmt.

„Assassin’s Creed: Rogue“ stellt den Abschluss der Kenway-Saga ab. Das bedeutet natürlich, dass die Kenner der Vorgänger „Assassin’s Creed 3“ und „Assassin’s Creed IV: Black Flag“ auf einige bekannte Charaktere treffen werden und viele Anspielungen auf deren Geschichte erleben. Das sollte Neueinsteiger allerdings nicht zu sehr beeinträchtigen, denn auch so ist die Geschichte sehr verständlich und spannend. Der düstere Ton steht der Serie ebenfalls sehr gut und bringt ein wenig Abwechslung in einen Titel, der ansonsten kaum Veränderungen aufzuweisen hat.

Zwischen den einzelnen Kapiteln findet sich der Spieler in der Firma Abstergo wieder, wo aus der Ego-Perspektive heraus eine Rahmengeschichte erlebt werden darf. Die ist allerdings nicht sonderlich spannend und die Aktivitäten im Büro können auch nicht gerade durch Vielfalt punkten. Trotzdem sind Anspielungen auf Ubisoft, sowie die Informationen über vorherige Serien-Teile nett anzusehen.

Setz die Segel, Kapitän!

Wirklich viel Neues darf man in „Assassin’s Creed: Rogue“ leider nicht erwarten. Das ist allerdings für Fans der Reihe gar nicht mal so schlimm, denn noch immer machen die einzelnen Elemente unglaublich viel Spaß. So geht es mit dem Schiff auf das große Meer, wo Schätze geborgen und Feinde in See-Schlachten besiegt werden können. Hier haben sich eher die kleineren Veränderungen versteckt, die das Gameplay zwar nicht wirklich verändern, aber ein wenig verfeinern. Da viele der Schlachten nun in eisigen Regionen ausgetragen werden, können Eisblöcke mit Kanonenkugeln zerstört werden. Dadurch wird eine große Welle ausgelöst, die vor allem kleinere Schiffe fast komplett zerstören kann. Ansonsten ist der Mix aus guter Koordination sowie dem richtigen Einsatz von Kanonen und weiteren Schuss-Waffen gefragt, um am Ende die feindlichen Schiffe entern und deren Beute erhalten zu können.

Dabei ist vor allem die Atmosphäre großartig und zeichnete bereits die Vorgänger aus. Wenn das Schiff über die großen Wellen segelt, die Mannschaft ihre Lieder singt und der Spieler die volle Kontrolle hat, dürften sich die Meisten wie große Piraten fühlen. Wirklich schade ist eigentlich nur die fehlende Abwechslung. Nach einer gewissen Zeit werden die Fahrten zu repetitiv und die Schlachten zu langweilig, um auch auf lange Zeit überzeugen zu können. Da helfen auch kleinere Missionen nicht, die jederzeit ausgelöst werden können. Einzig die obligatorischen Schneestürme lassen die Angelegenheit schwieriger werden, doch sobald man sich einmal daran gewöhnt hat, ist auch hier die Luft raus. Zum Glück gibt es noch mehr oder weniger hilfreiche Upgrades, die das Schiff stabiler oder die Kanonen stärker machen und erstmal finanziert werden müssen.

Das Leben eines Templers

Einer der größten Aspekte an „Assassin’s Creed: Rogue“ dürfte wohl die Wandlung vom Assassinen zum Templer sein. Das mag zwar für die Geschichte interessant sein, spielerisch ändert sich an der bekannten Formel allerdings nahezu gar nichts. Das bedeutet, dass der Spieler noch immer verschiedene Gebäude erklimmt, einen Gegner nach dem anderen ausschaltet und am Ende ein Attentat verübt. Dabei helfen einige interessante Waffen, wie zum Beispiel Schlafpfeile, mit denen Gegner für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt werden können. Deutlich aggressiver sind die Berserkerpfeile, die ein Opfer alles und jeden um sich herum angreifen lässt. Doch auch Granaten hat der Templer immer dabei, um vor allem größere Gegnergruppen zu verwirren.

Das leise Auftreten ist auch als Templer von Vorteil. Oft wird vom Spieler verlangt sich unentdeckt dem Ziel zu nähern, weshalb man sich zwischen Gräsern verstecken sollte, um Gegner anzulocken und diese zu beseitigen. Wie in jedem Ableger der Reihe macht das Spaß, aber wirklich anders als im Vorgänger spielt sich das nicht. Es kommt einem sogar meistens so vor, als ob alles schon einmal erlebt wurde. Grund dafür sind die fehlenden Innovationen, denn selbst die Nebenmissionen könnten direkt aus „Assassin’s Creed IV: Black Flag“ übernommen worden sein. Forts müssen erobert werden, Gangs gehören besiegt und Geiseln sollten befreit werden. Auch die Stadt New York darf renoviert werden, damit ein Teil der Einnahmen in den Geldbeutel des Spielers fließt. Wer nur Wert auf die Hauptmissionen legt, wird den dort monotonen Spielverlauf ebensp bemerken. Meist müssen nämlich dieselben Missionen bewältigt werden. Das alles wäre bei weitem nicht so schlimm, wenn man nicht schon alles im Vorgänger erlebt hätte. Die zahlreichen Beschäftigungen wirken nämlich dadurch recycelt und die Neuerungen, die jeder Teil mit sich bringen sollte, werden vermisst.

Das einzige wirklich neue Element dürften die Auftragskiller sein. Natürlich will der Assassinen-Bund den übergelaufenen Templer selber töten, so wie es die Spieler in vorherigen Teilen getan hätten. Das erinnert ein wenig an den Multiplayer-Modus, der in diesem Ableger fehlt, denn diese Gegner müssen identifiziert und getötet werden. Wichtiges Hilfsmittel ist das Adlerauge, mit dem Feinde identifiziert und markiert werden können. Besonders heikel wird die Angelegenheit, wenn der Spieler selbst einer Mission nachgeht, aber auch auf diese zusätzliche Gefahr achten muss. Dadurch wird ein bedachteres Vorgehen verlangt, das die nötige Abwechslung mit sich bringt.

Technik

Auch auf der technischen Seite dürfte jeder bemerken, dass sich nicht viel getan hat. Im Gegensatz zu „Assassin’s Creed: Unity“ kann der Titel nämlich nicht von der Überlegenheit der aktuellen Konsolengeneration profitieren und wirkt leider ein wenig veraltet. In den Städten sieht das Spiel oft gut aus, die Landschaften sind dafür nicht wirklich bombastisch. Auch die Schneestürme wirken oft ein wenig zu verpixelt und verlangsamen das Spiel an einigen Stellen sogar. Dafür sind die Tiere erneut schön anzusehen und vor allem wenn die Riesenalks vor dem Spieler flüchten oder der Eisbär zum Angriff übergeht, packt der Titel wohl jeden mit seiner dichten Atmosphäre. Der Soundtrack ist dabei wie immer episch und unterlegt jede Situation nahezu perfekt. Ebenso gelungen ist die Synchronisation, auch wenn in der deutschen Version der markante irische Akzent fehlt.