Virtual Reality, das ist ein Begriff, der schon seit den Neunzigern des letzten Jahrhunderts immer wieder fällt. Dies soll durch aufsetzbare Headsets erreicht werden, die das Bild direkt vor den Augen darstellen. Damals waren diese Gerätschaften schwer, klobig und teuer – und somit nur ein Nischenprodukt. Nun wird die Technik bezahlbar und deutlich nackenfreundlicher. Wir haben uns Sonys „Project Morpheus“ genauer angeschaut und verraten euch, ob ihr bald den Fernseher zum Flohmarkt schleppen könnt.

Die Technik dahinter

„Project Morpheus“ lautet der aktuelle Codename von Sonys VR-Projekt. Der interne Bildschirm arbeitet mit der Full HD-Auflösung von 1.920x1080 Pixeln, die sich jedoch auf beide Augen aufteilt und somit letztendlich nur 960x1080 Pixel bietet. Per HDMI wird „Project Morpheus“ mit der PS4 verbunden und arbeitet anschließend mit dem DualShock 4 und auch Move zusammen. Sogar die PlayStation Kamera wird unterstützt und kann so die kompletten Körperbewegungen erfassen und ins Spiel übertragen, wozu auch die Bewegungs- und Beschleunigungssensoren des VR-Headsets beitragen. Was nun leider immer noch fehlt, sind der Preis und das Erscheinungsdatum. Bei letzterem hoffen wir, dass es noch 2015 so weit sein wird.

Aufgesetzt

Auf der gamescom gab es nun erstmals für ein breiteres Publikum die Möglichkeit, in die VR-Welten der PlayStation 4 abzutauchen, das sogar bei einer der drei spielbaren Demos wortwörtlich. Doch erst einmal ein paar Worte zu „Project Morpheus“ selbst. Der äußere Eindruck wirkt sehr edel. Fast wie aus einem Guss wirkt es von Außen, ohne sichtbare Nähte, Schrauben oder ähnlichem. Sitzt es erst einmal auf dem Kopf, hat man es auch fast schon wieder vergessen. Sehr bequem und sehr leicht ist es, wodurch wir auch nach der 10-minütigen Anspielsession nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen im Halsbereich wahrnehmen konnten. Der tolle Eindruck endet zum Glück nicht beim Blick auf den Bildschirm. Dieser ist so perfekt dimensioniert, dass man garnicht mehr wahrnimmt, dass man auf eine Mattscheibe schaut. Es ist tatsächlich so, als ob man sein eigenes Sichtfeld vor sich hat. Dazu ist auch die Bewegungserfassung sehr gelungen. Ob links, rechts, oben oder unten, die Bewegung wird im ausreichend großen Radius korrekt erfasst.

Abgetaucht

Die erste von uns getestete Demo hörte auf den Namen „The Deep“. Hier ging es im Taucherkäfig tief unter die Meeresoberfläche, um sich an der dortigen Flora und Fauna zu ergötzen. Leider hat sich aber ein größerer Vertreter der zweiten Kategorie dazu entschieden, auch uns genauer in Augenschein zu nehmen. Ein Hai taucht auf und schwimmt nah, sehr nah am Käfig vorbei. Wir verfolgen ihn nervös mit dem Blick und hoffen, dass er uns nicht zu nahe kommt. Von unserer Signalpistole unbeeindruckt fängt er damit an, den Käfig Stück für Stück auseinander zu nehmen. Erst einige außen befestigte Teile, anschließend die komplette Vorderwand. An dem Zeitpunkt wissen wir nicht, was beängstigender war: der Hai, der nun ungehindert zu uns durchdringen kann, oder der Blick in den tiefen, dunklen Abgrund vor uns. Glücklicherweise hat die Crew an Board des Schiffes es nun endlich geschafft, die Seilwinde wieder unter Kontrolle zu bringen und zieht uns zurück an die Oberfläche, wonach die Demo endet. 

Mit leichtem Schweiß auf der Stirn setzen wir „Project Morpheus“ ab und atmen erstmal tief durch. Denn auch wenn der Hai wirklich für Puls gesorgt hat: viel mehr Stress hatte der Gleichgewichtssinn. Denn wenn der Käfig einmal ins schwanken kam, wollten die Augen gern einen Ausgleich der Schwankungen durch Entgegenlenken mit dem Körper haben. Der Gleichgewichtssinn dagegen war korrekterweise der Meinung, dass wir doch still da stehen. Dies dürfte neben der Angst vor großen Meeresbewohnern und der Höhenangst für einige Spieler erstmal eine kleine Hürde darstellen, an die man sich jedoch recht schnell gewöhnen sollte.

Heruntergerollt

In der zweiten Demo, die wir antesten konnten, nahmen wir Platz auf einem Straßenschlitten und sind ein gebirgiges Geländer heruntergedüst. Zunächst haben wir uns in Ruhe auf einem Sitzkissen hingesetzt und „Project Morpheus“ angezogen. Das erste, was wir sehen konnten, war ein Mensch, der die Arme angewinkelt hat und verdächtig auf der Straße liegt. Da wir Videospiele kennen, war uns klar, dass gleich etwas passieren wird. Langsam bewegt er sich nach vorne und nimmt Geschwindigkeit auf. Mit Kopfbewegungen nach links oder rechts steuern wir den Schlitten und rasen so schon nach kurzer Zeit über die Piste. Doch auf der Straße lauern auch Gefahren wie Autos oder Lastwagen. Unter letzteren kann man darunter durchfahren, um einen kleinen Turbo zu bekommen. Fährt man aber doch einmal gegen ein Hindernis, dann wird man ausgebremst. 

„The Luge“ ist eine feine zwei- bis dreiminütige Tech-Demo, die zeigt, was es für Wege gibt, mit „Project Morpheus“ zu spielen. Komplett ohne Controller ließ sich die holprige Abfahrt meistern und wir konnten sogar für einen kurzen Moment den ersten Platz in der Rangliste der gamescom belegen. Als ein fertiges Spiel können wir uns dieses Konzept zwar nicht vorstellen, aber wenn es beim Kauf als kostenlose Demo inkludiert ist, dann kann „The Luge“ für einige lustige Momente sorgen. Doch wie bei „The Deep“ kamen wir ein wenig ins Schwitzen, was vor allem an dem intensiven Gefühl von „Project Morpheus“ liegt. Immerhin saßen wir gemütlich und mussten nicht wieder ins Schwanken geraten.