Electronic Arts steht normalerweise eher für große Spiele mit einer bombastischen Inszenierung, die den Mainstream ansprechen sollen. Umso mehr überraschte der Traditionshersteller auf der E3-Pressekonferenz, als er „Unravel” angekündigt hat. Der Puzzle-Platformer entsteht bei dem kleinen, schwedischen Entwicklerstudio Coldwood und dreht sich um die herzerwärmende Geschichte von Yarny. Wir haben uns auf der gamescom das Pad geschnappt und vorab einige Rätsel gelöst. Unseren Ersteindruck zu dem Garn-Männchen lest ihr in der folgenden Preview.

Magisches Garn

Die Geschichte startet mit einer alten, schwedischen Oma, die eines Tages ihr Garn verliert, das sich nach und nach entrollt und draußen in Yarny zusammenrollt. Von nun an schwirrt das Männchen auf der Suche nach neuem Garn durch die Landschaft. Viel kann man zur Geschichte an sich noch nicht sagen, jedoch wird sie in einem kurzen Render-Video liebevoll präsentiert.

Ein Männchen und sein Garn

Bessere Eindrücke haben wir vom Gameplay bekommen, das sich typischerweise stark an anderen Puzzle-Platformern orientiert. In der Rolle von Yarny muss man mal wieder physik-basierte Puzzles lösen. Dafür hat man die Möglichkeit, das verfügbare Garn zu einem Lasso zu machen und sich somit an bestimmten Ankerpunkten emporzuschwingen. In der gezeigten Demo konnte aber auch an den gleichen Punkten ein Stück vom Garn angehangen werden. Wenn man dies bei zwei Punkten macht, dann spannt sich das Garn und man kann es als Trampolin nutzen, um an höher gelegene Stellen zu gelangen. Dadurch ergeben sich schon am Anfang einige knifflige Rätsel, die einiges an Hirnschmalz erfordern. Wenn man mal einen Fehler gemacht hat, dann kann man einfach an seinem Garn wieder zurück klettern.

Herzzereißend

Man bekommt also nicht wirklich viel Neues innerhalb des Genres geboten, aber das ist bei „Unravel” auch nicht das Problem, denn das Spiel hat andere Ansprüche, die es erfüllen möchte. Zunächst einmal hat das Spiel mit Yarny einen Charakter, der einem sofort ans Herz wächst. Nur durch seine Animationen und Bewegungen fühlt man sich bereits mit ihm verbunden und möchte ihn sicher an sein Ziel bringen. Man fiebert förmlich mit, wenn Yarny sich langsam entrollt, wodurch er immer weniger Garn hat und sich somit auch nur noch beschränkt bewegen kann. Deshalb sind die Checkpoints auch als große Wollknäuel gestaltet, bei denen sich das Männchen wieder auffüllen kann.

Leider entsteht dadurch aber auch eine Einschränkung des Spiels, denn jedes Rätsel kann in der Regel nur durch einen ganz bestimmten Weg gelöst werden. In der Demo gab es einen Abschnitt, bei dem man Garn zwischen zwei Punkten spannen musste. Wenn man aber erst den hinteren genommen hat und danach den vorderen, dann fehlten einem wenige Zentimeter bis zum nächsten Checkpoint und Yarny quält sich in einer herzzereißenden Animation ab, da er nicht mehr weiter gehen kann. Dadurch muss man unnötigerweise wieder einige Schritte zurück gehen und noch einmal das Rätsel lösen, was im späteren Verlauf bei komplexeren Abschnitten sicherlich nerven kann.

Wunderschöne Ästhetik

Grafisch sieht man „Unravel” kaum an, dass es bei einem kleinen Studio entsteht. Yarny, Gegenstände oder auch Gegner wie eine fiese Krabbe sind ausnahmslos liebevoll wie detailreich animiert und selbst die Hintergründe strotzen vor Details. Ob nun Bäume im Wind oder das rauschende Wasser, alles ist einfach stimmig und versprüht einen sehr melancholischen Charme. Die bisher gehörten Stücke aus dem Soundtrack haben die Atmosphäre perfekt eingefangen und werden sicherlich auch im vollen Spiel einiges an Emotionen übertragen.